Tichys Einblick
Besserer Schutz, härtere Strafen?

Maybrit Illner kurios: Pädophilie-Debatte ohne Grüne

Die Grünen forderten 1980, dass „nur Anwendung oder Androhung von Gewalt oder Missbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses bei sexuellen Handlungen unter Strafe zu stellen sind.“ Doch bei Illner saß niemand von den Grünen.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Während die Steuer-Kassen geplündert werden „wegen Corona und Klima“, so dass auf absehbare Zeit auch in Deutschland Schicht im Schacht ist, gibt es kein wohlfeileres Thema als missbrauchte Kinder. Da sind sich alle in ihrem Abscheu einig: Sauerei! Gehört verboten!

Hier hätte Illner allen Grund gehabt, jemanden vom Kompetenzteam der Grünen eingeladen, die zwar sonst auch zu allem alles wissen, aber beim Thema Pädophilie einen ganz besonderen Erfahrungsschatz teilen könnten.

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Aber kein Daniel Cohn-Bendit sitzt bei Illner („Wissen Sie, die Sexualität eines Kindes ist etwas absolut Fantastisches“) , kein Volker Beck, dessen veröffentlichter, einschlägiger Text zum Thema „nicht autorisiert“ war, keine Renate Künast, deren Einwurf zur Pädophilie angeblich aus dem Zusammenhang gerissen wurde.

Statt dessen sitzt Herbert Reul da, der angeblich knallharte Innenminister vom Homeland NRW, das wegen Kindesmissbrauchsfällen zuletzt besonders in die Schlagzeilen geraten war. Reuls schärfste Maßnahme: Ein Missbrauchs-Schuppen im frommen Münster wurde abgerissen. Dann wird der Hamburger Psychiater Peer Briken begrüßt. Apropos Hamburg: Der Abgeordnete der Linkspartei Tom Radke, der vor kurzem gedroht hatte, einen Pädosumpf bei Fridays For Future und in der Hamburger SPD offenzulegen, hätte vielleicht manch neue Erkenntnisse beisteuern können, aber auch von ihm keine Spur. Des Weiteren in der Runde Sebastian Fiedler vom Bund Deutscher Kriminalbeamter, die Psychologin Julia von Weiler vom Verein „Innocence in Danger“, ein Opfer namens Sonja Howard und für die SPD … nein, nicht der, wie hieß er gleich …, sondern Franziska Giffey. Und so kam halt nichts dabei heraus, außer einem Blick ins Grauen.

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Mehrere spektakuläre Fälle der letzten Zeit haben eines gemeinsam: Die meisten Täter trieben jahrelang ihr Unwesen, teilweise dank wiederholter Bewährungsstrafen und teilweise unter den verklebten Argus-Augen der Jugendämter. Der Haupttäter im Fall Lüchte, ein Asozialer mit Wohnsitz Campingplatz, missbrauchte über 10 Jahre fast 1.000 Kinder und war dabei obendrein vom Jugendamt als Pflegevater bestellt. Das Homeland NRW – eine Bananenrepublik aus dem Bilderbuch.

Was sagt der Innenminister dazu? „Kluge Analysen helfen nix“, echauffierte sich Reul, „jeder muss jetzt seinen Job machen!“ Da sprach nicht der Sheriff, als der Reul sich sonst gerne darstellt, sondern der Politiker, der dem politischen Partner im Bund nicht zu nahe treten will – bekanntlich wurde NRW unter jahrzehntelangem SPD-Regime zur berüchtigten Bananenrepublik.

Wie die SPD solche Probleme löst, kann niemand so schön ausdrücken wie Franziska Giffey: Man habe einen „nationalen Rat“ einberufen, einen „unabhängigen Berater“ eingesetzt, ein Gesetz fertig (wir raten mal: das gute Präventionsgesetz) und arbeite jetzt am „Beratungsanspruch für Kinder“. Und was sagen Sie zu den Jugendämtern? Handelt es sich um systemisches Versagen? „Na ja“, sagt Frau Giffey, da braucht es mehr Personal, mehr Berater und eine Kinderschutzhotline. Das kannste nicht erfinden.

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Sonja Howard, in der Sendung als Missbrauchs-Opfer vorgestellt und Mitglied im Betroffenenrat, meint dazu, die vielen Bewährungsstrafen richteten viel Schaden an, die zweite Chance für den Täter ginge offensichtlich vor Kinderschutz. Sogar Giffey kam der Verdacht, dass die Vergehen im Strafrecht in der Sicht der Bevölkerung wohl eher Verbrechen seien und verkündete, dass Justizministerin Lambrecht, SPD, über härtere Strafen nachdenke. Ihr Wunsch nach „kindgerechter Justiz“ war hingegen etwas missverständlich, weil sie sich häufig in kindgerechter Sprache ausdrückt.

Nur warum schöpfen Richter ihre bereits vorhanden Straf-Rahmen fast nie aus? Wahrscheinlich weil ein Großteil der Richter nach dem berühmten „Marsch durch die Institutionen“ (Rudi Dutschke) da gelandet ist, wo er heute sitzt. Und an denen auch der Geist des berüchtigten Parteitags der Grünen vom März 1980 nicht spurlos vorübergegangen sein dürfte. Die Grünen forderten damals, dass „nur Anwendung oder Androhung von Gewalt oder Missbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses bei sexuellen Handlungen unter Strafe zu stellen sind.“

Wenn eine Institution mehr Geld benötigt, dann wohl die Polizei (was mit der SPD schwer zu machen sein dürfte, Chefin Esken will erst einmal den Rassimsus bei den Beamten austreiben). Der Polizeifunktionär Fiedler zählt auf, dass die Behörden „IT-ler und Forensiker brauchen, die zu den Besten gehören“. Heute „werden solche Leute schlechter bezahlt als Streifenbeamte, auch bei Ihnen, Herr Reul!“ Fiedler gab dann noch einen Einblick in tägliche Horrorgeschichten und beklagte einen pervertierten Datenschutz. Selbst Kinderärzte könnten sich nicht untereinander über Verdachtsfälle austauschen. „Wir rennen da gegen die Pumpe. Datenschutz verhindert Aufklärung.“

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Vom Hamburger Psychiater erfuhren wir, dass es Pädophile gibt, die keine Kinder missbrauchen. Und Missbrauchstäter, die keine Pädophilen sind. Und die Psychologin sowie Franziska Giffey glauben der WHO (der Verein, der schon bei Corona total versagte), dass es 1 Million Opfer pro Jahr in Deutschland gebe, mithin in jeder Schulklasse 2 bis 3 Opfer-Kinder sitzen (Giffey).

Psychologin von Weiler zitierte Studien, denen zu Folge 10 bis 30 Prozent der Täter Frauen seien, die Zahl der Mitwisserinnen sei noch höher, wobei Frauen auch „strategisch und brutal“ vorgingen. Der Psychiater will dazu etwas sagen, ist aber gerade stumm geschaltet. Illner erwähnt wenigstens noch, dass grundsätzlich ein „Missbrauchs-Verdacht schwierig ist und auch benutzt wird“.

Keine Story ohne Europa, beziehungsweise die EU. Europol hat sich gerade erst beim Fall Maddie bis auf die Knochen blamiert. Fiedler spricht von einem „lächerlichen Finanzrahmen“. Die Amerikaner sind weiter. Die spektakulären Fälle der letzten Zeit (vor allem in NRW) wären ohne Hinweise von US-Stellen nie gelöst worden. Man sollte vielleicht besser befreundet bleiben. Außerdem gibt es in den USA eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle.

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