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Energiepolitik woanders

Japan: Kernkraftwerk Takahama nach 12 Jahren reaktiviert

Kernkraftwerke, die jahrelang im Dämmerschlaf lagen, lassen sich wieder reaktivieren, vorausgesetzt, die Rückbaumaßnahmen haben noch nicht begonnen. Japan liefert den Beweis.

Der Takahama-Kernreaktor wurde nach 12-jähriger Pause wieder in Betrieb genommen, Aufnahme vom 28.07.2023

IMAGO / Kyodo News

Gerade ist Block 2 des Kernkraftwerks Takahama in der japanischen Präfektur Fukui wieder angefahren worden. Im November 2011, ein halbes Jahr nach der Katastrophe von Fukushima, war er eingemottet worden. Zuletzt war er technisch auf den neuesten Stand gebracht worden, vor allem, was die Sicherheit betrifft. Wie einst die deutschen müssen japanische Kernkraftwerke stets auf dem neuesten Stand von Technik und Wissenschaft sein und entsprechend nachgerüstet werden. Das haben die japanischen Reaktorbauer offensichtlich so gut hingekriegt, dass der 780-Megawatt-Druckwasserreaktor, ebenso wie der benachbarte Block 1, jetzt 60 statt bisher 40 Jahre lang betrieben werden darf, also bis zum Jahr 2034.

Die Kansai Electric Power Company, die die beiden Blöcke betreibt, hatte im März 2015 bei der Nuclear Regulation Authority (NRA) die Wiederinbetriebnahme der beiden Reaktoren beantragt. Die Behörde ließ sich reichlich Zeit, sodass Block 1 erst am 28. Juli dieses Jahres den Betrieb wieder aufnehmen durfte, Block zwei jetzt. Damit produzieren zwölf der wegen Fukushima stillgelegten Kraftwerksblöcke wieder Strom. Takahama 2 hatte mit mehr als zwölf Jahren die längste Pause. Fast zwei Dutzend Anlagen warten noch auf die Reaktivierung beziehungsweise die endgültige Stilllegung.

Im Dezember des vergangenen Jahres verabschiedete die japanische Regierung einen Plan, um den Betrieb bestehender Kernkraftwerke zu verlängern und veraltete Anlagen durch neue, fortschrittliche zu ersetzen. Der Schritt sei Teil einer Politik, die der weltweiten Verknappung fossiler Brennstoffe nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Rechnung trage und darauf abziele, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, verlautet aus der Regierung.

Derzeit sind zwei neue Kernkraftwerke mit einer Leistung von 1325 (Shimane 3) und 1328 Megawatt (Ōma) im Bau. Die fortgeschrittenen Siedewasserreaktoren haben das US-Unternehmen General Electric und die japanischen Unternehmen Hitachi und Toshiba entwickelt. Die wichtigsten Verbesserungen: Wenn der Reaktorkern schmelzen sollte kann er sich auf einer besonders großen Fläche ausbreiten, die leicht zu kühlen ist. Zudem wird das Containment, die Sicherheitshülle, die den Reaktor umgibt, bei Stör- und Unfällen mit Wasser gekühlt, sodass es nicht versagen kann. Damit sollen selbst schwerwiegende Ereignisse die Umwelt nicht belasten.

Kernenergie ist nicht die einzige Technik, die Japan einsetzt, um die Emissionen an Kohlenstoffdioxid (CO2) zu reduzieren und letztlich klimaneutral zu werden. So hat das Land in Kobe das weltweit erste Terminal für den Import von Flüssigwasserstoff gebaut und auch schon einen Lieferanten gefunden: Australien produziert den Energieträger der Zukunft mit Solar- und Windstrom. Transportiert wird er mit der in Japan gebauten „Suioso Frontier“, ebenfalls eine Weltpremiere.

Auch aus dem Sultanat Brunei bezieht Japan Wasserstoff, allerdings nicht in flüssiger Form, sondern als Methylcyclohexan. Das ist ein Lösungsmittel, das neben sieben Kohlenstoff- 14 Sauerstoffatome enthält, also ein guter Transporter für das Energiegas ist. Bei Normaltemperatur ist es flüssig, sodass es, anders als flüssiger Wasserstoff, in unisolierten Tanks transportiert werden kann. Am Zielort wird der Wasserstoff wieder freigesetzt, indem die Kohlenstoffatome abgetrennt werden.

Japan will in den kommenden 15 Jahren umgerechnet rund 100 Milliarden Euro in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft stecken. Zumindest am Anfang ist das Land allerdings nicht wählerisch. Es nimmt, was zu kriegen ist, auch wenn es aus Erdgas hergestellt wird. Ziel ist allerdings die ausschließliche Verwendung von grünem Wasserstoff.

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