Es ist schon amüsant: seit Wochen und Monaten kennt Illner nur ein Thema — Corona. Doch ausgerechnet jetzt, kurz nachdem die Regierung das vermutlich problematischste Gesetz der letzten Jahrzehnte verabschiedet hat, kommt für die Illner-Redaktion der Zeitpunkt für einen Themenwechsel. Das Thema, das es wert war, den ewigen Corona-Fluch zu durchbrechen, war an den Machtkampf in der CDU angelehnt, den Laschet vor kurzem gewonnen hat: „Ohne Groll, ohne Basis – verliert die Union das Kanzleramt?“
Trotz des Unmutes, der sich jetzt in der CDU breit macht, ist Friedrich Merz zuversichtlich. Er richtet sich direkt an die Basis: „Wir haben sehr viele Austritte in den Kreisverbänden der CDU. Ich möchte deshalb an dieser Stelle sagen: Bitte bleiben Sie in der CDU, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Jetzt müssen wir gemeinsam für ein gutes Bundestagswahlergebnis kämpfen.“ Ein bisschen erinnert mich das neue Dreamteam aus Merz und Laschet an eine Textstelle von einem Lied der Petshop Boys: „I’ve got the brains. You’ve got the looks. Let’s make lots of money“ heißt es da. Nur, dass der eine in unserem Fall die Fäden der Macht zu bieten hat, während der andere die Basis mitbringen soll. Zu sehr möchte ich Merz für diese Allianz aber auch nicht kritisieren, denn schließlich wäre die Alternative seine Durchlaucht aus Bayern gewesen.
Och, Frau Bär!
Söder hat jetzt auch eine Allianz gegründet – seine schlechtere Hälfte war unter den Illner-Gästen: Doro Bär. Auch sie ist einer der Gründe, warum ich etwas nachsichtiger mit Merz sein kann. Denn während Merz das Laschet-preisen etwas übertrieben hat, als er ihn als den neuen Helmut Kohl handeln wollte, ist die Bär Doro mit ihrer Beweihräucherung noch einen großen Schritt weiter gegangen. So hat es sie beispielsweise zu dieser Aussage geritten: „Markus Söder steht für Modernität, er spricht ja auch Wählerinnen überdurchschnittlich an.“ Da muss Doro Bär wohl von sich auf andere geschlossen haben. Doch mit Modernität kennt sie sich ja aus, schließlich ist sie ja Digitalisierungsbeauftragte. Hey Doro B., wie läuft eigentlich der Ausbau des Glasfasernetzes?
Diese Einschränkung ihrerseits und die Tatsache, dass Cem Özdemir (ja der war auch noch da) bereitwillig darauf einging, führte dazu, dass in dieser Debatte zunehmend immer mehr über Geschlechter gesprochen wurde. Doro Bär stellte Cem Özdemir zur Rede: „Robert Habeck hat als Co-Vorsitzender einer angeblich feministischen Partei mit keinem Wort gesagt, warum Annalena Baerbock aus inhaltlichen Gründen besser ist.“ Och Frau Bär. Erst die Frauenquote fordern, mit der Männer durch schlechter qualifizierten Frauen von Positonen vertrieben werden und dann von diesen Männern auch noch verlangen, dass sie sich irgendwelche „inneren Wert“ aus den Fingern zu saugen? Was soll Baerbock denn noch? Ist die Position der Kanzlerkandidatin so furchtbar, muss sie jetzt auch noch den Verlierer trösten? Diese internalisierte Opferrolle grenzt ja wirklich schon an Sexismus. Sie fragen sich, warum Robert Habeck von keinen inhaltlichen Punkten gesprochen hat? Es gibt keine. Und nicht jeder kann so spontan lügen wie gewisse andere.