Tichys Einblick
Aggressive Schüler, hilfloses Schulsystem

Gewalt an den Schulen: Hilflosigkeit gegenüber den jungen Tätern

Das österreichische Schulsystem ist nicht eingerichtet auf Schüler, die nie gelernt haben, Aggressionen zu zügeln; die mitunter selbst traumatisiert sind oder aus gewaltaffinen Kulturkreisen stammen: Immer wieder fallen vor allem migrantische Kinder durch massive Gewaltanwendung auf.

IMAGO / emil umdorf

Selbst in der friedlichsten Zeit – kurz vor den Weihnachtsfeiertagen – terrorisierten junge Gewalttäter Mitschüler oder Lehrer: Im Bundesland Salzburg wurde ein dreizehnjähriges Mädchen von einem Mitschüler aus dem Iran krankenhausreif geschlagen, in Wien attackierte ein syrischer Junge, ebenfalls dreizehn Jahre alt, seinen Lehrer. Eine Umfrage zeigt: Bereits jeder sechste Lehrer will aufhören.

Sie werden ermahnt, in eine andere Schule versetzt, dann wiederum vom Schulunterricht für mehrere Wochen suspendiert – bis sie wieder in der Klasse sitzen und weitermachen: Immer mehr „Problem-Schüler“ terrorisieren Mitschüler, aber auch die Pädagogen. Die Eltern der Opfer sind über die Hilflosigkeit des Bildungssystems gegenüber den Tätern erschüttert.

Die oben genannten aktuellen Fälle aus Österreich zeigen erneut, wie die gewalttätigen Schüler trotz massiver Verfehlungen ziemlich gut davonkommen: Im Bundesland Salzburg wird der dramatische Fall vorerst „nur geprüft“: Der betreffende Junge hatte eine gleichaltrige Mitschülerin derart schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Bildungsdirektion hat vor den Weihnachtsferien keinerlei Maßnahmen gesetzt, berichtet die Kronen Zeitung: Der aus dem Iran stammende Täter bleibt vorerst an der Schule, in direkter Nähe zu seinem Opfer. Der Vater des schwer misshandelten Mädchens sagt: „Meine Tochter traute sich nicht mehr in die Schule, Gott sei Dank sind jetzt einmal Ferien.“

Im Fall des bereits als „Problem-Schüler“ bekannten Jungen aus Wien, der nun auf einen Lehrer eingeschlagen hatte, hatte es zuvor immer wieder massive Beschwerden über den Schüler gegeben: So hat er den zehnjährigen Klassenkameraden Handy-Videos mit pornografischen Inhalten gezeigt. Die Direktorin, die den Namen der Schule nicht in den Medien haben will, berichtet: „Vor allem mit syrischen Familien gibt es immer wieder Schwierigkeiten. Meistens sprechen diese Migranten nämlich gar kein Deutsch. Die arabischen Communitys sind für uns momentan eine echte Herausforderung.“ Zuwanderung habe es schon immer gegeben, aber das jetzt sei etwas ganz anderes.

Äußerst selten kommt das irritierende Verhalten der Kinder von Migranten vor einen Richter: Im April dieses Jahres wurden in Wien ein Afghane (15), ein Somalier (15) und ein Syrer (16) schuldig gesprochen, weil sie eineinhalb Jahre lang ihre Mitschüler terrorisiert und sogar von ihnen Schutzgeld erpresst hatten. Die Mädchen in dieser Klasse seien immer wieder sexuell belästigt worden. „Es hat Schläge in den Nacken gegeben, Ohrenziehen, bis es kracht, Schläge mit Fäusten auf die Arme“, berichtete dazu die Schuldirektorin als Zeugin. Wenig überraschend: Selbst diese jungen Serientäter kamen mit bedingten Haftstrafen davon – sie mussten keinen einzigen Tag in Haft sitzen.

Laut aktuellem Factsheet des Integrationsfonds Österreich hatten von den insgesamt 1.119.081 Schülern in Österreich im Schuljahr 2022/23 etwa 19,3 % eine ausländische Staatsangehörigkeit. Besonders in Wien ist der Anteil hoch, die höchsten Werte finden sich in den Bezirken Ottakring (47 %), Favoriten (45 %) und Rudolfsheim-Fünfhaus (42 %). 27 % der Schüler sprechen eine andere Umgangssprache als Deutsch, wobei auch hier Wien mit 51,6 % den höchsten Anteil verzeichnet.

Das Institut für Höhere Studien in Wien veröffentlichte jetzt im Dezember dazu eine bittere gesellschaftspolitische Bilanz: „Fast ein Drittel aller außerhalb der EU geborenen 14- bis 25-Jährigen fällt am Ende in die Kategorie der frühen Bildungsabbrecher, verfügt also über keinen Abschluss über die Pflichtschule hinaus und besucht auch keine Schule mehr. Unter den hier in der EU Geborenen beträgt der Anteil lediglich neun Prozent.“


Richard Schmitt, Journalist, Wien


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