Tichys Einblick
Gebühren sollen auf bis zu 25 Euro steigen

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: 20 Euro im Monat sind nicht genug

Der ÖRR hat zu wenig Geld – und will deshalb mehr. Trotz Affäre um Journalisten auf Staatslohn. Trotz RBB-Affäre. Trotz Energiekrise, Inflation und Preissteigerung. Trotz sinkender Zuschauerzahlen. Trotz miserablen Programms. Da fällt es schwer, keine Satire zu schreiben.

IMAGO / Zoonar

Die Bedürftigkeit öffentlich-rechtlicher Journalisten ist seit einigen Wochen bekannt. Denn wie sonst ist zu erklären, dass Vater Staat einen sechsstelligen Betrag ausschütten musste, um den Bedrängten zur Hilfe zu eilen? Die Demokratieabgabe ist viel zu dürftig. Daher muss die Bundesregierung über Aufträge das ausgleichen, was den von Inflation, Preissteigerung und Energiekrise Gebeutelten fehlt. Das staatliche Almosenprogramm ist in Wirklichkeit milde Gabe, und nicht verdeckte Beeinflussung der Vierten Gewalt.

Dass der ÖRR nun reagiert, ist also überfällig. Nach Informationen von Business Insider soll der Gebührenbetrag auf mehr als 20 Euro steigen. Bis zu 25,19 Euro sollen möglich sein. Beim derzeit bestehenden Gebührenbetrag (18,36 Euro) wäre das ein Anstieg von 6,83 Euro.

Journalisten auf Staatslohn
Der BND bezahlte Journalisten – doch die Offenlegung ihrer Gehälter ist „staatswohlgefährdend“
Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Noch nie ging es Deutschland so gut. Bundeskanzler Olaf Scholz verspricht ein neues Wirtschaftswunder. Die Deutschen sind so reich, dass sie bald auch einen teuren Heizungsaustausch, der in manchen Fällen in den sechsstelligen Kostenbereich geht, mühelos stemmen können. Da fällt eine Erhöhung von rund 7 Euro im Monat kaum noch ins Gewicht.

Denn schließlich geht es bei diesem Akt auch um den Erhalt der Demokratie. Jeder Cent ein Cent gegen Rechts. Erst kürzlich hatte die ARD sich auf Twitter selbst gelobt. Hier die Berichterstattung, die auf Wissenschaft und Fakten fußt, dort die panikmachenden Verschwörungsmythen. Zuschauertauglich illustriert die ARD das dann auch gleich mit einem Wissenschaftler-Smiley und einem Zombie.

Fake News könnten, so der ÖRR, auch gesundheitsschädliche Wirkungen haben. Gut, dass der Rundfunk in der Corona-Krise stets auf mögliche Impfschäden hinwies. Saubere Recherche steht an der ersten Stelle einer Redaktion, die im letzten Jahr nur in einem Fall auf einen gut getarnten afrikanischen Trickbetrüger hineinfiel, der einer SWR-Redakteurin einen stromlosen Fernseher als Jahrhunderterfindung andrehte.

Der Erfolg des Modells „öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ spricht für sich. Noch nie schauten so viele junge Deutsche Fernsehen. Ach was: Noch nie schauten so viele Menschen überhaupt Fernsehen. Die Flaggschiffe der Berichterstattung, ARD und ZDF, können sich vor Zuschauern kaum noch retten. Um die große Nachfrage zu befriedigen, bedarf es eines größeren Ausbaus mit modernen Formaten.

Analyse
Das Fernsehen ist tot
Dazu gehört auch mal ein rebellischer Tatort, bei dem der Mörder ein rechter Großindustrieller ist und die Opfer sexuelle und ethnische Minderheiten. Vielleicht auch ein Fernsehfilm, der 1:1 die Linie der Bundesregierung abbildet. Oder prinzipiell ein Fernsehformat, das die Vorzüge der Regierungspolitik zeigt. Mit einer Komikerin, die den Zenit ihrer Karriere überschritten hat, und durchs Land fährt, um zu veranschaulichen, wie gut es uns damit geht. Nicht jammern, sondern machen.

Früher betrieb der Papst Propaganda, um im wahrsten Sinne des Wortes den Glauben zu „verbreiten“. Geblieben ist die neue Frohe Botschaft, die nun die Demokratiesender in die Welt posaunen. Dabei spielt Vertrauen eine große Rolle. Das Vertrauen in die ARD und ihre Mit-ARDs ist so groß wie nie. Das vorbildliche Verhalten der Vorstände und Räte ist dabei essenziell. Die Vorteilsnahmen beim RBB hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk vorbildlich aufgeklärt. Zumindest in einer solchen Art und Weise, dass nun jeder Bürger sehr genau weiß, was er von diesen Sendern zu halten hat.

Wenn Sie bereit sind, aktuelle Themen in dieser gewählten Form zu bearbeiten, steht Ihnen eine Zukunft als ÖRR-Redakteur bevor. Dann können auch Sie sich am Topf der Demokratieabgabe laben und auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Ansonsten fällt einem nur das alte Juvenal-Wort ein, dass es schwierig sei, zu dieser Meldung keine Satire zu schreiben. Bleiben wir bei Juvenal.

Denn am heutigen Dante-Tag, an dem der Dichter ins Inferno stieg, könnte man sonst auf den bitterbösen Gedanken kommen, dass es dort einen ganz speziellen Höllengraben im vierten Kreis für gewisse Persönlichkeiten gibt:

Noch nirgend war die Schaar so groß, wie dort.
Laut heulend kamen sie von beiden Enden,
Und wälzten Lasten mit den Brüsten fort.
Und stießen sich, um sich beim Prall zu wenden,
Und dann zurück im Bogenlauf zu ziehn,
Und schrien sich zu: Was kargen? – Was verschwenden?
So durch den Kreis, in dem kein Lichtstrahl schien,
Ging’s beiderseits dann nach der andern Seite,
Indem sie beid’ ihr schändlich Schmähwort schrien.

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