Tichys Einblick
Verhängnisvolles Missverständnis

Jeder fühlt sich im Recht

Jeder hat heute vermeintlich auf alles und jedes „ein Recht“. Viele dieser Rechte konkurrieren miteinander – wie der Wunsch des einen, spätabends laute Musik zu hören, mit dem Ruhebedürfnis seines Nachbarn. Verhängnisvoll ist, dass sich intolerante Minderheiten durchsetzen. Ein Weckruf von Theodore Dalrymple.

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Vor einiger Zeit entdeckte ich in Frankreich ein Plakat in der Pra­xis eines Hörgeräteakustikers, das verkündete, dass jeder ein Recht auf gutes Hören habe. Zufällig am gleichen Tag erklärte Papst Franziskus, dass der Zugang zu sauberem Wasser ein Recht sei. Und noch bevor es Abend wurde, las ich einen Artikel über das Recht auf Sterbehilfe.

An diesem Tag geschah nichts Un­gewöhnliches. Im Gegenteil: Wie sonst nur Werbung umgibt uns überall das Gerede über Rechte. Es ist deshalb gewiss sinnvoll, darüber nachzudenkenken, welche Auswirkung diese Idee der Rechte auf unser Denken, auf unsere Kultur und Politik hat. Es ist eine un­heilvolle Wirkung.

Betrachten wir kurz die Beispiele, de­nen ich an diesem Tag begegnet bin: Als Erstes das Recht auf gutes Hören. Die­ses Recht legt nahe, dass, wenn ich er­taube, meine Rechte irgendwie verletzt oder außer Kraft gesetzt wurden. Doch wer war der Täter? Es kann schon sein, dass ich gegen meinen Willen Lärm aus­ gesetzt wurde, was schließlich zum Ver­lust meines Gehörs geführt hat, es kann aber auch sein, dass ich selbst meinen Hörverlust verursacht habe, weil ich meine Stereoanlage zu laut gestellt hat­te. Es gibt jedoch viele andere Gründe für Taubheit, die unabwendbar sind. Ist also ein Tumor oder eine Innenohr­sklerose ein Angriff auf meine Rechte?
Der Hörgeräteakustiker wollte natür­lich nur Reklame für seine Angebote machen, die Aussage rhetorisch zuspit­zen, aber er dachte gewiss nicht daran, dass seine Behauptung wortwörtlich genommen werden könnte.

Worte prägen Bewusstsein

Die Wahl der Sprache ist wichtig, weil der Hörgeräteakustiker damit die Aufmerksamkeit der Menschen wecken wollte. Rhetorik macht viel aus, und es ist eine Tatsache, dass, wenn einmal etwas zu einem Recht erklärt wurde, es im Denken der Menschen in eine meta­physische Sphäre gelangt, wodurch es von der Welt der empirischen Tatsa­chen und Möglichkeiten vollständig abgetrennt wird. Er sagte nicht, was gestimmt hätte, nämlich: Wenn Sie Ihr Gehör verloren haben, könnte ich Ihnen möglicherweise helfen. Er suggerierte stattdessen etwas Falsches, nämlich dass der Hörverlust kein natürliches Phänomen sei, an dem niemand Schuld hat. Der Hörverlust wird dadurch zu etwas Abnormalem, zu einem Angriff auf die Rechte der betroffenen Person, und so werden im Ergebnis die Gelas­senheit, der Widerstand, die seelische Stärke und das Verständnis für die tra­gische Dimension des Lebens zerstört.

Die Forderung von Papst Franziskus, dass sauberes und trinkbares Wasser ein Menschenrecht sei, hat einen ähn­lich zwiespältigen Charakter. Trink­wasser ist etwas materiell Greifbares, das hergestellt werden muss, es ist nicht einfach da. Wenn jedermann das Recht darauf hat, muss auch irgend­ jemand verpflichtet sein, es zu liefern. Aber wer? Die Nachbarn? Das Dorf? Die Stadt, die Gemeinde, das Land oder die Welt? Die Pflicht, ein Gut an jene zu lie­fern, die das Recht darauf haben, muss immer durchgesetzt werden.

Diesen Zwang illustriert das drit­te Beispiel. Wenn jemand auf seinem Recht auf Sterbehilfe besteht, besteht er auch darauf, dass jemand die Pflicht hat, ihm diese Hilfe zu leisten. Vor ei­niger Zeit ist im „New England Journal of Medicine“ ein Artikel erschienen, in dem Folgendes behauptet wurde: Wenn eine Gesellschaft oder die medizinische Zunft einmal beschließt, dass ein ge­wisses Verhalten ethisch vertretbar ist, dann hat der einzelne Arzt nicht mehr das Recht, die Tötung seines Patienten abzulehnen, egal welche seelischen Qualen ihm dies bereiten sollte.

Rechte haben sich verbreitet wie Ka­liumpermanganat in einem Becher Wasser. 1948 wurde in der Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte fest­gestellt: „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewähr­leistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztlicher Versorgung und notwendiger sozialer Leistungen“. Ärztliche Versorgung für alle ist we­nigstens ein erreichbares Ziel, das in gewisser Weise bereits erreicht wurde, denn es gibt nur sehr wenige Orte auf dieser Erde, an denen Menschen ganz ohne leben, wie niedrig auch das Versor­gungsniveau sein mag. Doch dass die­ses Ziel erreichbar ist, macht es noch nicht zu einem Recht.

Wohlbefinden als Menschenrecht?

Allerdings definiert die Weltgesund­heitsorganisation Gesundheit nicht einfach als die Abwesenheit von Krank­heit, sondern als die positive Gegen­wart von vollkommenem – ja, vollkom­menem (!) – physischem, sozialem und psychischem Wohlbefinden.

Daraus folgt, dass jedwede Beeinträchtigung des Wohlbefindens eine Verletzung der Menschenrechte ist. So werden die allgemeinen Menschenrechte zur Ur­sache von allgemeiner menschlicher Unzufriedenheit und Erbitterung, und sie zerstören auch nur die Möglichkeit einer der wichtigsten Tugenden, der Widerstandskraft.

Nun könnte man sagen, dass sei doch egal, denn weder die Allgemeine Er­klärung der Menschenrechte noch die Papiere der WHO würden von irgendje­mandem gelesen. Doch das zu behaup­ten, wäre ein Fehler. Die Lebensphiloso­phie der meisten Menschen besteht aus schlecht verdauten Gerichten und be­haupteten Prinzipien. Es gibt so etwas wie den Zeitgeist.

Dass Rechte tendenziell in eine an­dere, metaphysische Sphäre gehören, illustriert folgender Fall. Ein Kranken­pfleger in dem Krankenhaus, in dem ich arbeitete, war ein intelligenter und an­genehmer junger Mann, der seine Arbeit anständig erledigte. Aber er hatte einen schlechten Geschmack, und eines Ta­ges erschien er mit einer ganzen Reihe von Ringen in seinem rechten Ohr – ältere Damen, die aus der Narko­se erwachten, zogen es wahrscheinlich vor, wieder in die Bewusstlosigkeit zu versinken. Die Krankenhausverwal­tung forderte den Krankenpfleger auf, die Ohrringe während der Arbeit ab­zulegen, worauf er jedoch erwiderte, er habe ein Recht, sie zu tragen.

Ganz offensichtlich hatte er nicht begriffen, dass ihm nicht das Recht ab­gesprochen wurde, Ohrringe zu tragen, sondern das Recht, seine Ohrringe im Krankenhaus während der Arbeitszeit zu tragen. Seiner Meinung nach galt sein Recht, Ohrringe zu tragen, das ja durchaus bestand, immer und für alle Umstände, denn sonst wäre das Recht kein Recht.

Rechte sind von Natur aus unabding­bar. Das macht die Menschen kompro­misslos. Im Gefängnis, in dem ich viele Jahre arbeitete, lernte ich zwei Männer kennen, die die Bewohner ihrer Nach­barwohnung umgebracht hatten. Sie taten das, weil ihre Nachbarn bis in die frühen Morgenstunden sehr laut Mu­sik hörten und nicht bereit waren, die Lautstärke zu reduzieren. Die Nachbarn beriefen sich darauf, dass sie das Recht hätten, Musik so laut zu hören, wie sie nur wollten – und das bedeutete dann ihr Ende …

Einmal fragte ich eine junge Patien­tin, ein 17 Jahre altes Mädchen, was sie mit ihrem Leben anfangen wolle. Sie sagte, sie würde gern Anwältin werden. Ich fragte, welcher Bereich der Jurispru­denz sie interessiere. „Menschenrechte“, erwiderte sie mit einem so vergeistigten Gesichtsausdruck, als hätte sie eine reli­giöse Erleuchtung verkündet.

„Ach ja“, sagte ich. „Wissen Sie, woher die Menschenrechte kommen?“
„Wie meinen Sie das?“, fragte sie.
„Tja, wissen Sie“, sagte ich, „heutzu­tage gibt es anscheinend eine ganze Menge davon. Wo kommen die her? Wa­ren sie immer da, wie Amerika, bevor es von Kolumbus entdeckt wurde, oder er­finden wir sie eins nach dem andern?“
„Sie dürfen so etwas nicht fragen“, sagte sie mit Entsetzen im Blick.
Und vielleicht war es unfair von mir, diese Frage zu stellen, denn schließlich
war sie ja erst 17.

Es ist eine psychologische Tatsache, dass das Gerede über Rechte die mo­ralische Vorstellungskraft erstickt. Als ich einmal vor Medizinstudenten er­klärte, die Menschen hätten kein Recht auf medizinische Versorgung, sagten sie ungefähr so etwas wie: Glauben Sie, dass es richtig ist, wenn wir Menschen in den Straßen sterben lassen? Als ob es zwischen dem Recht auf allgemeine Ge­sundheitsversorgung und dem Schwar­zen Tod nichts anderes gäbe.

Doch als ich sie aufforderte, einen anderen Grund zu nennen, aus dem man Menschen nicht auf den Straßen sterben lassen solle, als das Recht auf Gesundheitsversorgung, konnten sie keinen einzigen nennen. Anders ge­sagt: Die Idee der Rechte hat alle ande­ren moralischen Erwägungen in ihren Köpfen abgetötet.

Was tun, wenn Rechte konkurrieren?

In der Auseinandersetzung über Abtrei­bung in den Vereinigten Staaten stehen einander zwei scheinbar unvereinbare Rechte gegenüber: das Recht der be­fruchteten Eizelle gegen das Recht der Frau, mit ihrem Körper zu tun, was im­mer sie will. Beide Seiten brüllen sich gegenseitig an und behaupten, das je­weils bevorzugte Recht sei das funda­mentalere. Die Auseinandersetzung tritt auf der Stelle, man kommt nicht weiter.

Überall, wo Rechte miteinander in Konflikt geraten – und das ist umso un­vermeidlicher, je mehr Rechte es gibt –, muss der Konflikt gerichtlich entschie­den werden. Das verleiht dem Staat die gewaltige Macht, auch in die kleinsten Verästelungen des Lebens einzudringen. Die Reichweite der Verwaltung wird immer größer, und das Recht wird zum Gebieter über alles und jeden und entscheidet letztlich, was erlaubt ist und was nicht.

In Großbritannien höre ich als Recht­fertigung für schlechtes Benehmen heutzutage häufig: „Es ist nicht gesetz­lich verboten.“ Mit anderen Worten: Was rechtlich erlaubt ist, ist in jedem anderen Sinne auch erlaubt. Man hat das Recht, alles zu tun, was gesetzlich erlaubt ist, und deshalb braucht man keine anderen moralischen Erwägun­gen in Betracht zu ziehen.

Wegbereiter des Egoismus

Und es gibt noch ein anderes ernst­haftes Problem. Zunächst haben die Rechte uns alle zu einer Art egoisti­schem Individualismus ermutigt – im Übrigen zu einem Individualismus ohne viel Individualität. Man glaubt, bestimmte Rechte gehörten weitest­gehend zu Gruppen oder gehörten gar den Gruppen, freilich nur, wenn von diesen angenommen werden kann, sie würden – oder wurden irgendwann in der Vergangenheit – in irgendeiner Weise benachteiligt, unterdrückt oder schikaniert.
Im Umkehrschluss heißt das, nicht nur Individuen, auch Gruppen können Rechte haben. Und auch in diesem Fall können Rechte miteinander in Konflikt geraten – zum Wohl der bürokratischen oder juristischen Schiedsrichter.

Zu den Rechten, die Gruppen für sich in Anspruch nehmen – in Wirklichkeit geschieht dies durch die meist selbst ernannten Anführer dieser Gruppen –, gehört auch das Recht, nicht durch Worte verletzt zu werden, was natürlich auch das Recht beinhaltet, selbst ent­scheiden zu können, was verletzend ist. Doch mit dem Essen wächst der Appe­tit, und so wächst das Gefühl, verletzt worden zu sein, mit früher erfolgten Verletzungen.

Da die Klage darüber, dass man durch Worte verletzt worden sei, das Recht auf die Entscheidungshoheit be­gründet, was gesagt oder nicht gesagt werden darf, wird die Feststellung von Verletzungen zu einem Instrument der Machtausübung. Das Vorhandensein angeblicher Gruppenrechte übt Druck auf die Individuen in Minderheiten­gruppen aus: Die einzelnen Gruppen­mitglieder sollen die vermeintlich kol­lektiven Meinungen akzeptieren, sich zu eigen zu machen oder sich zumin­dest nicht von ihnen distanzieren.

Man braucht nicht eigens zu betonen, dass der Bereich der noch äußerbaren Ansichten umso kleiner wird, je mehr Gruppen für sich beanspruchen, sie dürften auf der Grundlage früherer oder gegenwärtiger Verfolgungen und Miss­handlungen nicht verletzt werden. Wel­che Gruppen vor Verletzungen durch – manchmal nur unbedachte – Äuße­rungen beschützt werden sollen, wird dann irgendwann selbst zur Quelle von Konflikten. Tatsache ist, dass heute die Mehrheit der Bevölkerung irgendeiner Minderheitengruppe angehört, deren jede für sich in Anspruch nimmt, ent­scheiden zu können, was verletzend ist.

Angst vor der freien Rede

Es wäre eine Übertreibung zu behaup­ten, dass dadurch eine Atmosphäre des Terrors entstanden ist – aber eine der Angst und Ängstlichkeit durchaus. Nicht einmal offensichtliche Wahrhei­ten können heute geäußert werden, ohne dass jemand Anstoß daran nimmt.

Es ist nicht lange her, da wurde ich von einem irischen Fernsehsender gefragt, ob ich mich über die plötzliche Zunah­me des Transsexualismus in der west­lichen Welt äußern könnte, ein Phäno­men, das heute als Transgenderismus bezeichnet wird – eine Veränderung im Wortgebrauch, die durchaus von Bedeu­tung und keineswegs unschuldig ist.

Die Verantwortlichen der Sendung wollten jemanden finden, der sag­te, dass die Bedeutungszunahme der Frage etwas anderes sei als ein gro­ßer Fortschritt. Doch sie hatten große Schwierigkeiten – nicht etwa jemanden mit dieser Meinung zu finden, sondern jemanden ausfindig zu machen, der be­reit gewesen wäre, diese Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Das heißt, eine sehr kleine Gruppe hat es innerhalb weniger Jahre ge­schafft, die Debatte über ein zumindest fragwürdiges Thema zu verbieten, in­ dem sie auf ihrem Recht bestand, nicht verletzt zu werden. In kürzester Zeit ist es ihr und ihren Anhängern mittels dieses Rechts gelungen, der Welt eine merkwürdige Ansicht aufzuzwingen, die nur von einer Minderheit innerhalb der Bevölkerung geteilt wird.
Wie das passieren kann, hat mit einer Eigenschaft komplexer Systeme zu tun: Die Gesamtheit verhält sich auf eine Weise, die von den einzelnen Bestand­teilen aus betrachtet nicht vorhersehbar ist, weil die Interaktionen der einzelnen Einheiten eine überragende Rolle spie­len. So ist es unmöglich, aus dem Studi­um einzelner Ameisen abzuleiten, wie eine Ameisenkolonie funktioniert.

Interaktionen folgen meist sehr ein­fachen Regeln. Leider bringen diese gern auch Asymmetrien hervor. Ein Beispiel soll illustrieren, wie sich in ei­nem solchen Fall Minderheiten durch­setzen: Weniger als ein Prozent der Be­völkerung hat eine Erdnussallergie und darf nichts essen, was mit Erdnüssen in Berührung gekommen ist. Weil schon Mengen im Mikrogrammbereich aus­reichen, um lebensbedrohliche Sym­ptome auszulösen, gibt es an Bord von Flugzeugen keine Erdnüsse mehr.
Im Flugzeug scheint die Rücksicht­nahme auf eine Minderheit sinnvoll. Im gesellschaftlichen Diskurs kann sie verheerende Folgen haben. Es stellt sich dann nämlich früher oder später die Frage, ob eine Demokratie – per definiti­onem die Herrschaft der Mehrheit – ihre intoleranten Feinde tolerieren kann. Oder auf das zuvor diskutierte Problem angewandt: Muss man nicht einer Par­tei die Redefreiheit verweigern, die in ihrem Programm die Redefreiheit aus­schließt?

Die erwähnte Debatte zum Trans­sexualismus litt und leidet unter der Rücksicht-nahme auf die Intoleranten und wird so wirksam unterdrückt, dass sie nicht einmal in medizinischen Kreisen stattfindet. Die 2013 erschie­nene Publikation „The Diagnostic and Statistical Manual oft the American Psychiatric Association“ gab an, dass etwa 0,0035 Prozent der Bevölkerung transsexuell seien, das heißt, einer von 30.000. Vier Jahre später gab das „New England Journal of Medicine“ die Zahl mit 0,6 Prozent an, was inner­halb von vier Jahren einem Anstieg um 17.000 Prozent entsprechen würde. Das wurde ohne Kommentar zur Kenntnis genommen. Jeder Kommentar wäre als Angriff auf die Transsexuellen ausge­legt worden.

Rückbesinnung auf Naturrechte

Was auch immer man von der Theorie der Naturrechte halten mag, ihr Ziel war es ursprünglich, das Maß der mensch­lichen Freiheit zu erweitern. In unseren Händen – und ich meine hier die Intel­lektuellen unserer Zeit – wird die Theo­rie der Rechte dagegen benutzt, um un­sere Freiheit einzuschränken.

Die neue Vorstellung von Rechten hat Folgen: Sie fördert den Egoismus und den gedankenlosen Individualis­mus. Sie erzeugt einen Kreislauf der Missgunst und Undankbarkeit, da das, was man als Recht erhalten hat, nicht geschätzt wird, gerade weil man ja ein Recht darauf hat. Sie führt auch zu nie endenden Konflikten, weil die verschiedenen Rechte verschiedener Menschen zu Auseinandersetzun­gen führen, die nur durch Gesetze, schlimmstenfalls durch Gewalt been­det werden können. Sie vernichtet schließlich die morali­sche Vorstellungskraft, da unveräußer­liche Rechte alle anderen moralischen Erwägungen verdrängen, und sie för­dert den persönlichen Egoismus und er­mächtigt Gruppen, was schließlich zur Balkanisierung der Gesellschaft führt und die Idee befördert, dass das Teilen der Beute das wichtigste Ziel von Politik und Wirtschaft sei. Die Konsequenzen für die Freiheit sind offenkundig.


Theodore Dalrymple wurde in England geboren, arbeitete als Gefängnisarzt und Psychiater und ist inzwischen im Ruhestand. Er ist Autor vieler erfolgreicher Bücher und Essays sowie Redakteur des „City Journal of New York“.

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