Sandra Maischberger hat Friedrich Küppersbusch ausgegraben, den ultimativen Verteidiger alles Linken und (deshalb) Guten. Für ihn steht halb Deutschland am Rande des Rechtsextremismus: „Wir haben Altersarmut, wir haben Kinderarmut, wir haben Mietwucher, und das ist der Nährboden auf dem unsere Gesellschaft auseinander klafft.“ Doch die Politik habe die falschen „Sündenböcke“ auserkoren. „Was ich da im Moment höre, ist: ‚Wir hauen mal wieder auf Migranten drauf.‘ Das sind nicht Vorschläge für politische Lösungen sondern dafür, wer denn bitte in der nächsten Runde der Sündenbock sein kann.“
Damit ist klar, warum sich Küppersbusch für einen Auftritt bei Maischberger qualifiziert. Ebenso wie der ehemalige russische UN-Diplomat Boris Bondarew, der seine Heimat erkennbar verachtet und deshalb gern aus dem Schweizer Exil zugeschaltet wird. Er spricht Wladimir Putin jeden Friedenswillen ab und vermutet, das der in ein, zwei Jahren weitere europäische Länder angreifen werde, wenn man ihn in der Ukraine jetzt nicht stoppe. Also wie gemacht für eine ÖRR-Talkshow. Putin destabilisiere den Westen schon jetzt erfolgreich. Die westlichen Länder müssten „erkennen, dass sie längst im Krieg mit Russland sind“. Deshalb appelliert Bondarew: „Nicht verhandeln!“
Im Ukraine-Krieg habe Europa stets auf mehr Waffen gesetzt und sich jeder Diplomatie verweigert. Hellemann: „Diese Zeit hat Baerbock damit verbracht zu sagen, mit Putin kann man nicht verhandeln.“ Ex-Moderatorin Petra Gerster – ja, auch die hat Maischberger wieder ausgegraben – kontert: „Ich hab’ diese Kritik noch nie verstanden, dass man sich diplomatisch nicht bemüht habe.“ Das klingt glaubhaft. Sie hat es vermutlich wirklich nie verstanden.
Dass Friedrich Merz jetzt bedauere, dass er alle seine Wahlversprechen der Reihe nach bricht, sind für Hellemann nur „Krokodilstränen“, denn „er hat es ganz bewusst gemacht“. Maischberger gibt sich überrascht. Selbst nach dem entlarvenden Spiegel-Talk mit der Grünen-Chefhaubitze Anton Hofreiter, der zugab, Merz habe die Wählertäuschung den Grünen bereits vor der Wahl angekündigt, fragt die Moderatorin: „Er hat bei der Schuldenfrage bewusst die Wähler betrogen?“ Wir haben keine Fragen mehr.
Während nebenan bei Lanz im ZDF sich Thorsten Frei (CDU) für den Merz’schen Lügen-GAU überhaupt nicht rechtfertigen muss, sondern noch lachend dafür gelobt wird, dass er sagt, Wählerbetrug müsse erklärt werden, hat auch Hendrik Wüst bei Maischberger leichtes Spiel mit losen Floskeln. „Ich glaube nicht, dass wir das Migrationsthema hochgezogen haben“, sagt er allen Ernstes und „ich glaube, dass es nicht wirklich hilft, an diesem Thema so überproportional zu arbeiten“. Denn die Lösung ist für ihn offenbar keine deutsche Aufgabe. Man müsse vielmehr „in Europa ein paar Dinge mal ernsthaft besprechen“.
Sogar in der CDU selbst fühlten sich viele von ihrem Chef getäuscht, berichtet Hellemann aus den Berliner Polit-Kulissen. Ein Carsten Linnemann etwa biege sich vor Schmerzen, denn er habe Merz geglaubt. Stattdessen habe der „keine 24 Stunden für ‘ne 180-Grad-Kehrtwende“ gebraucht. „Es gibt die Erwartung in der Bevölkerung, dass sich bei der Migration bestimmte Dinge ändern“, sagt Hellemann erkennbar vorsichtig. „Ich glaube, eine Gesellschaft hält es nicht aus, wenn Menschen die hier Zuflucht finden wollten, dann“ – sie stockt – „andere Menschen abstechen, und man sagt, wir können daran nichts ändern.“ Ein kurzer Moment der Ehrlichkeit? Nicht doch. Küppersbusch holt sofort die „Bild“-Keule heraus, fragt scheinheilig: „Glauben Sie, dass es Medien gibt, die sich daran beteiligt haben, diesen Druck aufzubauen?“
Gerster schlägt sofort in dieselbe Kerbe: „Der letzte Fall von Aschaffenburg war ja schonmal ein Beweis, dass es kein Migrant war, der jemanden abgestochen hat, weil er Islamist ist, sondern es war ein psychisch kranker Mensch.“ Und „der Andere“ sei sogar ein Islamgegner gewesen. Damit meint sie offenbar den Mann, der in Magdeburg hunderte Menschen auf einem christlichen Weihnachtsmarkt überfuhr. Oder Mannheim? Oder Solingen? Oder…? Petra Gerster, die so gern gendert, außer bei Attentätern, arbeitet übrigens in der Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Warum lässt diese schöne Aufgabe eigentlich so viel abendliche Freizeit zu?
Als Gerster Annalena Baerbocks neuen Posten bei den Vereinten Nationen verteidigt, hat Küppersbusch nochmal einen hellen Moment. Baerbocks umstrittenen Job-Coup zu kritisieren, wie es etwa Sicherheitsexperte Christoph Heusgen tat, sei „eine Unverschämtheit“, sagt Gerster, schließlich sei sie „eine renommierte Außenministerin, die einen guten Job gemacht hat. Wäre sie ein Mann, wäre die ganze Aufregung nicht passiert.“
Gar keine Freude empfindet Multi-Unternehmer Carsten Maschmeyer, wenn es um Elon Musk geht. Und das ist besonders tragisch, da er doch sein maskenhaft wirkendes Gesicht damit erklärt, er schaue halt manchmal ernfach zu ernst drein. Der umstrittene Milliardär, der sein Vermögen unter anderem mit einem zwielichtigen Strukturvertrieb namens AWD machte, darf sich bei Maischberger am ebenfalls umstrittenen Multimilliardär Ellon Musk abarbeiten. „Musk ist ein Staatsfeind. Er hasst den Staat, er hasst Regeln“, ätzt Maschmeyer. „Wir haben hier einen Super-Oligarchen, der eine Weltherrschaft anstrebt. Völlig bizarr, abschreckend.“ Und aufgemerkt: Wenn schon jemand abgeschreckt ist, dessen Drückerkolonnen früher reihenweise ahnungslose Anleger um ihre Ersparnisse brachten, sollte der geneigte Fernsehzuschauer doch bestimmt mal aufhorchen.
Vielleicht ist es aber auch nur Neid? Maschmeyer nörgelt sich in Rage: „Der bündelt Macht. Das ist Selbstbedienung im größten Stil“, kritisiert er. Dabei schaut er wieder viel zu ernst drein, der Arme …
Immerhin, Friedrich Merz findet er gut, und die neuen Mega-Schulden auch. Schon wegen des Investitionsstaus: „Es brechen ja bei uns Brücken zusammen, wenn Fußgänger drüber gehen. Was soll denn erst passieren, wenn da Panzer drüber fahren? Wir haben eine geschrottete Infrastruktur.“
Maschmeyer hofft immer noch auf die CDU, „die ja der größere Koalitionspartner ist“, er hat der Partei deshalb auch 200.000 Euro gespendet, ebenso der FDP.
Er kennt sich eben aus mit Gewinnern. Oder damit, wie man Leute über den Tisch zieht?