Jan Schulte-Kellinghaus geht. Wer ihn nicht kennt: Schulte-Kellinghaus ist ein Top-Fernsehmann. 215.000 Euro verdient er laut FAZ im Jahr. Von 2017 an war er Programmdirektor beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Mit seiner Auswahl verschaffte er dem RBB stabile Quoten: letzter Platz im Vergleich der Dritten Programme. Lange füllte der RBB unter Schulte-Kellinghaus Plätze, die für lokales Programm vorgesehen waren, mit Konserven aus der ARD auf. Nun geht der Verantwortliche dieses innovativen Konzepts. Zwei Jahresgehälter nimmt er zum Abschied mit.
430.000 Euro. „Eigentlich sprechen wir von Peanuts“ angesichts dessen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk derzeit das von den Bürgern staatlich erpresste Geld rauswirft. Denn das Rundfunkhaus sollte noch viel teurer werden. Ursprünglich mal unter 100 Millionen Euro, dann drüber und zuletzt berichteten einzelne Medien sogar von über 300 Millionen Euro Gesamtkosten. Schließlich war es als „digitales Medienhaus“ konzipiert. Ein Stecker, um das iPhone aufzuladen, sichere W-Lan-Verbindung in der Hauptstadt – da schießen die Kosten schnell mal durch die Decke.
Das digitale Medienhaus kommt nicht. Der Verwaltungsrat hat den Bau diese Woche abgeblasen. Zu teuer, die Kosten zu wenig kalkulierbar und von der Mitarbeiterschaft auch nicht akzeptiert. Die neue Intendantin Katrin Vernau hat das Aus vorgeschlagen, auch um finanzielle Ressourcen zu retten. Blieben also die Planungskosten: Vergabe an einen Architekten, Entwürfe, Beraterverträge, Dienstessen im Haus der Intendantin Patricia Schlesinger – beim RBB macht das unterm Strich 18 Millionen Euro. 18.000.000 Euro nur für die Planung eines Hauses, das nicht gebaut wird und für das nicht ein Stein bewegt wurde. 81.700 Haushalte müssen ein Jahr Rundfunkgebühren bezahlen, um diese Verschwendung auszugleichen.
Der RBB wollte die Kosten für den gesamten Bau durch Kredite finanzieren. Doch wie die Vorsitzende des Verwaltungsrats, Dorette König, nun in der Pressekonferenz zugeben musste, sei noch nicht einmal die für den Bau benötigte Fläche richtig ausgemessen worden. Beziehungsweise hätten „veränderte Arbeitsmodelle“ zu einem anderen Flächenbedarf geführt und technologische Weiterentwicklungen hätten zu neuen Erkenntnissen geführt. Der Sender müsse nun nicht zusätzlich sparen, verspricht der Chef der RBB-Hauptabteilung Finanzen, Claus Kerkhoff. Die Verluste des Medienhauses seien bereits eingeplant.
Doch der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird eine Finanzdebatte erhalten. Eigentlich arbeiten die Sender, die Behörde KEF und die dem ÖRR wohlgesinnten Länder an einer Gebührenerhöhung für 2023. Der lose Umgang mit Geld macht die auch notwendig. Allerdings haben die Berichte über die feudale Verschwendungssucht in den Sendern die Debatte verändert. Die drohen nun mit Einsparungen im Programm. Der Intendant des Saarländischen Rundfunks Martin Grasmück sagte gegenüber der Saarbrücker Zeitung: „Wir können nicht mehr alles anbieten.“ Angesichts des real-existierenden Programms des SR ist diese Ankündigung nur mit Ironie zu verstehen:
Schon jetzt füllt der SR sein Programm massiv mit Konserven des SWR auf. Für saarländische TV-Zuschauer gehören die Schwäbische Alb und der Westerwald schon längst zur französischen Grenzregion. Wie sieht das aus, wenn Grasmück den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf seine Kernaufgaben reduzieren will? Nur noch Geld für die sechsstelligen Gehälter des Führungspersonals, für ihre Dienstwagen und ihre Ruhegelder? Fürs Publikum gibt es dann ein Band, auf dem in Dauerschleife „Hannes und der Bürgermeister“ läuft? Aber um das zu bezahlen, müsste erst die Rundfunkgebühr erhöht werden.