Tichys Einblick
TV-Quoten im April

ZDF stürzt bei den jungen Zuschauern ab

Das ZDF vereint die meisten Zuschauer vor dem Fernsehen. Insgesamt. Doch bei den Bürgern unter 50 rutschen die Mainzer ab - und landen nur noch auf Platz sechs der meist gesehenen Sender. Noch hinter Vox, dem heimlichen Star des deutschen Fernsehens.

imago/Eibner

Einen Marktanteil von 13,6 Prozent hat das ZDF im April geholt. Damit ist das Zweite Marktführer vor der ARD, die auf 11,6 Prozent kommt. Beide haben sich im Vergleich zum März um 1,1 beziehungsweise 0,7 Prozentpunkte verschlechtert. Das lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass es weniger Nachrichten-Formate zum Ukraine-Krieg gegeben hat als im März. Zudem lässt das Interesse an der Kriegs-Berichterstattung nach. Bei allen Zuschauern zusammen sind die Öffentlich-Rechtlichen immer noch Marktführer vor RTL, das auf 7,7 Prozent kommt.
Doch die Menschen unter 50 Jahren erreichen ARD und ZDF kaum noch. In der Gruppe der Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren gewann RTL den April mit 9,6 Prozent Marktanteil vor Pro Sieben mit 8.9 Prozent. ARD und ZDF haben in der „werberelevanten Zielgruppe“ im Vergleich zum März 1,0 beziehungsweise 1,3 Prozentpunkte verloren. Die ARD liegt mit 7,0 Prozent noch auf Platz vier, das ZDF mit 6,1 Prozent auf Platz sechs – noch hinter Sat 1 (6,6 Prozent). Mit 4,7 Prozent sitzt Kabel Eins dem ZDF im Nacken.

Die totalen Zahlen sehen noch schlechter aus als die prozentualen. Denn die Gruppe der Unter-50-Jährigen verabschiedet sich insgesamt vom Fernsehen. Höchstens zwei oder drei Sendungen am Tag versammeln pro Tag mehr als eine Million Zuschauer vorm Fernseher aus einer Gruppe, in der laut Statistischem Bundesamt in Deutschland gut 32 Millionen Menschen leben. An diesem Samstag erreichten die Fernsehsender in dieser Gruppe gerade mal 14 Sendungen mehr als 1 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe – darunter drei mal der Bezahlsender Sky mit Fußballübertragungen.

Das Dilemma des ZDF zeigt sich vor allem im Hauptabendprogramm. Da setzt das Zweite oft auf Krimis oder Schmalz. Damit erreichen sie Werte zwischen dreieinhalb und sechs Millionen Zuschauer. Das bedeutet oft den Tagessieg – bei allen Zuschauern zusammen. Doch wenn das ZDF pilchert oder Regionalkrimis ausstrahlt, ist meist nicht mal jeder zehnte Zuschauer jünger als 50 Jahre. Die Filme sind oft in so langsamen Tempo gedreht, dass sie sich an ein älteres Publikum wenden – und auch genau dieses erreichen.

Der dritterfolgreichste Sender in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist Vox, ein Cousin aus der RTL-Familie. Und auch wenn Rupert Murdoch zwischenzeitlich in VOX investiert hatte, hat der Sender nichts mit dessen amerikanischen Fox-Kette zu tun. Der Name „Vox“ bedeutet auf Deutsch Stimme – und war vor gut 30 Jahren mal als Nachrichten- und Infotainment-Kanal gegründet worden. Vox erreicht bei den Leuten unter 50 Jahren 7,3 Prozent Marktanteil.

In der besten Sendezeit setzt Vox auf erfolgreiche Showformate wie „Grill den Henssler“, „Sing meinen Song“ oder auf sein stärkstes Pferd: „Die Höhle der Löwen“. Mit der Gründershow erreicht Vox auch bei den gesamten Zuschauern Top-Tageswerte. Insgesamt liegt Vox bei allen Zuschauern mit 4,9 Prozent Marktanteil auf Platz fünf – knapp hinter Sat 1 (5,1) und klar vor Pro Sieben (3,8).

Am Geld liegt es gewiss nicht, dass die mit Gebühren verwöhnten ARD und ZDF die Jüngeren nicht erreichen. Nur: Die üppige Ausstattung mit Rundfunkgebühren hilft ARD und ZDF weder zu kommerziellem Erfolg bei den Menschen, die jünger als 50 Jahre alt sind. Noch garantiert es unbedingt Qualität: 91 Prozent des Inhalts, den RTL zwischen 20.15 Uhr und Mitternacht ausstrahlt, besteht aus Neuproduktionen – bei ARD und ZDF sind es nur 88 Prozent, wie das Fachportal DWDL.de ermittelt hat.
Vox steht deutlich weniger Geld zur Verfügung. Nur 43 Prozent ihrer Sendungen zur Primetime bestehen laut DWDL.de entsprechend aus neuer Ware. Das gleicht der Sender durch Geschick im Umgang mit den Investitionen aus: Wobei Vox das Fernsehen nicht neu erfindet, sondern nur besser hinkriegt als die Konkurrenz. „Goodbye Deutschland!“ ist zum Beispiel ein weiteres Auswanderformat, aber halt handwerklich gut gemacht. Ansonsten beweist Vox Geschmack bei der Auswahl von Serien und Filmen wie „Bones“, „Friedmanns Vier“ oder „Elysium“.

Die Nacht gehört bei VOX den Krimifans. Die echten Fälle der Serie „Medical Detectives“ sind zwar schon einige Jahre alt und oft gelaufen – aber immer noch besser als öffentlich-rechtliche Regionalkrimis, in denen lustige Kommissare lustig sind und lustig sein können, weil tölpelhafte Verbrecher ihnen die Beweise so ab der 75. Minute von alleine in die Hände fallen lassen. Nebenbei bringen die Kommissare dann noch ihre politische Meinung zum Klimaschutz oder dem „alten weißen Mann“ ein. Welche? Na die von ARD und ZDF halt.

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