Das Corona-Quartett, sagt Moderator Michael Fleischhacker am Schluss der Sendung, wird es nur noch einmal, am nächsten Sonntag, dem 13.12. geben.
Infektionsepidemiologe Sucharit Bhakdi verabschiedet sich, weil er das letzte Mal da sei. Er wirkt diesmal auf mich wie einer, der aufgibt, weil er mit seiner völlig anderen Bewertung des Virus nicht durchkommt.
Doch darum ging’s in diesem Corona-Quartett auch gar nicht, sondern um die gesellschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Politik in Wien wie Berlin und darüber hinaus. Roland Tichy hebt auf die Gefahren für die Demokratie ab, wenn Wasserwerfer den Protest von der Straße wegspritzen, von dem sich herausstellt, dass nicht wenige der Protestierenden Anhänger der Grünen sind. Auf der Stelle macht Internist Richard Greil klar, dass seine Kompetenz an den Grenzen der Medizin nicht halt macht: Das Pandemiegesetz sei in Österreich und wohl auch in Deutschland 100 Jahre alt, also von Demokratiegefahr keine Spur. Tichys Einwand einer völlig neuen Infektionsgesetzgebung in Berlin will er nicht hören, Bhakdis Hinweis, dass Greils Pandemiegesetz vor Beginn der modernen Medizin datiere, auch nicht. Greil mag keinen Widerspruch. Ganz Gott in Weiß wie anno dazumal.
Dass die sich abzeichnende Impfstrategie so überstürzt wäre, dass man Angst haben müsse, diese Einschätzung erstickt Greil in einem Mix von erschreckenden Zahlen zur Übersterblickeit, Fachchinesisch von schon lange vorhandener Forschung, die verkürzte Impfzulassungen erlaube, und der Küchenphilosophie: Von Lebensqualität könne man ja nur reden, wenn Leben vorliege. Wow.
Roland Tichy maßt sich nicht an, in Greils Fachgebiet Medizin zu urteilen, Greil hat kein Problem, die ökonomische Behauptung in den Raum zu stellen, Corona laufen zu lassen, wäre wirtschaftlich doppelt so teuer geworden wie ein Lockdown nach dem anderen. Einzelne Gruppen könne man nicht herausgreifen, alle müssten dem Kontaktentziehungsregime unterworfen werden.
Psychotherapeutin Rose Wellek-Mestian wird nicht viel zu Wort kommen, weil die Männer sich von Anfang an in sich verbeißen. Doch was sie sagt, höre ich nicht nur in ihren Worten, sondern kann es wegen guter Kameraführung oft mimisch und körpersprachlich wahrnehmen, vor allem wenn Greil spricht: In welcher Welt lebt ihr?
Wellek-Mestian berichtet von vor Corona traumatisierten und gemobbten Kindern, die trotzdem wie alle anderen Schüler dringend wieder in die Schule wollen. Ihr Appell ist einleuchtend für alle, die in der realen Welt zuhause sind: Jugendliche brauchen Jugendliche. Ihre Erfahrung: Viele Eltern sind durch Regierungsgebote und die veröffentlichte Meinung verängstigt, die jungen Leute müssen verängstigten Eltern entkommen können – nicht zuletzt in die Schule.
Dass die Psychotherapeutin Maskenpausen in der Schule für wichtig hält und auf die Schwächung des Immunsystems durch Angst hinweist, will der Internist genau so wenig hören wie Warnungen des Infektionsepidemiologen vor schädlichen Maskenwirkungen für Kinder. Ein mehrfacher Blick ins Gesicht von Fleischhacker beruhigt, zwei Mediziner wie die hier holt er nie wieder gemeinsam in eine Runde.
Wellek-Mestian wird sich nicht impfen lassen, bevor sie nicht mehr weiß als heute. Greil will das medizinische Personal geimpft sehen, nicht durch Zwang, sondern durch Überzeugung. Aber, aber Herr Doktor, wissen Sie nicht um die schwimmende Grenze? Doch, weiß er, denn er fügt an, in den asiatischen Ländern wird die Impfpflicht kommen – na, dann ist es doch nur eine Zeitfrage, bis die Luftlinie ein Impfzeugnis verlangt, das globale Unternehmen und so weiter.
Themenwechsel: Massentests. Fleischhacker zeigt den Arzt und Biochemiker Alexander S. Kekulé aus dem letzten Talk im Hangar-7, der sagt, alles durchtesten ist völlig sinnlos. Was Internist Greil kommentiert: Massentesten sei keine medizinische, sondern eine psychologische Frage, greift leider niemand auf – indirekt Fleischhacker: Also testen, bis wir was anderes haben? Das passt für mich als Auftrag ans letzte Corona-Quartett am nächsten Sonntag.