Für die Zukunft planen heißt in der Landwirtschaft nicht selten: über die Generation des Betriebsleiters hinaus in die nächste Generation hinein. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ist das fast unmöglich. Die Forderungen der politischen Akteure steigen ins schier Unerreichbare. Forderungen nach noch mehr Tierwohl und Umweltschutz werden immer unverschämter, während mit Ländern Südamerikas und Osteuropas Handels- und Importabkommen geschlossen werden, die aus unserer Sicht unter katastrophalen Bedingungen ohne großartige Umweltstandards produzieren dürfen.
Um diese Wettbewerbsverzerrung auszugleichen, erhalten Landwirte in Deutschland und der EU sogenannte Einkommensstützungen. So weit ist es also durch die Politik der vergangenen Jahrzehnte, aber besonders der jüngsten drei Jahre gekommen: Die Berufsgruppe, die die Nahrungsmittelsicherheit sicherstellt, setzt man fast dem Bürgergeldempfänger gleich.
Um hierfür ein Beispiel zu geben, folgender selbst erlebter Fall: Wir sind als Landwirte dazu verpflichtet, jede Kulturart unserer Flächen zu melden, um unter anderem sicherzustellen, ausreichend Kulturdiversität einzuhalten. Dann werden die Flächen in fünftägigen Abständen via Satelliten gescannt. Das so entstehende Monitoring wird mit künstlicher Intelligenz ausgewertet. Sollte zwischen dem Ergebnis der künstlichen Intelligenz und den Angaben, die der Landwirt gemacht hat, Abweichungen entstehen, so ist dieser dazu verpflichtet, den Nachweis der Richtigkeit seiner Angaben zu erbringen. Dieses Gefühl, ständig als Täter, Umweltzerstörer oder Tierquäler politisch wie medial diffamiert zu werden, führt zu einem nie da gewesenen Desinteresse, diesen Beruf auszuüben oder zu erlernen.
Wenn man sich ansieht, welche Betriebe in jüngster Zeit aufgegeben haben, so sind es die vom Landwirtschaftsminister so hervorgehobenen kleinen, aber auch oft wirtschaftlich erfolgreichen mittelgroßen Betriebe. Geändert hat sich in den letzten Jahren, dass nicht mehr vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen, sondern vielmehr aus rahmenpolitischen Gründen der Betrieb eingestellt wird. Und diese Betriebsschließungen erfolgen nachhaltig. Man kann solche Betriebe nicht wie Industriebetriebe binnen kurzer Zeit wieder hochfahren.
Eine Folgenabschätzung kann man heute, nüchtern betrachtet, gar nicht leisten. So überraschend der Ukraine-Krieg und die Schwierigkeiten in der Energieversorgung über uns hereinbrachen, so wenig haben wir aus dieser Abhängigkeit gelernt. Es ging in diesem Falle „nur“ um Öl und insbesondere Gas als Energieträger.
So kann man nur hoffen, dass es nie zu einer Knappheit des wichtigsten Energieträgers – unserer Nahrung – kommt, wenn die grüne Politik der vernässten Moore, der „ökologischen“ Produktion und der Photovoltaikanlagen auf quadratkilometergroßen landwirtschaftlichen Flächen eine der nachhaltigsten Landwirtschaften der Welt abgeschafft hat. Ökostrom kann man nicht essen.
Wie man dieses unkalkulierbare Risiko entschärfen kann, ist recht einfach: Wir brauchen eine Politik, die wissenschaftlich basiert ist und nicht auf fachlich ungebildeten Politikern und Staatssekretären und viel zu mächtigen NGOs aufbaut.
Die größte Landwirtschaftsmesse der Welt, die Agritechnica in Hannover mit ihren fast 500.000 Besuchern, hat vor wenigen Wochen zwei Fakten deutlich gezeigt: Erstens dass die Landwirtschaft gegenüber neuen Technologien in jeglicher Form überaus aufgeschlossen ist, auch wenn es um zusätzlichen Umweltschutz geht, und zweitens dass man sich weltweit auf die Abschaffung der EU-Landwirtschaft als Exportmarkt vorbereitet.
Ob Letzteres dann dem Umwelt-, Klima- und Naturschutz wirklich hilft, mag doch sehr bezweifelt werden.