Tichys Einblick
ANTISEMITIN IN ÖRR-SENDUNGEN

SWR und WDR machten Sendungen mit Antisemitin und Israel-Hasserin

Eine Antisemitin wurde in ÖRR-Formate eingeladen, die Verbindungen zu vermutlich islamistischen Organisationen aufweist und wohl Werbung für eine mutmaßlich Hamas-nahe Organisation betreibt. 

IMAGO / Eibner

„Wo ist sie nur, die Diversität im deutschen Fernsehen? Hier zum Beispiel, bei der neuen Talkshow Five Souls vom SWR“, schrieb kürzlich die Süddeutsche Zeitung.  Das neue SWR Talk-Format „Five Souls“ (fünf Seelen) findet auf YouTube und Instagram statt, um „neue Angebote für die digitale Welt“ zu entwickeln, heißt es nach eigenen Angaben. Die drei Gastgeberinnen, Hadnet Tesfai, Natasha Kimberly und Thelma Buabeng laden In jeder Folge zwei Gäste ein, „um über das zu sprechen, was 30- bis 40-Jährige beschäftigt. Ob Familie, Kinder, Liebe, Sex oder Geld: Bei „Five Souls“ wird kein Blatt vor den Mund genommen“, so der SWR.

SWR hat eine Antisemitin eingeladen

Doch bereits die erste Folge geht in eine ganz andere Richtung von „Diversität“. Denn die drei Gastgeberinnen luden Feyza-Yasmin Ayhan ein, auch bekannt unter dem Künstlernamen „Yasmin Poesy“. 2015 trat Yasmin Ayhan als Poetry Slamerin bei einer Veranstaltung der Organisation „Deutsche Jugend für Palästina“ (DJP) auf, die in der Dar as-Salam Moschee stattfand. Diese Veranstaltung wurde gezielt am „Jerusalemtag“ geplant; der Tag wird explizit im Video genannt. Der Jerusalemtag (Jom Jeruschalajim) ist ein israelischer Feiertag, an welchen die jüdische Bevölkerung Israels die Wiedervereinigung der Stadt Jerusalem feiert. Yasmin Ayhan führte in dieser Moschee einen Poetry Slam auf, der als israelbezogener Antisemitismus bewertet werden muss:

„Dieses Land kann niemals von seinen Leuten getrennt werden. Es ist unser heiliges Land. Es gibt keinen der diese Wunder bestreiten kann, keiner der kontern könnte wenn ich sage, Palastine verdient Freiheit (…) wenn ich sage eine Zwei-Staatenlösung ist nicht fair. Wir wollen nicht nur Frieden wir wollen Gerechtigkeit. (…) Wir wollen unser Land wieder echt vereint. (…) Der Palästinenser greift zum Stein, der Palästinenser muss lebensmüde sein?(…) Die Palästinenser sind ein Kämpfervolk, nicht lebensmüde, aber stolz. Das was Israel in Palästina vernichtet hat, wird nicht sterben und das was Israel in Palästina errichtet hat, wird keine Sekunde leben.“

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Besonders die letzten Zeile verdeutlichen, dass Yasmin Ayhan eindeutig Israelhass und einen israelbezogenen Antisemitismus verbreitet. Es gleicht einer Aufforderungen die Palästinenser, gegen die Israelis, das jüdische Volk, zu kämpfen –  und zwar gewaltvoll. Dass das von Israel Errichtete „in Palästina“ keine Sekunde leben werde, stellt eine Drohung dar. Das ist nichts anderes als Antisemitismus und ein Aufruf zur Gewalt.

Die DJP gilt als eine Organisation von Hamas-Anhängern und steht der „Palästinensischen Gemeinschaft in Deutschland“ (PGD) nahe, die ebenfalls weithin als eine Organisation von Hamas-Anhängern bewertet wird. Die Dar as-Salam Moschee wird vom Verein „Neuköllner Begegnungsstätte“ (NBS) betrieben, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird und als der Muslimbruderschaft nahestehend gilt. Die von Experten als umstritten angesehene Moschee versuchte bereits prozessual gegen den Verfassungsschutz vorzugehen, sie wird zwar nicht mehr im Bericht erwähnt, jedoch weiter beobachtet, wegen des Verdachts des legalistischen Islamismus. Die „Hamas“ ist eine islamistische, palästinensische Terrororganisation, die den Staat Israel auslöschen will. Sie ist ein Zweig der islamistischen Muslimbruderschaft, dessen Ideologie zutiefst antisemitisch ist.

Ayhan direkte Verbindungen zu antisemitischen Hilfsorganisation

Das Video vom Auftritt von Ayhan ist im Netz seit 2015 öffentlich einsehbar. Der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR), die zweitgrößte Rundfunkanstalt der ARD, hätte dies im Vorfeld also wissen können. Doch es ist nicht nur dieser antisemitische Auftritt, der für starke Irritationen sorgt. Yasmin Ayhan macht keinen Hehl aus ihren Sympathien für Organisationen, die eine Nähe zum islamistischen und Hamas-Nahen Spektrum zeigen. Im Gegenteil. Schlägt man ihr Instagram-Profil auf, so hat „Yasmin Poesy“ bereits in ihrem Steckbrief die Webseite der Hilfsorganisation „Islamic Relief“ angegeben. Auf der Website von Islamic Relief hat sie einen eigenen Spendenaufruf gestartet.

Die Hilfsorganisation Islamic Relief wird vom israelischen Verteidigungsministerium seit 2014 als Finanz-System der Hamas eingestuft und gilt in Israel rechtlich als Terrororganisation. Islamic Relief in Deutschland und die Mutterorganisation Islamic Relief Worldwide verfügen laut der deutschen Bundesregierung über „signifikante personelle Verbindungen“ zur Muslimbruderschaft oder ihr nahe stehenden Organisationen. Ein Sprecher des Verteidigungsministerium Israels sagte gegenüber der B.Z: „Es handelt sich um eine Organisation, die Spenden für die Hamas sammelt, dies tut sie mit weltweiten Chapters, darunter in Europa und Deutschland.“ Im Jahr 2020 wurde öffentlich, dass der damalige Direktor Almoutaz Tayara in den sozialen Medien die Führer der Hamas als „große Männer“ beschrieb, die auf den „göttlichen und heiligen Ruf der Muslimbruderschaft“ reagieren. Den Militärflügel der Hamas, die Izz al-Din al Quassem-Brigaden, die 2001 von der EU als terroristische Organisation verboten wurden, nannte Tayara „die al-Quassem-Helden“.

Islamic Relief Worldwide entband Tayara von seinen Ämtern, beim deutschen Ableger trat er nicht mehr zur Wahl im Herbst 2020 an. Islamic Relief ließ in einer Stellungnahme damals verkünden, dass dies nicht mit ihren „Werten und Grundsätzen“ vereinbar sei, räumte aber ein, schon 2017 von den antisemitischen Äußerungen gewusst zu haben; angeblich konnte Tayara sich glaubhaft davon distanzieren.  

Reiste Yasmin Ayhan für Islamic Relief nach Afrika?

Nach TE-Informationen reiste Yasmin Ayhan vor einem Jahr nach Kenia. Bereits als sie im Hotel ankam, verlinkte sie „Islamic Relief Deutschland“ (IRD) mit den Hashtags „spende jetzt“, „Charity“ und „projects“. Sie sprach von den Plänen, die diese dort haben. „Wir sind hier gerade im Hotel noch und warten auf unser Auto. Dann gehts ab ins Projektbüro“. „Dann gehts zum Flughafen“, von da „nach Dadaabs“ zu einem Flüchtlingslager. Kurz danach postete sie eine Instagram-Story, die zeigte, dass sie sich tatsächlich im Projektbüro von Islamic Relief aufhielt. Danach filmte sie ein Gebäude in Dadaab, in welchem sie sich aufhielt. Darauf folgte der Besuch in das Camp „IFO“ in Dadaabs, wieder wurde Islamic Relief verlinkt. Sie teilte mit, dass sie erstmal nicht wusste, ob sie Gesichter der Menschen in Camps veröffentlichen durfte, später hätte sie von Islamic Relief das „OK“ bekommen. Ayhan warb dafür, Spenden in Höhe von 50€ zu tätigen. Mit dem Geld werde dann eine ganze Familie ernährt. Sie zeigte wie „Lebensmittelpakete“ abgepackt werden. Reiste Yasmin Ayhan nach Afrika für Islamic Relief, um Werbung für die umstrittene Organisation und Spendenaufrufe zu machen? 

TE fragte Islamic Relief an, ob Yasmin Ayhan für die Organisation ehrenamtlich oder entgeltlich arbeitete, ob die Reise und Aufenthalt von Islamic Relief bezahlt wurde und ob Ayhan für Islamic Relief Werbung machen sollte. Islamic Relief (IR) erklärte, dass Yasmin Ayhan nicht für Islamic Relief arbeitet sondern als Ehrenamtliche IR unterstützen würde. „Ihren Einsatz erbringt sie komplett ehrenamtlich ohne jegliche Form der Entschädigung. Sie wirbt in verschiedenster Form für unsere Hilfsprogramme und Projekte, so auch im von ihnen aufgeführtes Beispiel Kenia“. TE konfrontierte auch das Management der Künstlerin Yasmin Ayhan. Das Management ließ ausrichten, dass dazu keine Fragen beantwortet werden.

War Yasmin Poesy Teil einer Werbekampagne für Islamic Relief?

TE machte weitere bekannte Personen mit hoher Reichweite ausfindig, die auf Instagram genau wie Yasmin Ayhan – zur selben Zeit – Werbung für Islamic Relief machten: mit der Erzählung vom ersten Meeting in einem Projektbüro und Besichtigungen von Flüchtlingslagern. Es existiert ein Bild zu dieser Zeit von Islamic Relief, zu welchem die Rede ist von „Unser Team mit Yasmin Poesy (…) sind in Kenia und berichten Euch vor Ort über unsere Projekte und Spenden!“ Dies klingt nach einem Werbeteam für die umstrittene Hilfsorganisation. So schrieb eine junge muslimische Schauspielerin aus Deutschland auf Instagram: „Wir sind jetzt auf dem Weg nach Dadaab, wo wir das zweitgrößte Flüchtlingscamp der Welt besuchen werden in scha Allah [so Gott will]. Ich nehme euch mit, damit ihr seht, wohin eure Spenden genau hinfließen“.

Der Verdacht könnte an dieser Stelle aufkommen, dass diese Personen als „Team“ Teil einer strategischen Werbekampagne von Islamic Relief gewesen sind, um den Verdacht zu entkräften, dass die Gelder nicht nur an hilfsbedürftige Menschen gehen, sondern mutmaßlich auch an die Terrororganisation Hamas, was Israel vorwirft. Die muslimische Schauspielerin und weiter ausfindig gemachte Personen erklären und zeigen exakt, was in den Lebensmittelpaketen sei, für die man Spenden soll. Sie benutzen dieselben Hashtags und dokumentieren auf nahezu identische Weise Ihre Reise. Es klingt, als hätten all diese Personen dasselbe Drehbuch erhalten. Die Instagram-Stories der Personen fügen sich eindeutig in ein Muster. Einer dieser Personen wird als „Ehrenamtlicher“ in einem Bericht (2020) von Islamic Relief genannt.

Islamic Relief erklärte dazu: „Wie viele andere Not- und Hilfsorganisationen treten auch wir mit Prominenten, Journalistinnen und Journalisten sowie Influencerinnen und Influencern in Kontakt und laden diese ein, sich ein Bild zu machen von aktuellen Notlagen – wie in Ihrem Beispiel eben von den Flüchtlingslagern in Kenia, um über unsere Arbeit zu informieren und für Spenden für die Notleidenden zu werben. Dies ist ein komplett normaler Vorgang und stimmt mit allen Richtlinien der deutschen und internationalen Not- und Krisenhilfsorganisationen überein.“ Dem Vorwurf, dass Gelder an die Hamas gehen, widersprechen sie ausdrücklich. „Externe Prüfungen der Geldeinnahmen und -ausgaben aller Islamic Relief-Organisationen weltweit haben nachweislich ergeben, dass Mittelgewinnung und Mittelverwendung korrekt sind und alle Standards der internationalen Not- und Krisenhilfe erfüllen.“

Weitere antisemitische Beiträge

Antisemitische Beiträge finden sich von Ayhan auch auf Instagram. Mehrfach postet sie negative Wortgefechte gegen „Zionisten“. Sie äußerte sich in einer Instagram-Story erfreut darüber, dass Tarek Bae „nicht von irgendwelchen Zionisten finanziert“ werde, die „einfach Medienmacher mit nem Batzen Geld“ seien. Dies kann man sowohl als einen antizionistischen als auch einen sozialen Antisemitismus deuten. Der Journalist Tarik Bae ist ein damaliger Mitarbeiter der „Stiftung für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Forschung“ (SETA), die eine firmierende Denkfabrik der türkischen Regierungspartei AKP und des Präsidenten Erdogan ist. Öffentliches Aufsehen erhielt SETA 2019, als sie die von der EU mitfinanzierten „European Islamophobie Reports“ herausgaben, in denen gezielt europäische Journalisten, Wissenschaftler und Politiker als „islamophob“ denunziert wurden, um deren Kritik am Islam und an politisch-islamischen Strukturen zu deligitimieren und als „antimuslimischen Rassismus“ zu verunglimpfen.

Ayhan in WDR Dokumentation über das Kopftuch

Es ist nicht das erste Mal, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk Yasmin Ayhan in seine Formate miteinbezieht, ohne die Person zu prüfen. In der WDR-Dokumentation „Mein Kopf. Mein Tuch“ war Ayhan eine Hauptprotagonistin. Dadurch dass Ayhan im Umfeld der „Neukölner Begegnungsstätte“, der „Deutschen Jugend für Palästina“ und „Islamic Relief“ erscheint, liegt der Verdacht nahe, dass sie selbst einen politisch geprägten Islam vertreten könnte. Dies würde Ihre Motive für das Tragen eines Kopftuches in Frage stellen. Nun ist eine Dokumentation vor allem dafür da, mehrere Seiten und Positionen zu zeigen. Allerdings fehlt der Kontext um Yasmin Ayhan und um weitere Personen, der dem Zuschauer nicht vermittelt wurde. Stattdessen erscheint Ayhan insgesamt als Opfer einer Diffamierung aufgrund ihres Kopftuches. Die Opfer ihres verbreiteten Antisemitismus scheinen dagegen wohl irrelevant zu sein. 

TE machte den SWR auf die vorliegenden Informationen um Yasmin Ayhan aufmerksam. Der SWR erklärte gegenüber TE: „Bei der Auswahl von Gästen folgt das „Five Souls“-Team klaren redaktionellen Guidelines. Dazu gehört auch, dass es sich ein klares Bild von den weltanschaulichen Positionen der Gäste macht. Es wurde versucht, alle Auftritte und Äußerungen von Frau Ayhan zu erfassen.“ In Zeiten „weitgehender Medialisierung“ von Biographien sei dies schwer. Ayhan sei in dem besagten Clip nicht unter ihrem gebräuchlichen Vornamen (Yasmin) sondern mit dem zweiten Vornamen (Feyza) aufgetreten. „Der SWR und das Team von „Five Souls“ fühlen sich den Werten der offenen Gesellschaft verpflichtet und distanzieren sich von allen Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, insbesondere antisemitischen und rassistischen. Ein Ziel von „Five Souls“ ist es, diese Werte auf unterhaltsame Art aus vielfältigen Perspektiven zu verteidigen.“ 

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