Kabarettist Urban Priol versucht nach Kräften, der Sendung einen Schenkelklopfer-Start zu verpassen. Leider vergeblich. Dabei ist er mit einem Füllhorn vorbereiteter Kalauer angereist. „Heute ist wieder ein historischer Tag. Die kommen mittlerweile alle zwei, drei Tage, die historischen Tage“, sagt er über die Abstimmung im Bundestag, die Deutschland in eine Billionen-Verschuldung treibt. Oder über den Vorschlag der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, doch zur Gegenfinanzierung einen Feiertag zu streichen: „So gespalten das Land ist, da könnte man vielleicht mit dem Tag der deutschen Einheit anfangen.“ Und überhaupt: Söder beispielsweise sei ja vor Jahren mal der Name einer Ikea-Lampe gewesen, „und das war ein Armleuchter“.
Im Publikum haben Priols Witze keine Prio. Es gibt kaum Applaus. Stattdessen von Thomas – „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ – de Maizière sogar einen Rüffel. Heute sei kein Tag für Kabarett, mahnt der Ex-Verteidigungs- und Ex-Innenminister. Nur, um sich dann selbst im Kalauern zu versuchen. Er habe sich gerade zusammen mit drei Personen beraten – „die Vier von der Tankstelle, könnte man auch sagen“. Harharhar. Harte Kost an diesem Abend. Aber gut, wer freiwillig bei Maischberger im Klatschvolk Platz nimmt, hat es auch nicht anders verdient.
SPD-Urgestein Ralf „Pöbel-Ralle“ Stegner sieht in der monströsen neuen Schuldenaufnahme des Bundes überhaupt kein Problem. „Wenn wir dafür sorgen, dass die Leute Geld verdienen, Steuern bezahlen, rechnet sich das am Ende deutlich mehr“, behauptet der gelernte Politologe, der sich vor mehr als zwei Dekaden einmal als Finanzminister in Schleswig-Holstein versucht hat. Die tausenden Milliarden seien unumgänglich: „Wir leben in besonderen Zeiten“, sagt Stegner und spult die altbekannten Schlagworte herunter: Corona, Ukrainekrieg, Putin, Trump, die ganze Leier. „Aber die Steuereinnahmen sind jetzt nicht gerade gering“, wirft Maischberger vorsichtig ein. Stegner: „Ja, aber die Aufgaben sind es auch nicht.“ Er ist eben ein Mann der Parolen. Wenn Dürr die neuen Schuldenaufnahme kritisiert, antwortet Stegner nur: „Wenn wir das nicht tun, dann siedeln sich die Unternehmen anderswo an.“ Man müsse ja nur mal nach Großbritannien schauen. „Was haben die noch an Industrie? Da ist der Finanzmarkt und die Pferdewetten.“
„Politik muss sich daran gewöhnen, dass man mit dem Geld der Menschen hinkommt“, fordert Dürr. In Deutschland werde die Staatsquote 2026 bei sagenhaften 51,5 Prozent liegen. „Das wird die höchste Staatsquote sein, die die Bundesrepublik seit ihrer Gründung hatte. Wenn man so locker mit dem Geld der Menschen umgeht, dann verabschiedet man sich von einer echten, guten Wirtschaftspolitik. Nicht der Standort wird besser, der Staat wird einfach größer.“
Andere nennen das Sozialismus.
„Wer profitiert von Schulden?“, fragt Dürr. „Reiche, die sich Staatsanleihen leisten können. Und wer zahlt die Veranstaltung? Rentner, Arbeitnehmer, übrigens auch Mieter in Zukunft. Das ist eine Umverteilung von unten nach oben.“
Doch Stegner sieht höhere Aufgaben, „weil wir wissen, wo die Feinde der Demokratie sitzen“. Nämlich im Bundestag und im Weißen Haus. Und im Kreml, selbstverständlich. Trump – „der macht Deals mit seinen Diktatorfreunden“. AfD – „diese Bagaluten“. Und Sahra Wagenknecht – die kann Stegner auch nicht leiden. Beim AfD-Bashing stimmt Dürr sofort frohgemut mit ein: „Eine Partei, die den Staat hasst, ablehnt und seine Institutionen lächerlich macht.“ Stegner lobt ihn dafür: „Dürr ist ein sehr ordentlicher Liberaler. Mir wären die deutlich lieber im Bundestag als andere, die da sind und schon dreimal lieber als die Wagenknecht-Truppe oder andere.“
Seltsame Wahrnehmungsstörungen auch von anderer Seite: Sarah Frühauf wieder. Zum Telefonat zwischen Trump und Putin sagt sie: „Man kann ja wirklich nur tief atmen, wenn man das alles so liest. Ich bin ja ganz froh, dass nicht viel mehr rausgekommen ist. Am Ende kann man ja froh sein, dass diese beiden Herren uns Europäern jetzt nicht etwas vor die Füße werfen und sagen: Das ist der Deal, jetzt ist Frieden, jetzt ist mal gut.“
An Friedrich Merz findet sie knorke, „dass er einen klaren außenpolitischen Kompass hat, das muss man ihm lassen“. Trump und Putin hingegen sind für Frühauf „diese beiden Herren, denen man wirklich nicht vertrauen kann“. Da muss der offiziell drittklassige Bild-Kriegsreporter Paul Ronzheimer die Dinge etwas zurechtrücken. Er komme gerade mal wieder aus der Ukraine, und da sei es nunmal so: „Viele Menschen wollen nur noch eins, Frieden irgendwie.“ Und sie würden sich fragen, wieso Trump „nicht mehr Druck auf Putin macht“.
Einen kurzen Kabarett-Moment hat die Sendung aber doch: Als Maischberger ein Selfie des neuen FDP-Chefs Dürr mit seinen gealterten Kollegen Wolfgang Kubicki und Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigt, kommentiert sie trocken: „Sieht ein bisschen aus wie betreutes Regieren.“
Nimm das, Priol!