Tichys Einblick
South Park vs. Disney:

Satire auf woke Unterhaltungsindustrie reicht die Hand zur Versöhnung

Die neueste Episode der Kultserie South Park nahm sich den Disney-Konzern und dessen woke Politik der Neuauflage klassischer Filme mit diversen Charakteren vor. Aber die Kritik ist vielschichtiger und milder, als man es von der vermeintlichen Dampfhammer-Satire erwarten durfte.

Screenshot via Youtube

South Park hat es wieder einmal geschafft: Mit einer 45-minütigen Sonderepisode legten die Satiriker Matt Stone und Trey Parker trefflich und respektlos den Finger in die Wunde des Zeitgeists. Diesmal traf es dabei niemand Geringeren als den Mediengiganten Disney und dessen verhasste Produzentin Kathleen Kennedy, die für die woke Verunstaltung geliebter Klassiker wie Star Wars und Indiana Jones verantwortlich war.

Der Reihe nach: Cartman berichtet von einem Traum, in dem nicht nur er, sondern alle seine Freunde durch „diverse“ und „weibliche“ Charaktere ersetzt wurden. Cartman selbst erscheint als schwarze Powerfrau mit losem Mundwerk, seine Freunde wurden zu Latinas, Inderinnen und Asiatinnen mit blauer Strähne im Haar und lesbischen Vorlieben. Kurzum: Die gesamte Besetzung von South Park erhielt die Disney-Behandlung, die Klassiker im woke-feministischen Gewand neu auflegt.

Kurze Zeit später wird dieser Traum aber zur Realität, denn ein Portal zum Multiversum (eine faule Drehbuchtechnik, die in der Episode ebenfalls reichlich ihr Fett abkriegt) öffnet sich und vertauscht Cartman tatsächlich mit seinem woken Pendant in einem Paralleluniversum. Ausgelöst hat diese Portalöffnung vermutlich die Disney-Produzentin Kathleen Kennedy, die den „Panderstone“, also den „Stein der Anbiederung“, zu oft genutzt hatte, um alte Inhalte im woken Gewand neu aufzulegen. Im Zuge dieser Portalöffnung wird Kennedy selbst in ein anderes Universum verbannt und von einer Cartman Version von Kennedy ersetzt, deren einzige wiederholte Forderung darin besteht, in Filmen eine Frau zu besetzen, die langweilig und homosexuell sein soll.

Während aber Cartmans Freunde verwirrt sind von der schwarzen Frau, die sich als Cartman ausgibt, treffen sie mit ihrer Beschwerde beim Schuldirektor auf wenig Verständnis. „Wenn ihr Jungs nicht glauben könnt, dass Eric Cartman eine schwarze Frau sein kann, dann seid womöglich ihr das Problem“, sagt der politisch korrekte Direktor in einer der amüsantesten Szenen der Folge.

Handwerkersterben und Überakademisierung

Nicht weniger amüsant ist jedoch der zweite Handlungsstrang, der in der Berichterstattung ein wenig untergeht. Denn Stans Vater Randy beschließt seinen Kindern einige wichtige Lebenslektionen mitzugeben, da diese nur noch an ihren Handys hängen und alles von KI machen lassen. Deshalb möchte er ihnen Fähigkeiten in der realen Welt vermitteln und will ihnen zeigen, wie man die kaputte Ofentür repariert – indem er einen Handwerker anruft.

Doch als der Handwerker das Problem nicht sofort lösen kann, beginnt ein Wettbieten mit anderen Akademikern um dessen wertvolle Zeit, denn seine Dienste sind überall gefragt. Die Akademiker in South Park stellen mit Schrecken fest, dass sie über keinerlei praktische Fähigkeiten verfügen, dazu hochverschuldet vom Studium sind und bald schon von der KI abgelöst werden können, während die gefragten Handwerker jeden Preis für ihre Dienste fragen können und zu Milliardären werden.

In einem Moment kritischer Selbstreflexion erkennen die Akademiker South Parks, dass sie mit ihrer akademischen Spezialisierung die Fähigkeit zum selbstbestimmten Überleben verloren haben und sich damit in die Fänge der wenigen verbliebenen Handwerker begeben haben. Doch Randy wäre nicht Randy, wenn er daraus nicht die falschen Schlüsse ziehen würde. Die Akademiker geben die Schuld der Universität an sich (konkret: dem Universitätsgebäude) und beschließen, diese mit einem Katapult anzugreifen. Doch das bestellte Katapult wird verpackt geliefert und muss zusammengebaut werden, wofür die Akademiker wieder einmal die Dienste der Handwerker in Anspruch nehmen müssen.

Gibt es einen Weg zurück aus der Verwokung?

Die verschiedenen Handlungsstränge kulminieren in einem Finale, das mit einem Zusammentreffen der echten Kathleen Kennedy und Cartman im woken Paralleluniversum eingeläutet wird. Dort bekennen – verblüffenderweise – beide Parteien, dass sie Fehler gemacht haben. Kennedy gibt zu den „Stein der Anbiederung“ zu oft benutzt zu haben, Cartman hingegen gesteht, dass er hinter den zehntausenden Hassbriefen steckt, die Kennedy im Laufe der Jahre für ihre Arbeit erhielt. Überraschend strecken die South Park-Macher Kennedy hier die Hand zur Versöhnung entgegen, denn sie gestehen Kennedy die Absicht zu, zumindest anfänglich nur gute Filme machen zu wollen. Erst mit der exzessiven Kritik sei Kennedy dazu verleitet worden, den „Stein der Anbiederung“ immer häufiger zu verwenden und damit woke Elemente einzuführen.

Es ist, in einer Episode, die zunächst als ungebremster Angriff auf die woke Hollywood-Maschinerie verstanden wurde, nur einer von vielen Momenten, in denen die Parodie nicht voll durchzieht. Das weibliche Quartett, das die vier Schuljungen ersetzt, ist keineswegs so „langweilig“, wie man es aus realen Austauschprogrammen kennt. Auch verzichtete man sicherlich bewusst darauf, Cartman in seiner Fassung als schwarze Frau kugelrund erscheinen zu lassen, sondern ihn stattdessen höchstens „kurvig“ zu präsentieren. Und spätestens als Randy die Erkenntnis seiner akademischen Lebenslüge wieder zu den Akten legt, um stattdessen einfach Kathleen Kennedy an allem die Schuld zu geben, wird deutlich, dass die Kritik sich nicht nur an Disney richtet, sondern auch an jene, die die Schuld für all ihre Problem der woken Industrie zuschieben wollen.

Dass dies nicht aus Naivität über die wahren Absichten von Disney erfolgt, ist aber ebenso deutlich. Nach geglückter Rückkehr ins richtige Universum begrüßt die wahre Kathleen Kennedy Disney-Chef Bob Iger mit der Ankündigung, dass sie keine anbiedernden Filme mehr machen wolle, sondern nur noch originelle Produktionen, worauf Iger sinngemäß erwidert: „Schau mer mal.“

Angesichts der langen Liste an Tabubrüchen und Provokationen, darf nicht davon ausgegangen werden, dass die South Park-Produzenten hier einfach der Mut verlassen hat, sondern dass sie tatsächlich einen Weg zurück aufzeichnen wollten, eine Einladung an Kennedy & Co. sich wieder der Magie des Kinos zu verschreiben.

Wenn die Realität die Satire vollendet

Umso bemerkenswerter ist es, dass die Kraft dieser Satire sich erst in ihrer Rezeption in der Realität entfaltet. Dass konservative Medien die Kritik an Disney bejubeln, während ihre liberalen Pendants meinen, Konservative hätten gar nicht begriffen, dass die primäre Kritik ihnen und ihrer Erregung gelte, darf beides nicht verwundern und war zu erwarten. Allerdings mehren sich nun auch die (zugegebenermaßen schwer zu verifizierenden) Gerüchte, dass Kennedy nicht beabsichtigt auf die Parodie mit Milde und Einsicht zu reagieren, sondern stattdessen ankündigte, die woken Bemühungen nicht nur beizubehalten, sondern diese zu verdoppeln und sich nicht von ihrer Linie abbringen zu lassen.

Wer also für einen Moment versucht war, an das Gute in Kathleen Kennedy zu glauben, wird spätestens mit dieser Nachricht eines Besseren belehrt. Allerdings sind deren ideologische Überzeugungen eine Sache, die Geschäftsinteressen von Disney eine ganz andere. Und diese zwingen nun den Mediengiganten dazu, sich den Realitäten anzupassen. Fast gleichzeitig mit der Veröffentlichung der neuen South Park Folge wurde bekannt gegeben, dass Disney seine vielgeschmähte geplante Neuauflage von Schneewittchen (und den sieben diversen Charakteren) nun drastisch überarbeiten und die Veröffentlichung ins Jahr 2025 verschoben wird. Statt der bunten Jahrmarkttruppe sollen nun doch Zwerge im Film auftauchen, allerdings digitale. Wahrscheinlich wären echte Kleinwüchsige dann wieder für irgendjemand eine Beleidigung gewesen. Nun ja, man darf keine Wunder erwarten. Dessen werden sich auch die South Park-Macher bewusst gewesen sein.

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