Dass unser aktueller Gesundheitsminister Studien bis in die frühen Morgenstunden nicht nur liest, sondern regelrecht aufsaugt, um sie dann in Talkshows rezitieren zu können, ist hinlänglich bekannt. Während also Geimpfte und Ungeimpfte, Genesene und im Akutstadium Erkrankte ihre REM-Schlafphase absolvieren, liest Karl Lauterbach Studien, wertet sie aus und bereitet sie sprachlich so vor, dass jeder Mitbürger diese sofort verstehen kann.
Nun hat er doch tatsächlich eine Studie selektiert, die so gar nicht in den Kram derer passen mag, die Kinder für eine Krankheit halten. Und diese Ergebnisse hat Lauterbach am gestrigen Tag verkündet. Der Aufschrei war groß. Lauterbach sagte nämlich sinngemäß, dass Kinder in Kitas keine Pandemietreiber waren, weshalb sich die Schließungen der Kitas rückblickend als falsch darstellen.
Die Anhängerschaft von Lauterbach musste bei dieser Passage wohl mehrmals hinhören. Denn für Lauterbach und seine Anhänger waren diese Horte gerade die Horte der Pandemie. Rotzende und hustende Kinder verängstigten eine ganze Nation. Schweres Geschütz musste aufgefahren werden, um die Gesundheit von Opa und Oma nicht aufs Spiel zu setzen. Und nun dieser Paukenschlag. Völlig leidenschaftslos und sichtbar ohne Reue brachte Lauterbach mit rheinischem Singsang ein Narrativ zu Fall.
Aber nicht nur das. Ganz nebenbei brachte er ein weiteres Narrativ zum Einsturz. Kinder in diesen Einrichtungen hätten wohl einen meist asymptomatischen Verlauf, seien nicht besonders gefährdet gewesen und langwierige Verläufe sowie schwere bleibende Schäden seien bei Kita-Kindern eher die Ausnahme. Lauterbach-Kenner mussten diese Sequenz sicher öfter zurückspulen und nachhören. Denn Lauterbach sagte damit im Kern aus, dass die meisten Kita-Kinder gar nicht wirklich krank werden und Long Covid eine sehr untergeordnete Rolle spielt.
Das war für die bisher treuen Lauterbach-Fans zu viel. Auf Twitter entbrannte ein heftiger Sturm der Entrüstung. Viele, die stets treu am selektiven Studien-Klamauk des Gesundheitsministers festhielten und dabei nichts sonderbar fanden, echauffierten sich lautstark über das Ergebnis dieser Studie. Moniert wurde, die ins Feld geführte Studie enthalte nicht das, was Lauterbach hier erzähle. Nun ja. Was aber den meisten hierbei entging, war die eigentliche Botschaft von Lauterbach.
Trickreich und ohne was gesagt zu haben, verkündete Lauterbach, dass eine Impfung für diese Altersgruppe gar nicht notwendig ist. Denn weshalb eine Impfung notwendig sein sollte, wenn eine Infektion meist symptomlos verläuft und nicht mit Gefährdung, langwierigen Verläufen sowie schweren bleibenden Schäden einhergeht – das kann wohl selbst ein Lauterbach nicht mehr erklären.
Manchmal hat das Ungesagte mehr Botschaft als das gesprochene Wort!