Tichys Einblick
Fans kämpfen um Serie

Sturm der Liebe gegen Eckart von Hirschhausen in der ARD

Eckart von Hirschhausen erlebt mit „Team Hirschhausen“ in der ARD einen heftigen Quotenflop. Nun treten die Fans von „Sturm der Liebe“ auf den Plan. Sie wollen für ein Fortbestehen ihrer Serie kämpfen.

© ARD/Sturm der Liebe | IMAGO/Future Image | Collage: TE

„Dr. Eckart von Hirschhausen erobert diesen Sommer mit ,Team Hirschhausen! Einfach besser leben‘ den Fernsehnachmittag im Ersten.“ So steht es immer noch auf der Internetseite der ARD zu lesen. Es handelt sich um die erfolgreichste Eroberung seit dem Feldzug der Karthager gegen Rom. Der Anfang verlief für Hirschhausen noch recht mau – mit 570.000 Zuschauern. Doch danach ging es richtig bergab: Am Donnerstag blieben dem Arztclownklimaretter gerade mal 370.000 Zuschauer – tiefer geht es kaum noch in einem Sender, der von vielen aus Gewohnheit eingeschaltet wird. Die ARD braucht bis in den Abend hinein, um sich vom Quotengift Hirschhausen zu erholen. „Sturm der Liebe“ erreichte auf dem gleichen Sendeplatz zuletzt knapp dreimal so viele Zuschauer.

Nun entwickelt sich Protest gegen Hirschhausen. Eigentlich sollte dessen Sendung nur für knapp drei Wochen laufen. Auf dem Sendeplatz der Serie „Sturm der Liebe“. Doch deren Fans vermuteten darin ebenso wie die Fachpresse einen Probelauf. Denn das Team Hirschhausen vereint zwei Vorteile, die dem Ersten wichtig sind. Es wirbt für die politische Agenda des Senders: weniger Fleisch essen beim Lastenradfahren für den Klimaschutz Verzicht üben und so weiter. Außerdem ist das Belehrungs-TV deutlich billiger als die Serie. Und die über 8 Milliarden Euro, die Gebührenzahler jährlich hinlegen, reichen kaum für die Pensionsansprüche von ARD-Mitarbeitern oder für die „Dienstessen“ im Haus der ARD-Chefin Patricia Schlesinger. „Wir müssen angesichts unserer begrenzten Ressourcen überlegen, ob wir uns am Nachmittag noch ein fiktionales Angebot leisten können“, hat ARD-Programmdirektorin Christine Strobl der Fachseite DWDL.de gesagt.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Doch die ARD hat ein engagiertes Publikum. Eines, das sich für die guten und schönen Dinge der Welt einsetzt, dafür persönliche Opfer bringt und sich notfalls mit den Mächtigen anlegt. Es handelt sich aber nicht um die 370.000 Menschen, die ihr Mittagsschläfchen vor dem Team Hirschhausen abhalten. Sondern um die Fans von „Sturm der Liebe“. Die machen jetzt mobil für den Erhalt ihrer Serie. Über Facebook haben sie eine Petition gestartet.

Die Petition hat, Stand Freitagmittag, erst rund 1.200 Unterschriften erhalten. Die Macher dahinter hoffen aber auf Berichterstattung, um der Aktion mehr Wucht zu verleihen. Wer für die Fortführung von „Sturm der Liebe“ unterzeichnen will – oder für die Absetzung von Team Hirschhausen – kann dies über die Seite Change.org tun.

Laut der Seite Liebenswert-Magazin.de seien die Fans sogar zum Boykott der ARD bereit. Die Fanseite von „Sturm der Liebe“ auf Facebook hat immerhin schon rund 260.000 Anhänger – eine Quote, von der Hirschhausen im Fernsehen auch nicht mehr weit entfernt ist.

Eine weitere Staffel von „Sturm der Liebe“ ist geplant. Es wird die 19. sein. Laut Bunte läuft der Vertrag bis Ende 2023. An diesem 15. August soll es weitergehen: Carolin muss fürchten, ins Gefängnis zu kommen; in ihrer Beziehung zu Michael kriselt es und auch Josie fremdelt mit Leon. Wer das für Kitsch hält, hat nicht die Hommage gelesen, die Wikipedia dem „Sturm der Liebe“ widmet: „Es wird bewusst mit den Grenzen der Glaubwürdigkeit gespielt, in die entstehende Komik hinein wiederum realistisch, wenigstens ernsthaft anmutende Detailschärfe gebracht und so ein möglichst origineller und unterhaltsamer Inhalt geboten. Eine lange Erzähldauer ermöglicht Handlungskomplexität und Bezugnahmen auf bis zu mehrere Jahre zurückliegende Ereignisse sowie gar deren Details.“ Unvergessen ist zum Beispiel die Dramatik der Folge, in der Hanno hinter das Geheimnis von Hildegards Schweinebraten kam.

Als Kompromiss könnten die Macher von „Sturm der Liebe“ mehr Weltrettung in die Drehbücher schreiben. Etwa wenn aus Hildegards Schweinebraten ein leckeres Tofu wird – oder überhaupt Tofu. In der Weihnachtsfolge könnte Hirschhausen dann eine Rede zur Lage der Welt halten. Auf einem Lastenfahrrad.

Anzeige
Die mobile Version verlassen