Pride-Day, Grüne Woche, des Kanzlers liebste Journalistin als Sendergesicht. ProSieben hat sich für den woken Weg entschieden – und schmiert beim Zuschauer ab. Ausgerechnet ein alter, weißer Mann schönt die Bilanz.
Borussia Mönchengladbach war gerade mit Kapitän Berti Vogts Deutscher Meister geworden. Die Gruppe Baccara führte die Charts an mit „Yes Sir, I can Boogie“. Und im Kino startete der neue James Bond: „Der Spion, der mich liebte“. Damals, im Juli 1977. Nun, 46 Jahre später, war eben dieser James Bond auf ProSieben noch die erfolgreichste Sendung im Juli. Der Sender, der so gerne woke wäre, braucht einen – ach was – den alten, weißen Mann schlechthin, um seine Bilanz halbwegs zu schönen.
ProSieben ist auf woker Mission: Der Pride-Day hier, die Green Seven Week dort sollen den Zuschauer auf woken Kurs trimmen. Das politische Sendergesicht ist Linda Zervakis. Die Journalistin, die Kanzler Olaf Scholz (SPD) bucht, wenn ihm jemand genehme Fragen stellen soll. Und wer Sprach-Schluckauf nicht mitmachen will, dem plärrt ProSieben auf Twitter hinterher: „Tschüss, wenn Sie das Gendern nicht aushalten“.
Blöd halt nur, wenn immer mehr tatsächlich „Tschüss“ sagen. So wird die woke Mission für ProSieben zur tödlichen Mission. Die Zahlen für den Juli sind verheerend: Nur noch 2,9 Prozent Marktanteil erreicht der Münchener Sender laut dem Branchenmagazin DWDL – 0,3 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Auch in der werberelevanten Zielgruppe der Menschen unter 50 Jahren stürzt ProSieben ab: 7,3 Prozent Marktanteil, 0,2 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.
Vox ist an ProSieben in der werberelevanten Zielgruppe vorbeigezogen. Obwohl das Mitglied der RTL-Familie so stark wie kaum ein anderer Sender auf Wiederholungen setzt. Selbst die ARD ist bei den Jüngeren stärker als ProSieben. Und was noch demütigender für die Verantwortlichen sein muss: Wenn auf ProSieben irgendwas funktioniert, dann nicht das, womit sich der Sender am Pride Day oder in der Green Seven Week schmückt.
Die erfolgreichste Sendung bei den Menschen unter 50 Jahren war laut DWDL eine Wiederholung der Agentenkomödie „Kingsman: The Golden Circle“. Bei allen Zuschauern konnte James Bond die meisten Menschen vor dem Fernseher vereinen. Roger Moore hält gemeinsam mit den Sowjets die Schurken Stromberg (Curd Jürgens) und Beißer (Richard Kiel) davon ab, eine Atombombe zu zünden – dabei hat er Sex mit Barbara Bach. Heterosexuelle.
Vergleichsweise erfolgreich ist noch das Format „Beauty & The Nerd“. Dort bringen junge, gut aussehende Frauen sexuell wenig erfolgreichen Männern bei: Ihr müsst nur so dumm und oberflächlich wie wir werden, dann klappt das auch mit dem Poppen. Ob das Format auch am Pride Day läuft oder die Grimme-Preis-Jury Interesse zeigt, ist nicht bekannt.
Die „Pro Sieben Sat1 Gruppe“ hat jüngst Stellenabbau angekündigt. Denn die Zahlen von Sat1 sehen genauso schlecht aus wie die von ProSieben. Vor allem in der werberelevanten Zielgruppe. In der ist Sat1 auf 5,9 Prozent Marktanteil abgerutscht – 0,5 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Auch Sat1 setzt auf Formate wie „Birgits starke Frauen“, die politisch hoch wertvolle Botschaften ausstrahlen – wenn sie sich denn jemand anschauen würde. Blöde Zuschauer aber auch. Sat1 und ProSieben kann man dann vielleicht demnächst sagen: „Tschüss, wenn Sie das Publikumsinteresse nicht aushalten“.
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