Umso mehr man sich mit dem Framing-Manual-Skandal der ARD beschäftigt, umso ungereimter wird es. Laut einem Bericht der Salonkolumnisten antwortete der Pressesprecher des MDR, der Sender, der damals mit seiner Intendantin Karola Wille den Vorsitz der ARD innehatte, auf eine diesbezügliche Anfrage: „Zu Beginn des Jahres 2017 wurde der MDR auf die Arbeit der Kognitionswissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling aufmerksam, die sich mit der Sprache, der Sprachwirkung und der zugehörigen Deutungsrahmen an ihrem Institut in Kalifornien beschäftigte“.
Doch leitet Elisabeth Wehling tatsächlich ein Institut in Kalifornien, das den Namen „Berkeley International Framing Institute“ trägt und das mit der berühmten University of California, Berkeley verbunden ist, wie der Namen von Wehlings Institut insinuiert?
Auf Anfrage der Salonkolumnisten antwortete die Universitätssprecherin der University of California, Janet Gilmore, dass Wehling zwar „weiterhin als Postdoc an Berkeleys Linguistik-Fachbereich aktiv“ sei, „,ihr Institut … aber keine Verbindungen mit der Universität Berkeley“ habe. Ob der Namen von Wehlings Institut nicht irreführend sei, weil er eine Verbindung mit der Universität nahelegt, wollte Janet Gilmore nicht kommentieren. Zumindest geht der MDR laut Salonkolumnisten „bis heute davon aus, es mit einer kalifornischen Wissenschaftseinrichtung zu tun zu haben.“
Richtig ist, dass Wehling laut Wikipedia Soziologie, Journalismus und Linguistik studiert und sich mit der Propaganda der deutschen Nationalsozialisten und mit dem Einfluss von Geld und Macht auf die Medienberichterstattung beschäftigt hat. Höchst fragwürdig hingegen ist, welche Expertise mit Blick auf die journalistische Arbeit sich ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk von Wehlings Betätigungsfeld erhofft hat. Sicher, in einer Dokumentation über die Propaganda des Dritten Reiches wäre Wehling ein möglicher Interviewpartner oder Experte, aber aus diesen Beschäftigungen sich Anregungen für die eigene Arbeit zu erhoffen, ist mehr als verfehlt.
Geht man auf die textkargen Seiten des Instituts, fehlt jede Ortsangabe, jedes Impressum, was rechtlich eigentlich nicht zulässig ist, und in Kontakt kann man mit dem Institut nur über ein Mail-Formular treten. Über Grundlagen, Organigramm und Mitarbeiter des Instituts erfährt man nichts, lediglich eine sehr kurze biographische Angabe über Wehling und drei ausgesprochen kurze Texte, die nicht mehr als unverbindliche Statements sind, zu „Mind and language“, „Framing“ und „Political Morality“. Auch auf ihrer Homepage fand ich kein Impressum. Die Websites von Wehling und des Instituts sind in Englisch gehalten.
Auf re:publica Kongressen spricht sie gern über ihre Arbeit und es ist erstaunlich, wie sich Elisabeth Wehling von einer Soziologin, Journalistin und Linguistin zur Kognitionswissenschaftlerin mit neuronalem Forschungsschwerpunkt entwickelt hat. Gern würde man erfahren, wo, an welchem Institut, in welchem Labor, mit welchen Mitarbeitern sie Forschungen in den Kognitionswissenschaften betreibt, wo sie und mit welchen Probanden, die sie „Leute“ nennt, Gehirnscans vornimmt, um physische, also neuronale Untersuchungen durchzuführen. Wäre für diese Forschung nicht eine psychologische, medizinische oder biologische Ausbildung erforderlich, wenn man auch die Physis des Gehirns erforschen will? Das gleiche gilt für die Verhaltensforschung, die sie ebenfalls nach eigenen Angaben betreibt. Ein Allround-Genie also. Vor allem aber ist sie in den „Kampf gegen rechts“ involviert, der die wackeren Kämpfer mehr als gut mit Steuer- oder Gebührengeldern versorgt.
Dokumentiert hingegen sind die vielen medialen Aktivitäten Wehlings. Natürlich durfte Wehling auch nicht in der Jury zur Vergabe des Reporterpreises 2017 fehlen.
Die Salonkolumnisten schreiben: »Wehling selbst lässt sich als Direktorin vorstellen und auf Panels und bei Vorträgen ankündigen … Doch sie selbst vermeidet es, sich selbst so zu bezeichnen. Weder auf ihrer Website, noch auf der Institutsseite taucht der Titel „Direktorin“ auf.«
Ein kurzer Blick auf Wehlings Website und auf die Website ihres Institutes hätten zumindest Fragen aufgeworfen. Ging die damalige Vorsitzende der ARD, Karola Wille, so fahrlässig und so freihändig mit Gebührengeldern um, dass man nicht einmal diese vollkommen unaufwendige Recherche zu Wehlings Arbeit anstellte, bevor man nach eigenen Angaben 120.000 Euro Gebührengelder ausgab? Wer steht für die Fehlentscheidung gerade? Karola Wille, die laut Angaben der FAZ, die sich auf einen Bericht der Bild am Sonntag bezieht, ein Jahresgehalt von 275.000 Euro bezieht und nach jetzigen Stand 17.000 Euro im Monat an Pensionsgeldern vom Gebührenzahler erhält?
Frau Wille hat Frau Wehling beauftragt, weil ihr deren Botschaft gefiel, nicht weil eine überragende Expertise überzeugte.
Wie hatte der/die Twitter-Nutzer(in) „Katerina Bilkova“ in einem Tweet so hübsch gespottet: „Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit dem Tagesframing.“