Warum setzt das Auswärtige Amt nicht die Bundeswehr ein, um deutsche Staatsbürger aus Israel zu evakuieren? Diese berechtigte Frage stellt ZDF-Moderator Christian Sievers an Annalena Baerbock im heute-journal. Die Antwort der Außenministerin fällt überraschend aus: Angesichts der Situation, dass man viel mehr Menschen herausholen müsste, könne man nicht eine Militärmaschine schicken. Daher hätte man Kinder und Jugendliche priorisiert.
Da platzt Sievers – nicht zu Unrecht – Baerbock in den Satz: „Sie sagen, dass Sie so viele herausholen müssen – und deswegen können Sie gar nicht erst anfangen, etwas zu tun? Das kann doch nicht der richtige Sinn sein.“ Die Außenministerin versucht mit Politikergeschwätz zu kontern: Sie würde darum bitten „gerade in so einer Krise“ nicht einem „plakativ das Wort“ im Mund umzudrehen.
Ein Baerbock-Moment wie so viele in diesen fast zwei Jahren Amtszeit. Nicht die Außenministerin redet Unsinn, sondern andere versuchen, ihr Böses zu unterstellen oder eben „das Wort im Munde umzudrehen“. Doch genau das, was Sievers sagt, dürfte sich jeder fragen, wenn er Baerbock zuhört. Das Außenministerium ist überfordert und will die Bundeswehr nicht einsetzen.
Dass es zudem Island war, das Schüler aus Israel evakuierte, versucht die Außenministerin zusätzlich zu retuschieren. Sie seien von Deutschland „über Island“ ausgeflogen worden. Eine freundliche Hilfe eines europäischen Landes wird zum deutschen großen Plan umerzählt. Die ganze Welt sieht und hört, was von der feministischen Außenpolitik und ihrer international bedeutendsten Vertreterin in der Stunde der Wahrheit übrigbleibt, und Baerbock glaubt, mit Plattitüden der Waage zu entrinnen, auf der sie für zu leicht befunden wird.
Doch Sievers lässt sich überraschenderweise von den Ausreden und Nebenschauplätzen, wie das Auswärtige Amt angeblich eine exzellente „Prioritätsevakuierung“ inszeniert hätte, nicht beeindrucken. Er bleibt sachlich, aber klar. Während Baerbock Schattenspielerei betreibt, sagt der Moderator: „Uns erreichen Nachrichten von flehenden Deutschen, die am Flughafen sitzen und nicht wissen, was sie tun sollen. Ich frage deswegen noch einmal: An den Einsatz der Bundeswehr ist zur Evakuierung nicht gedacht?“
Baerbock wirkt unter Druck. Sievers lässt sie nicht aus dem Netz. Der Glamour der Grünen-Show ist vorbei, mehr als 900 Israelis haben in den letzten Tagen den Tod gefunden, rund 100.000 Deutsche sollen sich im Krisengebiet aufhalten. Das sind die Stunden, in denen ein Hans-Dietrich Genscher brilliert hat. Und es sind Stunden, in denen heute eine Annalena Baerbock nackt ohne Kleider dasteht. Ein X-User konstatiert zurecht: Die Schuhe, in die sie da tritt, sind so groß wie Kreuzfahrtschiffe.
Baerbock ist gereizt. Sie betont: „Wir haben Evakuierungsflüge mit anderen Fluggesellschaften auf den Weg gebracht.“ Sie scheint sich bewusst zu sein, dass sie jetzt nur im Duktus einer Pressesprecherin des Auswärtigen Amtes antworten kann, will sie nicht noch einen Fehler machen. Dass das alles unsouverän patzig wirkt, ist der Außenministerin wohl egal. Majestätsbeleidigung, klare Sache. Wurde der Journalist nicht vorher gebrieft? Wer am Flughafen war, konnte sich per Krisenhotline beim Auswärtigen Amt melden. Wenn das mal kein Service ist!
Zusammengefasst sah man an diesem Abend die endgültige Entzauberung der Außenministerin. Und dass es eine Bankrotterklärung war, musste auch dem ZDF bewusst sein. Denn dieser Ausschnitt wurde nie in der heute-Sendung ausgestrahlt. Stattdessen muss Sievers da, wo er eigentlich Baerbock ins Kreuzfeuer nimmt und sie stellt, vermelden, dass es diesen Ausschnitt in der Mediathek gäbe. Das ZDF hat offenbar Angst vor gutem Journalismus. Und auf YouTube, wo diese Sendung ohne den Ausschnitt läuft, weiß das ZDF sich auch zu behelfen.