Wer, glauben Sie, steht für die Erkenntnis, dass über das Flüchtlingsthema nicht ergebnisoffen diskutiert wurde? Dass wir „das“ womöglich nicht schaffen könnten? Dass es zwar keine Obergrenze für Asyl gibt, was aber auch niemals ernsthaft Thema war (weil wir von sicheren Drittländern umgeben sind), sondern reiner Popanz, oder Ablenkung? Wer steht dafür, dass wir zu viel Moral vor uns hertragen, aber vergessen, andere Europäer „mitzunehmen“ auf unserem Wege?
Nein, nicht Stoibers Ede, der hat das immer und immer wieder geäußert, von seinem Horst wohl gehört, aber leider nicht verstanden. Es war Siggi, der Falsche – das Attribut müssen wir nun zu seinen Titeln hinzufügen –, der sich schneller häutet, als eine Schlange in der arabischen Wüste.
All das, und noch viel mehr, sprach der Jahresendpopulist Sigmar Gabriel von der Partei mit dem verschlagenen Maas, der sprachauffälligen Nahles, dem bösartigen Stegner und dem schlichten Schulz. Und im Zeitalter von High Definition TV können wir bezeugen: Der Mann ist dabei nicht einmal rot geworden! Wohlmeinende und sicherlich einige ehemalige SPD-Wähler werden nun vermuten, der Siggi habe dazugelernt, was mit Blick auf seine Biographie allerdings eher unwahrscheinlich sein dürfte. Vielleicht hat er neue Berater eingekauft, die ihm auch eine neue Theorie über den Wahlerfolg der AfD „im Package“, wie man heute sagt, mitlieferten. Denn nicht die „Flüchtlinge“ seien der Grund, die AfDler kämen schlicht mit der Postmoderne nicht klar. Richtig ist, dass Siggi sich bereits in der Post-Schulz-Ära befindet. Nur einmal erwähnte er seinen Vorsitzenden, als Ede die „Vereinigten Staaten von Europa 2025“ geißelte. Das sei nur „eine Vision“, und seine Ansicht über solche scheint Siggi da eher mit dem verstorbenen Altkanzler Schmidt zu teilen (wer Visionen hat, soll zum Arzt!).
Serdar Somuncu trat zwar für „Die Partei“ im Wahlkampf an, ist in Wahrheit aber wohl eher ein tief enttäuschter Sozialdemokrat, der Ex-Parteichef Siggi vor sich her und vielleicht auch in manche der neuen Töne hineintrieb. Leider kam Serdar von seinem Erdogan nicht los, dem man gefälligst nicht in den Allerwertesten kriechen solle. Menschlich saß er Ede am nächsten, und wäre nicht ständig darauf verwiesen worden, dass Serdar Kabarettist sei, man hätte es nicht gemerkt. Erwähnt sei noch die Anwesenheit der US-Journalistin Melinda Crane. Sie war wohl wegen Trump geladen, der aber so gut wie nicht vorkam.
Siggi und Peter erinnerten ein bisschen an Günter Schabowski, der über Reformen der SED, DDR-Wirtschaft und -Gesellschaft schabowskierte, als eigentlich bereits die Grenze gefallen war. Nun gehört auch für Frey die AfD zu „den Kräften, die gefehlt haben im Parlament“, obwohl sein Sender die Partei vom Kinderfernsehen bis zum Mitternachts-Lanz rund um die Uhr verteufelt. Vielleicht liegt der scheinbare Sinneswandel an der vorweihnachtlichen Stimmung, die unsere Genossen in Staat und Funk ergriffen hat. Und ein Teil der Wahrheit stimmt ja auch: Für diese Herrschaften war 2017 wieder ein gutes Jahr!