Tichys Einblick
Tichys Einblick Talk

RTL-Legende Thoma: Live-TV ist die Zukunft

Helmut Thoma wundert sich, warum die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ihre Stärken nicht ausspielen, sondern Programm gegen die Zuschauer machen und sie politisch belehren. Für Belehrungsjournalismus hätten Journalisten aber keine Berechtigung. Für ihn gehört öffentlich-rechtliches TV abgeschafft.

IMAGO / Horst Galuschka

Wien. Der legendäre RTL-Intendant Helmut Thoma ist davon überzeugt, das nicht Netflix und Streaming-Angebote, sondern gut gemachtes Live-TV die Zukunft ist. Umso mehr wundert sich Thoma im TV-Interview mit Tichys Einblick, warum die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ihre Stärken nicht ausspielen, sondern Programm gegen die Zuschauer machen und sie politisch belehren. Statt die Zuschauer durch neue Formate live ins Geschehen einzubeziehen, was zum Beispiel Netflix nicht könne, sende man Konserven, langweilige Talkshows mit immer gleichen Gästen und wolle die Zuschauer erziehen. Für Belehrungsjournalismus hätten Journalisten aber keine Berechtigung. „Die Liebe zum Belehren, das wollen die Leute nicht“, so Thoma. „Das Programm wird weitgehend gegen die Zuschauer gemacht“, so der frühere RTL-Chef weiter. „Um Himmels willen, man kann doch nichts senden, was den Leuten gefällt“, formuliert Thoma ironisch. „Man sendet etwas, von dem man glaubt, dass man es den Leuten beibringen muss.“ Thoma: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Aber hier sind nur Angler unterwegs. Und diese Einstellung hat auch die Privaten erreicht.“

Das Problem sieht Thoma auch in der Konstruktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. „Man hat überhaupt kein Interesse daran, dass ein gutes Programm entsteht. Man muss die Parteien zufrieden stellen.“ Bei der TV-Technik sei Deutschland groß, nicht aber bei den Inhalten. „Die großen Fernsehmacher hat Deutschland nicht. Es ist keine deutsche Stärke Fernsehen zu machen“, so Thoma. Fernsehen werde „eher als Verwaltungsangelegenheit betrachtet und nicht so sehr inhaltlich.“ Das öffentlich-rechtliche Fernsehen habe seine Berechtigung verloren. „In ganz Europa schafft man die Fernsehgebühren ab, sogar das sozialdemokratische Dänemark hört damit auf.“ Nur in Deutschland habe man eine Nutzungsgebühr für alle Haushalte und Unternehmen eingeführt. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte schon längst beendet werden müssen. Gibt ja auch keine öffentlich-rechtlichen Zeitungen.“


Sehen Sie hier das gesamte Interview >>>
Die mobile Version verlassen