Die Öffentlich-Rechtlichen sind als Geldschleudern in Verruf geraten: astronomische Gehälter, unrealistische Pensionsansprüche, Prachtbauten, luxussanierte Chef-Büros, dienstliche Massagesessel und eine Dienstwagen-Flotte, die mit der Flotte des Kanzleramts mithalten kann. Angesichts dieser Ausgabensucht hat die ARD einen Punkt gefunden, woran sie sparen kann: das Programm.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg geht nun beim Sparen voran. Die neue Intendantin Katrin Vernau hat eine Liste von Projekten vorgelegt, über deren Streichen der Sender knapp 50 Millionen Euro sparen will. Regionale Sendungen soll es nur noch zwischen 18 und 22 Uhr geben. Das bedeutet im Umkehrschluss: In fünf von sechs Stunden des Tages dient der RBB nur noch als Abspielstation für Konserven.
Nuhr und Thadeusz gelten im öffentlich-rechtlichen System als Feigenblätter, die Verantwortliche immer dann vorhielten, wenn ihnen Linkslastigkeit vorgeworfen wurde. Zumindest einer davon fällt nun mit der ersten Sparwelle. Zu dieser Welle gehört auch der Rückzug des RBB aus dem gemeinsamen Mittagsmagazin der ARD sowie die Übernahme des Warschauer Studios durch den WDR.
Damit liegt der RBB im Trend. Auch die gesamte ARD sowie das ZDF wollen am Programm sparen. Teilweise aus Furcht, angesichts der bisherigen Prunksucht die nächste Gebührenerhöhung nicht durchsetzen zu können. Teilweise, um es in Internet-Formate umzuschichten. Das ZDF stellt die Krimi-Formate „SoKo Hamburg“ sowie „Letzte Spur Berlin“ ein und das Klatschmagazin „Leute Heute“.
Ein selbsternannter Insider verbreitet über Medien, die ARD würde die Serien „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ einstellen. Das Gerücht kam bereits auf, als im Sommer Eckart von Hirschhausen den Sendeplatz von „Sturm der Liebe“ besetzte. Sein „Team Hirschhausen“ gab einen Fingerzeig darauf, wie öffentlich-rechtliches Fernsehen künftig sein soll: live aufgezeichnet, mit sehr viel Haltung – und vor allem: billig. Während eine Serie Kosten durch Sets, Drehbücher oder feste Schauspielerverträge verursacht, ist Hirschhausen günstig zu haben. Seine Freunde treffen sich, sprechen darüber, wie gefährlich der Klimawandel wird, welche Folgen der Klimawandel hat, wie gefährlich die Folgen des Klimawandels sind und über andere bunte Themen.
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Zumindest für die Mitarbeiter des RBB. Intendantin Vernau will zwar Stellen abbauen, aber nur langfristig. Betriebsbedingte Kündigungen werde es keine geben. Und die Top-Gehälter der 40 RBB-Manager will Vernau erst recht nicht kürzen. In der Zukunft achten also topbezahlte Führungskräfte darüber, wie die gleiche Zahl an Mitarbeitern deutlich weniger Programm macht. Der Zuschauer in Berlin und Brandenburg sieht derweil in einer Wiederholung vom BR, wie im Allgäu Kühe gemolken werden – ein bisschen damit identifizieren kann er sich ja auch.