Warum schweigen eigentlich die Kirchen zu Corona, wo sie doch sonst um kein Wort verlegen sind, wenn es um Politik und Gesellschaft geht? Der Kollege, der mich das fragte, hat recht. Gibt man in diesen Tagen die Stichworte „Kirchen/Corona“ in die Internet-Suchmaschinen ein, ist die Rede von abgesagten Gottesdiensten, geschlossenen Kirchen und Gemeindehäusern und Gesundheitstipps. Als handele es sich um eine Eventagentur oder eine Krankenkasse. Die Kirchen drohen sich in diesen Tagen der Angst in Bedeutungslosigkeit verabschiedet zu haben. Dabei wären jetzt die Kirchen bei ihrem Markenkern gefragt: Ein flammender Aufruf zum Gebet, zum Gottvertrauen und zu einer Gelassenheit, die nur Jesus Christus schenken kann.
Statt die Herzen für Jesus zu öffnen, schließen Kirchen kleinlaut die Türen. Sie hecheln weiterhin auf dem Synodalen Weg dem Zeitgeist hinterher, statt jetzt mit dem wichtigsten Angebot zu kommen, zu dem dringendste Nachfrage besteht. Oder trauen wir mitten in all unserer menschlichen Ohnmacht der Allmacht Gottes nicht mehr? Beten schafft Beruhigung, keine Friedhofsruhe. „Unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Gott“, meinte der Kirchenvater Augustinus vor 1 600 Jahren. Als vor rund 90 Jahren die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus begann, schrieb der Dichter Reinhold Schneider: „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten.“ Diese Verse wurden geheim weitergegeben und erreichten nach und nach das Volk. Das hat selbst Nazi-Gegner gestärkt, die keine Christen waren. Wohin sonst sollte man fliehen, wenn man mit seinem Latein am Ende ist? Jetzt an Gott glauben, denn ohne Gott wären wir ohne Hoffnung.
Dieser Beitrag von Peter Hahne erschien zuerst in Die Tagespost – Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur.
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