Fing gut an. Gestern bei Maischberger im TalkTV. Gauland, Wagenknecht und Kubicki waren sich einig in der Ablehnung des Deals Merkel & Erdogan. Oha, fragte Maischberger, verschwimmen die üblichen scharfen Grenzlinien zwischen den Parteien? Ja, stimmte Oppermann zu, gleiche Positionen bei Linkspartei und AfD seien ihm schon öfter aufgefallen.
Richtig spannend hätte es werden können. Doch dazu hätte Maischberger aus ihren Gästen herausholen müssen, aus welchen – unterschiedlichen – Gründen die drei GroKo-Gegner gegen den geplanten Menschenhandel sind. War nicht, schade.
Sind die Parteien nur noch die deutsche Form der US-Vorwahlen und ihr sonstiger Betrieb Programm-Folklore? Sind die Parlamente nur noch die Wahlkörper der neuen Alleinherrscher einer Postdemokratie? Sind repräsentative Demokratie und Parlamentarismus nur noch Verzierungsrituale?
Fragen dieses Gewichts, Frau Maischberger, lagen gestern in Ihrer Reichweite. Eine Sternstunde der neuen deutschen Politikbühne TalkTV hätte das sein können. Vielleicht hatten Sie so etwas in beiden Momenten in der Nase. Ihre Mimik schloss das nicht aus.
Es gibt ja immer Momente, wo einem klar wird, was schon lange spukte. Chancen wie die zwei genannten gibt es nicht in jedem TVTalk. Aber immer wenn, wird daraus nichts. Warum? Nein, nicht weil Will, Plasberg, Maischberger und Illner sie verschliefen. Gestern klickte es. Weil sie ihrem Laufzettel folgen (müssen?). Weil der unsichtbaren Redaktion im Hintergund nur wichtig ist, dass ihre Inszenierung abgespult wird. Sogar das intelligente Instrument der Einspielungen, das Konfrontieren der Talkgäste mit eigenen und fremden Sprüchen oder Fakten oder Stimmungen, hat sich vom Mittel der Auflockerung zum Zwangskorsett verkehrt.
Ich warte darauf, dass Frau Maischberger und Herr Plasberg den ersten spannenden Moment nicht mehr loslassen, sondern dranbleiben, bis sie der Sache mit ihren Gästen so tief auf den Grund gegangen sind, dass es tiefer nicht mehr geht. Flexibilität muss Trumpf werden, wenn TalkTV sein Format wert sein soll.