Es macht nicht wenige Leser fuchsteufelswild, wenn sie das im Artikel nicht wiederfinden, was ihnen die Überschrift verspricht, oder wenn wie in diesem Fall vom Beginn der Story am Ende nichts übrig bleibt.
Am Schluss des Beitrags erfahren die Leser dankenswerter Weise Folgendes:
Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte vom 18. bis 21. April 2017 im Auftrag des Magazins stern und des Fernsehsenders RTL 2002 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe ermittelt wurden. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 2,5 Prozentpunkten.
Ihre selbst verschuldete Niederlage erlitt Petry am Kölner Parteitag der AfD, der am 22. und 23. April stattfand. Die Forsa-Umfrage war also abgeschlossen, bevor dieser Parteitag begann.
Dass die Befragten unter dem Eindruck dieses Videos stehen konnten, schloss Forsa auch dadurch aus, dass nach Petry nicht gefragt wurde, wie der Stern im letzten Absatz schreibt:
Eine Forsa-Umfrage unter 502 Wahlberechtigten am vergangenen Freitag ergab, dass 21 Prozent der Befragten Gauland kennen, aber nur ein Prozent dessen Kollegin Weidel. 16 Prozent gaben an, schon mal von Björn Höcke gehört zu haben. Beatrix von Storch kennen 4 Prozent, den AfD-Co-Vorsitzenden Jörg Meuthen 3 Prozent. Einer Mehrheit von 63 Prozent ist – außer Frauke Petry, nach der nicht gefragt wurde – kein einziger AfD-Politiker bekannt.
502 Befragte? Also schon für den Laien nicht repräsentativ, während Profis das auch bei den üblichen 1.000er Befragungen als nicht gegeben sehen. (Zu Beginn des Stern-Textes ist von 2.002 Befragten die Rede, keine Erklärung für die beiden Zahlen.)
Zum eigentlichen Zweck der Auftraggeber der Umfrage erfahren die Leser:
Um einen Punkt verbessern? Das ist bei einer „Fehlertoleranz … bei +/- 2,5 Prozentpunkten“ keine kühne Interpretation, sondern eine irreführende.
Am Ende bleibt von diesem Stern-Text nichts übrig als nicht zum ersten Mal, dass bestimmte Medien den Drang zu Paketchen haben, in denen nicht drin ist, was draufsteht.