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Letzte Generation: Mitglieder wollten Sprengstoff beschaffen – diskutierten Mordphantasien

Das Online Magazin Apollo News hat Zugriff auf 300 Megabyte interner Chatnachrichten der Letzten Generation und diese ausgewertet. Darin zeigt sich das andere Gesicht der Bewegung: Gewaltbereitschaft, terroristische Gesinnungen und konkrete Pläne. Von Max Mannhart und Willi Weißfuß

IMAGO

Während der Proteste um die Räumung von Lützerath, eskalierte die Stimmung innerhalb der Letzten Generation. In der offiziell moderierten Chatgruppe „Austausch: LG goes Lützi“, auf die Apollo News Zugriff hat, werden Mordphantasien und Pläne zu schweren Straftaten geäußert.

Die Aktivistin, die sich Zoola nennt, schreibt über NRW-Innenminister Reul und RWE: „Ich könnt seit Tagen auch nur noch ausrasten. Das die echt noch keiner übern Haufen geschossen hat, ist echt ein wahres Wunder!“

Zoola schreibt: „weisst de was du machen musst?!… Ständiges Besuchen gehen, mit Scheissebeuteln auf die werfen! Nagelbretter auslegen und so weiter und so weiter!!
Denn, du siehst wohin Gewaltlosigkeit führt!“
Zoola ist keine verwirrte Jugendliche, sondern ein aktives Mitglied der Bewegung, gehört zum inneren Kreis und war an mehreren Aktionen beteiligt. Sie ist zudem Mutter von zwei Kindern im Teenager-Alter.

Schließlich schlägt Zoola vor, Bagger und Konzern-Zentrale von RWE in Brand zu setzen. Dann meldet sich der Aktivist Igor und schreibt: „Das Zeug brennt nicht gut, glaub mir der Bagger ist aus Eisen und das Büro aus Ziegel“. Er schreibt: „Wer von euch kennt sich mit Sprengstoff aus? Bitte welchen besorgen“. Als sich niemand meldet schließt er an: „Sonst kauf ich welchen im Darknet“.

In der Gruppe sind hochrangige Mitglieder der Letzten Generation. Es gibt zaghafte Distanzierungen.

Man solle sich abregen. Ein Nutzer warnt, die Worte seien „unter Umständen auch strafrechtlich relevant.“ Schon deshalb solle man es es unterlassen vor „über 70 Mitgliedern darüber in dieser Form zu sprechen.“
Im Umkehrschluss: Solche Diskussionen bitte in geheimere Gruppen verlagern.

Zoola antwortet: „Und bei allem was die sich so leisten, ist das denk ich ganz normal das man da Mordfantasien bekommt! Wenn dies nicht so wäre, dann hast du s nicht verstanden!! Ganz einfach! Denn es MUSS einen Weg geben, der es ermöglicht denen für immer und ewig denen den Garaus macht!!!“

Ein anderer Nutzer will Zoola in den Arm nehmen. Zoola und Igor sind bis heute in der Gruppe, bis heute bei der Letzten Generation. Konsequenzen gibt es keine, keine internen, keine Anzeige.

Das sind keine Einzelfälle

Christoph M. fragt am 18. Januar: „Warum wird bei so einer Schaufelradbagger Besetzung eigentlich nicht der Schaltschrank angezündet oder demoliert?“

Zoola schreibt an anderer Stelle: „Es Muss jede Art von Widerstand geben. Ich persönlich bin ja auch der Meinung, dass gewaltfrei nix bringt! Und, dass Antifas jetzt endlich mal von Verteidigung zum „Angriff,“ übergehen… Muss der scheiß Staat sich echt nicht wundern!“

Igor schreibt: „Liebe Lützerath Leute, falls ihr das liest. Ihr müsst diese riesen Höllen Maschinen zerstören egal wie Hauptsache nicht mehr Funktionsfähig. Sägt Sie an, zerstört das Zeug im Führer Haus zerstört die Treppen zum Führer Haus“.

Dieses Gedankengut ist tief in der Bewegung verwurzelt. So wird eine eine 49-Seitige Theorieschrift immer wieder breit geteilt und offen diskutiert: Die Übersetzung von „Wie Gewaltfreiheit den Staat schützt“, des berüchtigten amerikanischen Linksextremisten Peter Gelderloos. Darin wird Gewaltfreiheit nicht nur als „wirkungslos“ und „rassistisch“ eingestuft, es werden historische Beispiele für den Erfolg von Terrorismus dargelegt, Bombenanschläge und Mord als legitime Mittel verteidigt, Malcolm X als Vorbild. Schließlich heißt es: „Aufgrund ihrer inneren Logik können die Unternehmensmedien einen Bombenanschlag nicht so leicht ignorieren wie einen friedlichen Protest.“

Schließlich: „Mit genügend kühnem, ermächtigendem Widerstand können wir über kleine Siege hinausgehen und einen dauerhaften Sieg gegen den Staat, das Patriarchat, den Kapitalismus und die weiße Vorherrschaft erringen. Eine Revolution ist zwingend notwendig, und eine Revolution erfordert Kampf.“

Die Letzte Generation duldet faktische Gewalttaten, solange diese nicht unter dem Zeichen der Bewegung stattfinden. Ein leitendes Mitglied der Letzte Generation, das sich „Thomas Großes Zebra“ nennt, schreibt in einem anderen internen Chat, bei Gewaltaktionen sollen „keine Letze Generations-Banner“ eingesetzt werden. „In der Kommunikation“ sollen die als „selbstmotivierte Taten (gerne auch mit dem Motiv ‚Verzweiflung‘, was zur Lage in Lützerath ja durchaus aus passend angesehen werden kann)“ dargestellt werden.

Dann fragt er, wo Sabotageaktionen sinnvoll seien können. Er habe auch schon mit einem szenebekannten Journalist gesprochen, der sei von der Idee angetan: „Machen … Dieser drecks Verein … Die drecksdinger sind überall“.

Aus diesen Worten werden eben Taten. Wie genau das abläuft, zeigt Apollo News in Teil 2 ihrer Serie #LastGenFiles.


Dieser Beitrag ist zuerst bei Apollo News erschienen.

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