Wir leben in historischen Zeiten, in denen sich die Welt mit hoher Geschwindigkeit verändert. Der damit einhergehende Zustrom von Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen stellt uns vor die größte Herausforderung seit langem, bietet aber zugleich auch große Chancen. Dabei sind wir auf einen Kompass angewiesen, der uns Orientierung gibt, auf ein Leitbild, das unser Handeln bestimmt – auf einen Wertekonsens.
Unser deutscher Wertekonsens basiert auf den Errungenschaften der Aufklärung. Er setzt Vernunft vor religiöse Offenbarung, begründet eine Demokratie, welche die Trennung von Staat und Religion vollzieht und bietet Pluralismus und Toleranz. Die Gleichheit aller Menschen ist seine unveräußerliche Grundlage. Zu unserem Wertekonsens zählen auch die deutsche Sprache, unsere Sitten und Gebräuche, unsere Erfahrungen aus der Geschichte – im Guten wie im Schlechten.
Der deutsche Wertekonsens spiegelt sich im Grundgesetz wider, reicht aber darüber hinaus. Er ist christlich-jüdisch geprägt. Er pflegt die Kultur, in der der Starke dem Schwachen helfen soll. Er fordert, dass unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen. Er steht für die persönliche Freiheit jedes Einzelnen, die erst endet, wo sie die Freiheit des Anderen verletzt. Zu unserem Wertekonsens gehört ebenfalls, dass Deutschland sich als Teil eines gemeinsamen, solidarischen Europas versteht.
Unser Wertekonsens fördert eine Kultur der Klarheit und der Konsequenz. Auf unsere Werte und Prinzipien müssen sich Träger wie Gegner auch in der Zukunft verlassen können. Weil aus unseren Werten Gesetze werden, beschlossen von frei und gleich gewählten Abgeordneten in Parlamenten, müssen die Gesetze für alle gleichermaßen gelten und entschieden durchgesetzt werden.
Toleranz bedeutet, dass wir andere Meinungen respektieren und ertragen und der Intoleranz keinen Raum geben. Auf Kernpunkte wie Freiheit, Menschenwürde und Menschenrechte gibt es keinen Rabatt.
Der Staat muss mit gutem Beispiel diesem Wertekonsens gemäß handeln. Ein Rechtsstaat, der eigene Gesetze nicht beachtet, gefährdet sich selbst. Der Staat allein jedoch, kann den Erhalt unseres deutschen Wertekonsens nicht garantieren. Hier ist die gesamte Gesellschaft gefordert. Dazu muss jeder Einzelne von uns beitragen – in der Familie wie in der Nachbarschaft, im Beruf wie in der Freizeit. Die Summe der vielen kleinen persönlichen Entscheidungen, das alltägliche individuelle Eintreten für unsere Werte, prägt unsere Gesellschaft. Nur wenn wir erhalten, was dieses Land so attraktiv macht, bleibt dieses Deutschland unser Land. Dies muss jedem von uns Ansporn und Verpflichtung sein.
Elio Adler ist Gründer der „Initiative zur Stärkung freiheitlich-demokratischer Grundwerte“ in Berlin. Es handelt sich um eine Gruppe jüdischer, christlicher und atheistischer Bürger, die sich als Teil der deutschen und europäischen Verantwortungsgemeinschaft sieht und sich für die Erhaltung und Sicherung der freiheitlich-demokratischen Werte- und Grundordnung in Deutschland und Europa engagiert. www.werteinitiative.de