Tichys Einblick
Politik Award 2024

Nach krachender Wahlniederlage: Ricarda Lang zur „Aufsteigerin des Jahres“ gekürt

Die Grünen-Chefin heimst den „Politik Award 2024" ein. Wer allerdings glaubt, noch wirklichkeitsentrückter könnte die Berliner Politblase nicht sein, dem zeigt Kevin Kühnert, dass es noch Steigerungsmöglichkeiten gibt.

Wolfgang Schmidt (SPD), Kanzleramtsminister, überreicht Ricarda Lang (Bündnis90/Die Grünen), Bundesvorsitzende, den Politikaward in der Kategorie "Aufsteigerin des Jahres"

picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Einen Tag nach dem Absturz ihrer Partei bei der Europawahl um 8,4 Prozentpunkte ging es für Grünen-Chefin Ricarda Lang schon wieder erfreulich zu: im Tipi am Kanzleramt nahm sie bei der Gala des „Politik Award 2024“ den Preis als „Aufsteigerin des Jahres“ entgegen. In einem gewissen Sinn passt das tatsächlich: vom Status einer ausbildungs- und berufslosen jungen Frau ging es für Lang über die Grüne Jugend schnell an die Spitze einer Regierungspartei, wo ihr offensichtlich auch vernichtende Wahlniederlagen nichts anhaben können. Lang sagte bei der Entgegennahme, es komme eben darauf an, „einmal mehr aufzustehen als umzufallen“. Ernsthaft umgefallen war die 30jährige allerdings noch nie. Ein besseres Beispiel für die völlig abgeschlossene Berliner Politik- und Medienblase als die Preisverleihung an eine Politikerin, die gerade eine vernichtende Wahlniederlage und eine Koalition mit Popularitätstiefststand mitzuverantworten hat, könnte es wahrscheinlich nicht geben.

Den „Politik Award“ verleiht eine Jury, in der Vertreter der Deutschen Bank, der Tabakfirma Philip Morris, des Bundesverbandes der öffentlichen Banken, der Metro, des Bundesverbandes der forschenden Pharmaunternehmen und eine Vertreterin der Medienplattform Pioneer sitzen.

Wie sich die Abgehobenheit in der trudelnden Raumsonde Berlin noch steigern lässt, zeigte allerdings SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert fast zeitgleich mit seiner Deutung des miserablen SPD-Wahlresultats. Die anderen beiden Koalitionspartner in der Ampel, meinte er – also Grüne und FDP – seien daran schuld: deren Ansehen sei so schlecht, dass es negativ auf die SPD abstrahle. Seine Partei befinde sich deshalb in der Situation der „Kontaktschande“.

Mit anderen Worten: ohne Habeck und Lang auf der einen und Christian Lindner auf der anderen Seite hätte der eigentlich populäre Kanzler Olaf Scholz mit seiner eigentlich beliebten SPD kein ernsthaftes Imageproblem.

Für 2025 steht Kevin Kühnert vermutlich schon auf der Short List des „Politik Award“.

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