Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ist ein sparsamer Sender. Wenn es ums Programm geht. Dann wärmt der RBB gerne mal auf. So wie die Klamotte „Die Lümmel von der ersten Bank“. Die galt schon bei der Kinopremiere als veraltet – das ist 55 Jahre her, aber Pepe Nietnagel lümmelt sich noch immer durch den RBB.
Als drittes Programm sollen die Berlin-Brandenburger ihre Region darstellen. Eine wichtige Schiene dafür ist der Vorabend. Zwischen 18 und 20 Uhr setzt zum Beispiel der SWR stark auf regionale Themen. Damit erfüllt der Sender seinen Programmauftrag und holt Quoten, die deutlich über seinem Schnitt liegen. Der RBB zeigt um 18.45 Uhr „Brisant“. Ein Service für Zuschauer, die das Boulevardmagazin um 17.15 Uhr in der ARD verpasst haben und es in der Mediathek nicht finden.
Im Hauptprogramm setzt der RBB auf Regionales. Gerne von den anderen Dritten. Um selbst Geld zu sparen. So leisten sich die Berliner und Brandenburger einen regionalen Sender, um mehr zu erfahren über „Wildes Österreich“, „Ostsee-Reisen von Rügen bis Fehmarn“ oder „Europa ungezähmt“. Auch sonst ist das RBB proppenvoll mit ARD-Konserven: Wiederholungen von „Wer weiß denn sowas?“, „In aller Freundschaft“ oder Tatort bis zum Umfallen. In der Einschaltquote ist der RBB ebenfalls sparsam und gibt sich mit 5,2 Prozent zufrieden, während der NDR 8,2 Prozent holt und der MDR sogar 10,2 Prozent, liegen die Berliner auf dem letzten Platz der dritten Programme.
Dabei kann der RBB auch generös sein. Vor allem, wenn die Chefin persönlich im Spiel ist. Besonders gerne in Kombination mit Wolf-Dieter Wolf. Der ist Vorsitzender des RBB-Verwaltungsrates. Aber er lässt diese Position momentan „ruhen“. Denn die Vorwürfe sind laut Schlesinger falsch und Teil einer Kampagne – aber halt auch noch nicht so aus der Welt genommen, dass Wolf einfach weitermachen könnte.
Alles dreht sich um das neue Medienhaus, für das der RBB das Geld in die Hand nimmt, das er dem Programm abgespart hat. Unter 100 Millionen Euro sollte der kosten. Dann tagten dienstliche Runden in Schlesingers Privathaus, konnten aber nicht verhindern, dass die Kosten auf Stand jetzt über 150 Millionen Euro explodiert sind. Dafür ließen sich die Teilnehmer Menüs im Wert von 56 Euro pro Person schmecken. Die Zahlen in diesem Abschnitt werden berichtet. Behält Schlesinger recht, sind sie nur Teil einer Kampagne. Sie wird das noch klarstellen, vermutlich wenn sie Brisant und die Lümmel von der ersten Bank zu Ende gesehen hat.
Nun legt der „Business Insider“ nach. Schlesinger habe sich von Audi einen Dienstwagen im Wert von 145.000 Euro geleast. Plus Chauffeur. Doch die Firma habe ihr das Auto zum Schnäppchenpreis überlassen. Da kann dann auch der Mann den Wagen mitnutzen. Zu einem Interessenkonflikt zwischen RBB und Audi kann es ebenfalls nicht kommen, solange der Sender statt kritisch zu berichten lieber die Lümmel von der ersten Bank wiederholt. Nur ist Schlesinger auch ARD-Vorsitzende. Die predigt gerne zum Klimawandel. Einen leistungsstarken Dienstwagen würde der Sender verdammen. Zumindest im Programm. Wie die ARD das bei den Programmmachern sieht, will nun unter anderem Frontal 21 wissen. Das ZDF-Magazin hat Fragen an Schlesinger eingereicht. Vielleicht nimmt sie sich ja jetzt der Gegenaufklärung an, wenn die „Kampagne“ von einem anderen öffentlich-rechtlichen Programm übernommen wird.
Die Aufklärung für den Sender übernommen hat eine private Anwaltskanzlei. Die soll unabhängig die Vorgänge beim RBB aufklären. Den Auftrag dazu hat die Kanzlei vom Sender bekommen, genauso wie das Geld für diesen Auftrag, und in der Aufklärung sollen die Anwälte eng mit dem Verwaltungsrat des Senders zusammenarbeiten. Über die investigative Kraft einer solchen Konstruktion ließe sich ein spannender Film drehen. So spannend, dass er im RBB frühestens in 55 Jahren laufen würde.