Tichys Einblick
Print-Auflagenrückgang

Süddeutsche Zeitung kündigt Stellenabbau an – Rückgang wegen Leserwut?

Einen breiten Personalabbau kündigte die Süddeutsche Zeitung in München an. Die Rede ist von zunächst 30 Stellen, die in der Redaktion wegfallen sollen. Der Betriebsrat soll einen Arbeitskampf vorbereiten. Auch der rotgrüne Haltungsjournalismus verärgert viele Leser.

picture alliance / Bildagentur-online/Schoening

Auf eine Anfrage des Bayerischen Rundfunks schrieb ein Sprecher der „südwestdeutschen Medienholding“, dem Eigentümer der Süddeutschen Zeitung, von wachsenden Herausforderungen im Print-Geschäft. Zwar wachse die Zahl der Digitalabos kontinuierlich, aber die gedruckte Auflage sei zuletzt stärker zurückgegangen als erwartet. Deshalb müsse Personal abgebaut werden. Damit bestätigte der Verlag Informationen des Branchendienstes Medieninsider.

Der Betriebsrat der Süddeutschen Zeitung sprach von einem neuen Schlag ins Kontor für die Redaktion der SZ. Die Mutter „südwestdeutsche Medienholding“ dürfe ihre Tochter Süddeutsche nicht ausbluten lassen, so der Bundesvorsitzende des deutschen Journalistenverbandes in einer Pressemitteilung. Für ihn gehe es darum, den Stellenwert der SZ als Leitmedium zu erhalten. Dafür brauche es eine wirtschaftlich und personell gut ausgestattete Redaktion.

Sicherlich ist der Auflagenrückgang der Süddeutschen dem Internet geschuldet – aber eben nicht allein. Gerade in den letzten Monaten war die Zeitung durch manipulativen Kampagnen-Journalismus aufgefallen: Im bayerischen Landtagswahlkampf beschuldigte sie den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Spitzenkandidaten der Freien Wähler, Huber Aiwanger, Nazi-Flugblätter verteilt zu haben – ein absurder Vorwurf, noch dazu an die Adresse eines damals 16-Jährigen. Später kam ihr Angriff auf die populäre Kabarettistin Monika Gruber dazu; nicht nur die Kabarettistin, auch ihre 18.000 Zuschauer erhielten von der SZ eine Abreibung wegen mangelnder politischer Korrektheit.

Doch „die Gruberin“ hat sich das nicht gefallen lassen. Via Instagram verteidigte sie ihre Fans – und rief zu einem Boykott der SZ auf: „Dass jetzt mein Publikum diskriminiert und beschimpft wird, wegen seines Äußeren, wegen seines Alters, wegen der Kleidung oder weil sie einfach Andreas Gabalier geil finden, das hat eine neue Qualität und ich glaub, dass braucht sich keiner gefallen lassen.“

Nun wäre es vermessen, den schon lange anhaltenden Niedergang der Zeitung auf einen Instagram-Post zu reduzieren. Vermutlich ist der nur der Ausdruck einer breiten Unzufriedenheit mit einer Zeitung, die zunehmend Fakten durch Haltung und Information durch Ampel-Treue ersetzt hat. Die aktuelle Auflage der SZ beträgt 280.000  Exemplare – ein Rückgang von 100.000 gegenüber dem vierten Quartal 2021. Dabei operiert die SZ noch im wirtschaftlich besonders stabilen München, wo sie ihre Hauptverbreitung erfährt. Aber auch das scheint dem Ende entgegenzugehen.

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