Hand aufs Herz: Wer kann sich an nur eine Aussage erinnern, die Kevin Kühnert in einer Talkshow getätigt hat? Dass der Generalsekretär keinen findet, der ihm eine Wohnung vermieten will, gilt nicht. Das hat er seinerzeit auf Twitter verkündet. Obwohl Kühnert nichts anderes liefert als Politsprech, vorbereitete Sprachregelungen, mit denen er sich an den eigentlichen Fragen und Inhalten vorbeimogelt, haben die großen Talkshows von ARD und ZDF Kühnert 18-mal eingeladen. So oft wie keinen anderen.
Wie wenig es den Talkshows auf Inhalte oder auch nur auf die Unterhaltsamkeit ihrer Gäste ankommt, beweisen die Redaktionen mit Ralf Stegner. Einem Gescheiterten. In Schleswig-Holstein von den Wählern weggeschickt, im Bundestag auf einem der hinteren Plätze und bei der Direktwahl um den Parteivorstand auf den sechsten von sechs Plätzen verwiesen… In Talkshows darf Stegner indes immer noch beweisen, dass auch jemand, der alles falsch gemacht hat, alles besser wissen kann.
Mit ihrer Auswahl zeigen Anne Will, Maischberger, Hart aber fair, Lanz und Maybrit Illner ihre politische Schlagseite: Insgesamt achtmal haben sie Vertreter der AfD eingeladen. Alleine Kevin Kühnert kommt auf mehr als doppelt so viele Auftritte wie die Partei der fünftgrößten Fraktion im Bundestag. Selbst den ausgedienten Stegner haben sie öfters eingeladen. Die Linke hat bei der Bundestagswahl nicht einmal halb so viele Stimmen geholt wie die AfD – in den Talkshows kommt sie auf 27 und damit auf mehr als dreimal so viele Auftritte wie die AfD.
Auch die Journalistin Ulrike Herrmann erfährt mit neun Auftritten mehr Präsenz als die gesamte AfD. Sie arbeitet für die linke TAZ als Wirtschaftsexpertin und veröffentlicht Bücher, in denen sie eine Gesellschaft herbeischreiben will, in der Millionen Menschen arbeitslos würden, aber in der Landwirtschaft eingesetzt werden könnten, um dort Schädlinge von Hand zu entfernen. Ist ein Gast nur links genug, stören sich ARD und ZDF offensichtlich nicht einmal an noch so abwegigen Thesen.
Auf Platz zwei des Vergleichs liegt der Journalist Robin Alexander mit 16 Auftritten, auf Platz drei Jens Spahn (CDU) und Christian Dürr (FDP) mit 15 Auftritten. Die Vorsitzende der Grünen Ricarda Lang ist mit 14 Auftritten die Frau mit der höchsten Präsenz. Im gesamten Vergleich liegt sie damit auf Platz fünf. Vorjahressieger Norbert Röttgen (CDU) kommt mit elf Auftritten nur noch auf Platz zwölf. Karl Lauterbach (SPD), der 2021 mit 40 Auftritten einen traurigen Rekord der öffentlich-rechtlichen Monotonie aufgestellt hat, war 2021 nicht einmal mehr in den Top 20.