„Tadaaaaa“, sagt Saphira und präsentiert erfreut die Zeichnung eines weiblichen Oberkörpers, bei dem soeben die Brüste amputiert wurden. Saphira ist Moderatorin beim rbb-Format „safespace“. Dem öffentlich-rechtlich finanzierten TikTok-Kanal folgen derzeit 135.000 Personen. Die Szene mit Saphira findet sich in einem dort veröffentlichten Video.
2020 ins Leben gerufen, soll „safespace“ nach rbb-Angaben „verlässliche medizinische Infos“ für 14- bis 16-Jährige „rund um die Themen Körper, Periode und Sex“ bereitstellen. Dabei gilt die Devise: „Es gibt nichts, worüber wir nicht sprechen“ – eine Behauptung, die sich beim Blick auf den Kanal bewahrheitet. Die dort behandelten Themen geben sexuellen Praktiken und schamlosen Fragen breiten Raum. Besprochen werden sie von extra-woken Moderatorinnen, die mal „gegen Rassismus“, mal für „intersektionalen Feminismus“, mal gegen „Mansplainer“ kämpfen.
Und damit zurück zu Saphira: Die Moderatorin versteht sich selbst als „nicht-binär“ („Pronomen they/them“) und hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei „safespace“ das Thema Transgender zu bespielen. Und das auf äußerst problematische Weise. Bei X kursierte jüngst das oben bereits angedeutete TikTok-Video, in dem Saphira auf die Möglichkeit einer Mastektomie eingeht, also die Amputation von Frauen-Brüsten. Es stammt aus dem Jahr 2022. „Trans-Männer“ greifen teils auf Mastektomien zurück, um sich als Frau vermeintlich zum Mann zu verwandeln.
In ihrem 40-sekündigen Beitrag erklärt Saphira den Vorgang mit netter Stimme – so, als ginge es um einen Gang zum Friseur: „Zuerst wird ein Schnitt um die Nippel herumgemacht. Die Nippel werden dann erstmal beiseite gelegt.“ Dann werde die Brust entfernt – die Brust solle ja schließlich „schön flach sein“. Zum Schluss würden „die Nippel“ auf Position gebracht: „Tadaaaaa: Und so sieht die fertige Brust aus.“ Unter dem Beitrag kommentiert eine Userin zustimmend: „ich hatte letzte Jahr eine Mastektomie und bin mega glücklich damit“; dazu ein Herz-Smiley.
Nutzerin soll sich Brust abdrücken – an der Mutter vorbei
In anderen Videos befasst sich Saphira mit sogenannten „Bindern“: eine Art Unterhemd, das die weibliche Brust nach unten drücken und dem Oberkörper somit eine flache, also männliche Kontur geben soll. Saphira erzählt von ihren ersten Erfahrungen mit einem Binder: „Ich hab mich sofort wohl gefühlt, war erstmal total überwältigt von diesem Anblick. Also das war schon krass für mich.“ Dass der Binder schnell gefährliche gesundheitliche Folgen haben kann, erwähnt „safespace“ zwar verschiedentlich – nur bekommen das sicher nicht alle Zuseher mit, die schnell durch die Videos zappen.
Derweil meldet sich unter einem der Beiträge eine Userin zu Wort: „Hab meine Mum gefragt ob ich einen haben darf und Sie hat gesagt das ist selbstverstümmelung“. Darauf reagieren die „safespace“-Macher in einer Weise, die sich als Angriff auf die Mutter lesen lässt: „Lässt deine Mutter sich aufklären oder mit sich reden?“ Vielleicht sei sie nicht informiert genug, mutmaßt die Redaktion. Darauf die Userin: „Hab alles versucht klappt leider nicht“. Woraufhin „safespace“ die Anregung gibt: „Kannst du jemand anderes bitten dir einen zu kaufen?“
Die Kinderschutzinitiative „Demo für Alle“ ist empört: Die rbb-videos seien „Transgender-Propaganda“, in deren Rahmen jungen Mädchen Brustamputationen „angepriesen“ würden, schreibt die Aktion auf ihrer Website. „Safespace“ heize den „Trans-Kult genau dort an, wo reihenweise verunsicherte und psychisch instabile Kinder Rat und Informationen rund um das Thema Transgender suchen“. „Demo für alle“ meint: „Anstatt die pubertierenden Mädchen zu warnen, dass sie mit solchen optischen Modifikationen immer tiefer in ihre Identitätskrisen abgleiten, stellen die Moderatoren die Trans-Identität als normales und erstrebenswertes Ziel dar.“
Wohl mit Blick auf die Binder-Videos verweist die Initiative darauf, „dass beim Trans-Kult oft ein Schritt auf den nächsten folgt und mit jeder sozialen und optischen Änderung das Verlangen nach den radikalen medizinischen Transgender-Eingriffen größer wird“. Die Macher von „safespace“ führten ihr junges Publikum „direkt dorthin“.
„Nicht Verunsicherung, sondern Selbstbestimmung“
Hat der rbb womöglich übersehen, was unter seinem Dach auf dem TikTok-Kanal geschieht? Keineswegs. Auf TE-Nachfrage erklärt der öffentlich-rechtliche Sender, dass die Themen von „safespace“ in einer Redaktionskonferenz besprochen und geplant würden. Nach der Produktion werde jedes Video „journalistisch und fachlich medizinisch überprüft und redaktionell abgenommen“.
Explizit verteidigt der Hauptstadt-Sender die Trans-Videos und weist Vorwürfe energisch zurück: „Safespace klärt junge Menschen auf, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können“, schreibt ein Pressesprecher. Indem es Fragen junger Frauen „unverblümt“ anspreche, trage das Format gerade dazu bei, „Diskussionen zu rationalisieren und unüberlegte Handlungen zu verhindern“. Wissen, wie „safespace“ es vermittle, führe bei Mädchen „nicht zu Verunsicherung, sondern ermöglicht Selbstbestimmung“.
Den eingeworfenen Vorwurf, dass die Redaktion ein Mädchen dazu ermutigte, gegen den Willen der Mutter einen Binder zu besorgen, erklärt der rbb für „konstruiert und falsch“: Man habe das Mädchen angeregt, das Gespräch mit der Mutter zu suchen. In den betroffenen Kommentaren könne man „keine Ermutigung erkennen, die Mutter zu hintergehen“.
Mitte Juli übrigens – mehr als zwei Jahre nach dem hier erwähnten Mastektomie-Video – lud „safespace“ einen Beitrag hoch, in dem Saphira erklärt, dass eine Operation im Rahmen einer Transition schwerwiegend ist, „weil es eben auch schwer ist, das wieder rückgängig zu machen“. Sie selbst sei deswegen in eine Therapie gegangen bei einer auf Transpersonen spezialisierten Ärztin: „Ich bin immer noch in dem Prozess drin und werde hoffentlich bald weitere Schritte gehen können, wofür ich mich jetzt dann doch endlich entschieden hab’ und mich auch mit wohlfühle.“