Tichys Einblick
Auswertung der Nutzerdaten

In der Nutzung der Medien findet eine Wachablösung statt

Etablierte Medien wie die FAZ sind in der Krise: Sie verlieren an Auflage und konkurrieren in Sachen Reichweite im Netz mit Medien mit deutlich kleineren Teams – zum Beispiel von Tichys Einblick.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Vier römische Lager bewachen das Dorf des gallischen Kriegers Asterix: Kleinbonum, Aquarium, Babaorum und Laudanum. Trotzdem bekommen die Römer die renitenten Gallier nicht in den Griff. Das Zahlenverhältnis zwischen TE und FAZ ist ähnlich. Die Erfolge auch.

Zwischen dem 1. und dem 13. September brachte es die FAZ bei Twitter und Facebook auf rund 480.000 Interaktionen. Mit einem viel kleineren Team kam TE auf 412.000 Interaktionen. Also 412.000 mal haben Leser die Beiträge geteilt, kommentiert oder ihnen ein „Like“ ausgesprochen. Den Vergleich hat der Branchendienst Meedia aufgestellt.

In diesem Vergleich schafft TE den siebten Platz, die FAZ den sechsten. Vor TE landen weitere Medien mit noch deutlich größeren Teams und deutlich mehr Kapital im Rücken: Bild, Spiegel oder RTL zum Beispiel. Hinter TE auf Platz 9 rangiert der Stern. Das Magazin aus Hamburg hat in zwei Wochen 62.000 Reaktionen weniger bekommen als TE.

Es gibt weiterhin eine bestehende Marktmacht. Die ergibt sich schon allein aus den unterschiedlichen finanziellen Ressourcen. Allen voran die 8,5 Milliarden Euro, die der Staat zwangsweise für ARD, ZDF und deren bissigen Schosshund Deutschlandfunk eintreibt. Doch diese Marktmacht bröckelt. Es findet eine Abstimmung mit den Füßen statt – oder besser gesagt mit der Computer-Maus. Immer mehr Nutzer sind es leid, unter dem Vorwand „Haltungsjournalismus“ oder „falsche Balance“, die rot-grünen Positionen der Redaktionen zu verfolgen. Halten nichts von Journalisten, die sich schützend vor Politiker werfen, statt deren Arbeit kritisch zu verfolgen.

Dazu passen die neuen Auflagenzahlen. Der Verein IVW hat sie an diesem Montag veröffentlicht. Sie sind für die werbetreibende Wirtschaft gedacht – als Qualitätskontrolle. Demnach hat die FAZ keine 200.000 Abonnenten mehr. Die ePaper sind da mitgerechnet. Obwohl deren Zahl zunimmt, hat die FAZ vom dritten Quartal 2021 auf das dritte Quartal 2022 insgesamt 3,4 Prozent ihrer Auflage verloren. Und das, obwohl die FAZ einiges getan hat, um den Bruch der symbolischen Mauer von 200.000 Exemplaren zu vermeiden. Etwa mit 8.500 Bordexemplaren. 40.000 Ausgaben der FAZ gehen im Schnitt täglich als nicht verkauft zurück. Und das, obwohl der Verlag die Auslieferung um 15.000 Exemplare zurückgefahren hat.

Bundesweit bekannt sind die großen Titel wie Spiegel, Süddeutsche oder eben FAZ. Aber das eigentliche Herz des deutschen Journalismus bilden die lokalen Tageszeitungen. Auch hier sind die Einbrüche dramatisch. Zum Beispiel bei dem Verlag VRM, der unter anderem die Mainzer Allgemeine Zeitung und den Wiesbadener Kurier herausbringt. Dessen gesammelte Zeitungen kamen vor einem Jahr noch unter dem Label „VRM Tageszeitungen plus“ auf eine Auflage von 279.000 Exemplaren. Jetzt sind es 243.000 Exemplare. Ein Rückgang von 13 Prozent innerhalb eines Jahres. Der Verlag hat jetzt die Stelle eines Klimareporters geschafft. Das soll das woke Publikum umschmeicheln. Die bürgerlichen Leser kündigen währenddessen ihre Abos.

Entscheidend für die Zukunft eines Mediums ist es, wie relevant es im Internet auftritt. So hat die Süddeutsche Zeitung auch an Auflage verloren. Sie steht jetzt bei 284.000 Exemplaren. Der Verlust fällt im Jahresvergleich aber moderat aus: 2,4 Prozent minus. Denn der Süddeutschen ist es im entsprechenden Zeitraum gelungen, die Zahl der ePaper um 3.500 Exemplare zu steigern. Das schönt die Gesamtauflage. Apropos: Die Bild lässt sich von der IVW mittlerweile zusammen mit dem Berliner Springerblatt BZ zusammen rechnen. Dadurch schaffen sie es noch über die magische Grenze von einer Million Ausgaben – zusammen.

Wer sich nur über ARD und ZDF informiert, wird die TAZ für eine extrem relevante Zeitung halten. TAZ-Redakteure erklären in den Talkshows die Welt als Experten für Klima, Wirtschaft, Sexualität und alles. Ihre Auflage beträgt laut IVW 48.000 Exemplare. 10.000 Exemplare liefert die TAZ im Schnitt täglich an den Einzelhandel – mehr als 8.000 davon gehen wieder zurück. In der ARD werden trotzdem weiter die Vertreter der TAZ zu Wort kommen – weil sie die Positionen der grün-roten ARD-Redakteure vertreten. Aber auch da findet eine Abstimmung mit den Füßen statt – auch an den Lagern Großgrünum und Zweitgrünum vorbei.

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