Die Sendung Maischberger ist oft wie der Tag in der Kantine, an dem alle Reste zusammengekehrt, in den großen Topf geworfen, aufgewärmt und lustlos serviert werden: China, Ukraine, Einwanderung oder Energiepolitik. Spannend ist das auch deswegen nicht, weil Journalisten an Maischbergers Tisch das Aufgewärmte wiederkäuen. Die bei Maischberger übliche Zeit-Grüne fehlt dieses Mal zwar, dafür ist ein Regierungsversteher von der ARD da. Vassili Golod findet, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe sich in Katar nicht unterwürfig verhalten und müsse in der Politik immer die Fehler der anderen ausbügeln.
Nur: Alice Schwarzer. Über 50 Jahre Feminismus. Da will Maischberger natürlich mit ihr über den Ukraine-Krieg reden. Gut so. Das Thema kam in den vergangenen acht Monaten nun wirklich zu kurz. Jetzt sieht die 68er-bewegte Schwarzer den Krieg aus der Sicht einer Frauenrechtlerin und auch aus der Sicht einer Pazifistin. Sie dringt darauf, dass der Krieg ende. Deshalb solle Deutschland keine Waffen liefern. Die „Bilder des Grauens“ und die „verbrannte Erde“ seien unerträglich. Waffen verlängerten dies, denn gegen Russland könne man Schlachten gewinnen, aber nicht den Krieg.
Einige Minuten hat Maischberger jetzt noch, um das komplexe und sensible Thema Transrechte aufzumachen, dranzuhängen und durchzuhecheln. Das reicht gerade mal für Schwarzer, grundsätzliche Sympathien für die Rechte auszudrücken, aber auch auf Probleme hinzuweisen. Etwa wenn 14-Jährige aufs Amt gehen könnten, um ihr Geschlecht zu wechseln. Sie wolle diese Gesetzesinitiative der Bundesregierung zusammen mit anderen noch verhindern. „Noch eine Sendung, die wir unbedingt machen müssen“, unterbricht Maischberger. Worte einer Moderatorin, die gerade einen interessanten Gast verheizt hat.
An diesem Mittwoch geht die Schwarzer-Woche weiter. Auf ARD-Niveau: Ein stark von Revolutionskitsch geprägter Zweiteiler (20.15 Uhr) über die erste Liebe der Frauenrechtlerin zu einem Franzosen ist zu sehen. Zusammen kommen die Teile auf drei Stunden Spielzeit. Davor ist Schwarzer mit ihrer Hauptdarstellerin Nina Gummich in der Abendspielshow „Wer weiß denn sowas?“ (18 Uhr). Ab 23.50 Uhr läuft dann die Dokumentation „Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?“. Die Terminansetzungen eröffnen dem Senderverbund einen neuen Slogan: „ARD, spannend werden wir bestenfalls nach Mitternacht“.