Tichys Einblick
Westermann-Verlag

Schulbuchsäuberung: Wenn überall der Rassismus lauert

Schulbücher sollen von „Rassismus“ und „Vorurteilen“ gesäubert werden. Der Westermann-Verlag will außerdem wissen, dass „vielen Menschen“ nicht klar sei, „wo Rassismus anfängt und wo er aufhört“. Da will man offenbar nicht nur Kinder belehren.

Diesterweg Schroedel Westermann Schulbuchverlag in Düsseldorf

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Von „1001 Unterwerfung“ habe ich vor geraumer Zeit geschrieben und damit nicht nur auf die Märchen aus 1001 Nacht angespielt, sondern auch auf die alltäglichen bundesdeutschen Kotaus vor beleidigten muslimischen Befindlichkeiten. Folge: Christliche Symbole verschwinden, Weihnachtsmärkte werden zu Lichtermärkten, Martinsumzüge zu Laternenumzügen, das Osterfest zum Hasenfest. In vielen Mensen und Kantinen gibt es kein Schweinefleisch mehr. Auf Tourismus-Flyern zu Reisezielen in den Alpen werden die Gipfelkreuze wegretuschiert.

Und nun geht es den Schulbüchern an den Kragen. Sie sollen von „Rassismus“ und „Vorurteilen“ gesäubert werden. Die entsprechenden Verlage wollen ihre „Autoren und Autorinnen“ sensibilisieren, damit diese mit Themen wie Rassismus oder Rollenbildern angemessen umgehen.

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Ganz vorne dran ist der Westermann-Verlag. Stefanie Hein, Redaktionsleiterin dort, will, dass ihr Verlag Workshops für „Autorinnen und Mitarbeiter“ (sic!) des Verlags durchführt. Als Beispiel nannte Hein die Themen Rassismus, Migration und Integration. Stefanie Hein wies unter anderem auf Lehrbücher aus dem Politikunterricht hin, wo noch gefragt werde, wie viele ausländische Kinder in der Klasse sitzen würden. Hein wörtlich: „Das impliziert immer eine Mehrheitsgesellschaft, die daneben Minderheiten hat, die argwöhnisch beäugt werden. Solche Fragestellungen sind im allgemeinen Verständnis nicht mehr zielführend und wünschenswert.“ Natürlich würde jeder von sich behaupten, so Frau Hein, selbst kein Rassist zu sein. Wörtlich: „Vielen Menschen ist gar nicht klar, wo Rassismus anfängt und wo er aufhört.“

Das heißt: Potenziell ist demnach alles rassistisch, was wir denken und sagen. Aber wenn alles rassistisch ist, ist nichts mehr rassistisch. Zumal ja auch der Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz Artikel 3 verschwinden soll.

Was den Säuberungs-Tsunami ausgelöst hat

Und der Auslöser des neuen Aktionismus? An einem Gymnasium in Siegburg (NRW) war Oberstufenschülern kürzlich folgende Aufgabe aus einem Lehrbuch gestellt worden: „Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?“ Die Aufgabe stammt aus dem in NRW zugelassenen Schulbuch „Zugänge zur Philosophie“ (Seite 55) des renommierten Cornelsen-Verlages. 

Exakt diese durchaus reale Situation bekamen Oberstufenschüler zur Bearbeitung vorgelegt. Doch wenig später meldete sich die Föderation Türkischer Elternvereine in NRW „fassungslos“ zu Wort. Wörtlich hieß es: „Die Tochter wird also nicht nur ohne ihr Einverständnis verheiratet, der Neffe wird auch noch als ein Schmarotzer dargestellt, der sich gesellschaftliche Vorteile erschleicht.“ Diese Art des Unterrichts bediene schlimmste Klischees. Begleitet wurde das Ganze durch einen offenbar konzertierten Shitstorm gegen das Gymnasium in den „sozialen“ Netzwerken. 

Es gab zudem einen offenen Brief des türkischen Elternvereins an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Und was tut man in deren Ministerium? Das Schulbuch wird zurückgezogen. Das Ministerium kündigte an, den Verlag aufzufordern, das Schulbuch zu überarbeiten.Eine Sprecherin des Verlages sagte daraufhin, bei dem genannten Beispiel zur Zwangsverheiratung handele es sich um ein reales Beispiel aus dem türkischen Bekanntenkreis des Autorenteams. Die Redaktion sei aber nach erneuter Prüfung der Aufgabe der Ansicht, dass die Darstellung unnötig zugespitzt und klischeehaft sei. 

Womit sich die Frage stellt, ob mit Rücksicht auf eine muslimische Lobby hochbrisante Themen noch angesprochen werden dürfen: zum Beispiel die in Deutschland bekannten Kinderehen, die Verwandtenehen, die Beschneidung von Mädchen, der Kopftuchzwang, gar „Ehrenmorde“, der Völkermord an den Armeniern, die Christenverfolgung in muslimisch geprägten Ländern und anderes. Soll all dies „kultursensibel“ unter den Teppich gekehrt werden?

Eine Prognose als Anmerkung:

Als Nächstes sind wahrscheinlich die für weniger als ein Prozent der Bevölkerung „diskriminierenden“ Begriffe „Mutter“ und „Vater“ dran. „Gender“-beseelte Sozialisten der EU und entsprechend regierter Länder wollen ja schon seit Langem, dass diese Begriffe durch „Elter 1 / Elter 2“, „parent 1 / parent 2“ „progenitor A / progenitor B“ ersetzt werden. Aus Muttersprache wird „Elter-1-Sprache“, aus Muttermilch wird „Menschenmilch“. – All das sind keine Erfindungen eines TE-Autors, sondern real existierende Vorschläge aus der entsprechenden Gender-Lobby.

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