Als Jesus geboren wurde im jüdischen Lande, da sangen die Engel verhalten. Auch blieb das Licht in den himmlischen Höhen unter dem Scheffel. Der heilige Thronrat nämlich hatte getagt und beschlossen: „Lasst die Geburt des Kindes in aller Demut geschehen. Sonst mag es Menschen geben, die falsch verstehen, was kommt. Hirten könnten sich in den Stall drängen, aus aller Welt könnten Leute herbeilaufen, und am Ende wird gar Herodes aufmerksam und trachtet dem Kind nach dem Leben. Auch könnte ein Aufruhr entstehen, den des Königs Soldaten blutig ersticken!“
So lautete die Parole der Engel für diese heilige Nacht: „Seid still in der Höhe und Ruhe auf Erden. Ein Wohlgefallen für alle, die in ihren Häusern verharren. Bleibt, wo ihr seid! Dann seid ihr sicher. Geht mit gutem Beispiel voran! So rettet ihr Leben. Den Retter braucht es dann nicht.“
So kam es, dass die Hirten weiter am Feuer froren. Die Weisen verloren den Stern aus den Augen und auch die Kreuzigung später geschah ganz diskret.
Maria aber genas des Knaben nur mühsam und bewegte in ihrem Herzen das Wort: Wozu?
Es gibt Dinge, über die hat das Virus keine Macht. Es sind die Dinge, um die sich die Kirche von alters her versammelt. Sie sollte gerade in diesem Jahr davon reden. Mehr noch: Unter Beachtung der Regeln (!) sollte sie den Menschen die Möglichkeit geben, das Wunder leibhaftig zu erleben. Kein Moment ist dazu besser geeignet als der Heilige Abend.
Ulrich Pohl