Europa! Ach Gottchen, ja! Sie meinen wohl nur die EU. Gemeinsamer Markt! Gemeinsame Währung! Schengen! Wunderbar! Und jetzt noch wunderbarer! „Trump war ein Weckruf!“ Bald marschieren wir alle gemeinsam, wo doch der Putin so böse guckt. „Mit unseren nordafrikanischen Nachbarn gemeinsam“ will sie „und Deutschland ganz vorne dabei“ irgendwas in Marokko treiben, was uns aber entfallen ist. Warum nicht alle in die EU aufnehmen? – dann könnten die „Flüchtlinge“ doch direkt da bleiben, und wir überweisen die Stütze per Dauerauftrag direkt an die Südküste des Mare Nostrum.
Ursulas „europäische” Euphorie-Pädagogik – als würde sie videospielenden Kindern einen Weihnachtsmarktbesuch schmackhaft machen wollen – einfach unerträglich! Probleme? Nein, sie „will eine Lanze brechen“ (meinte sie einen Lanz?) für die Letten, „mit den Polen ringen“, Europa ist „was ganz, ganz Kostbares!“ Und auch wenn „wir am meisten profitieren“, wäre es „falsch als ersten Schritt die Schulden der anderen zu übernehmen“. Als ersten Schritt? Die Frau braucht Hilfe – oder wir!
Die Grünen haben sich anscheinend einen pfiffigen Think Tank geleistet (von Trump?). Jedenfalls sagte der Schwabe Cem Özdemir: „Wir wollen im Zusammenhang mit den Flüchtlingen Humanität und Ordnung.“ Humanität und Ordnung? Klingt ein bisschen wie Kant. Cem war mindestens ebenso gut gelaunt wie Ursel, und da rutschte ihm dann natürlich das Humanitäre gelegentlich so richtig raus mit „Fluchtursachen bekämpfen“. Die „Flüchtlinge” kommen nicht wegen Krieg, so viel hat er wohl schon durch Polizeiberichte gelernt, sondern weil „wir“ „Westafrika die Meere leerfischen“ und „unsere Lebensmittellieferungen afrikanische Bauern arbeitslos machen“. Dass es ohne unsere Lebensmittellieferungen und Medikamente seit zig Jahren deutlich weniger Afrikaner gäbe, das hatten sie nicht im Sozialpädagogikseminar. Nein, dem Cem hat es super gefallen bei Maybrit. Mit der Ursel, das wird was.
Christian Lindner wurde explizit als „Parteivorsitzender der FDP“ vorgestellt (gibt es Untersuchungen, nach denen x % Grenzdebile vor der Illner-Sendung hocken?). Seine Mimik sagte, er schwankte zwischen Fremdschämen und Mitmachen. Als des Cemle wiederholt ausführte, er sei Schwabe, Deutscher und Europäer, gab Lindner zu Protokoll, Rheinländer, Westfale, Deutscher und Europäer zu sein. Bei der Begeisterung für Zuwanderung und Familiennachzug wandte er schwach ein, dass wir bereits „jetzt an der Grenze der Möglichkeiten“ sind, bei Wohnen und Schulen. Und etwas vehementer warnte er vor der Haftung von Volksbanken und Sparkassen bei Pleiten europäischer Großbanken. Und er schimpfte, dass Italien gerade mit Staatsknete seine Pleitebanken rettete.
Was unsere progressive Elite natürlich nicht daran hindert, die Probleme der Welt zu importieren und hier zu lösen zu versuchen. „Kopftreter in der Münchner U-Bahn“, „Aggressive Männergruppen an Halloween“, „Schießerei in Bremen“, „Mehr als 300.000 Asylklagen“ und „30.000 verschwundene Asylbewerber“ sind nur ein paar Schlagzeilen eines einzigen Tages, die zeigen, dass das Ergebnis recht durchwachsen ausfällt. Vor diesem Hintergrund war die Illner-Sendung besonders surreal.