Auf der Münchener Sicherheitskonferenz belehrte Frau von der Leyen in staatsmännischer Haltung die Anwesenden über die Wohltaten der Entwicklungshilfe und die Zukunft einer europäischen Armee. Ihr Beitrag dürfte wohl angesichts des desolaten Zustandes der Bundeswehr mit Abstand aufgenommen worden sein. Die drohende Agonie der deutschen Streitkräfte fällt zwar nicht völlig in ihre Verantwortung, aber in die von Frau Merkel ganz gewiss. Denn die letzten von Frau Merkel ernannten Verteidigungsminister hatten weder die verteidigungspolitische und rüstungstechnische Kompetenz, eine moderne Bündnisarmee zu führen, geschweige eine militäraffine Vita.
Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass die Soldaten mehr als 50 Jahre allen Verteidigungsministern dienten und sich mitnichten als Angehörige einer „CDU“-Armee fühlten. Die SPD-Minister Leber und Schmidt genossen in der Truppe großen Rückhalt. Die Loyalität ging mit der Bereitschaft einher, das „Recht und die Freiheit tapfer zu verteidigen“ und sich – immer noch – ein wenig mit dem aufopfernden Kampf um die Thermopylen zu identifizierten: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dort, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ Und dann begann Anfang des 21. Jahrhunderts die große Rundumerneuerung, die die einstmals bei den NATO-Verbündeten hoch geachtete Bundeswehr in eine kaum mehr bündnisfähige Restarmee verwandelte. Natürlich haben Gorbatschow und die Wiedervereinigung vor rund 25 Jahren eine große Rolle bei der Umgestaltung der BW gespielt, aber was dann folgte, war das Verschulden dreier Verteidigungsminister, alle von Frau Merkel ernannt.
In diesem Konzert Inkompetenter hat Frau von der Leyen mit einer Hetzjagd auf Nazigespenster und mit Ingrimm gegen alles Historische den Soldaten das Rückgrat gebrochen. Nun wird die Bundeswehr „Schrottarmee“ genannt und Frau von der Leyen lässt verkünden, sie könne Generalsekretär der NATO werden. Wegen ihres Sachverstands.
Es lohnt in diesem Zusammenhang, einen Blick auf das Verhalten der Generalspitze zu werfen, die eine erhebliche Mitschuld am Desaster mitzutragen hat, auf eine Generalität, die Loyalität vorschützt und in Wahrheit gerade das nicht zeigt, was man von Feldmarschall Paulus im Jahre 1943 erwarten durfte: Mannesmut vor dem Fürstenthron. Eine Generalität, die dem Trauerspiel beiwohnt, wie die Truppe jeden außenpolitischen Wert im Bündnis einbüßt. Eine Generalität, die sich nicht rührt, als gegen den in der Truppe hochverehrten Helmut Schmidt die damnatio memoriae exekutiert wird und die sich nicht gegen die Schändung des Selbstbewusstseins der Truppe wehrt, sich nicht öffentlich vor die verleumdeten Untergebenen und Mitarbeiter stellt, sondern die Empörung dem Bundeswehrverband und pensionierten Offizieren überlässt.
Von Leser Rolf Bergmeier.
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