Es ist ein bayerischer Abend bei Maischberger. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und die Grünen-Fraktionschefin im Bayerischen Landtag Katharina Schulze sind zum politischen Schlagabtausch geladen. Bevor die politischen Differenzen erörtert werden, geht es herzlich zu. Aiwanger und Schulze duzen sich und dürfen – beziehungsweise sollen – sich Komplimente machen. Das bekommen beide auch gemeistert.
„Das Gebäudeenergiegesetz war von Anfang an Murks“, bekräftigt Aiwanger seine Kritik. Wirtschaftsminister Habeck sei möglicherweise durch ideologische Berater wie Ex-Staatssekretär Patrick Graichen schlecht beraten worden. Auf 100.000 Euro beziffert Aiwanger die Kosten für Wärmepumpe und daraus resultierende Sanierungen. Da dürfte es so manchem Hausbesitzer kalt den Rücken herunter laufen. Doch für Schulze stehen diese Kosten in keinem Vergleich zu den Kosten der fossilen Energieträger. „Wir Grüne möchten nicht, dass die Bürger in einer Kostenfalle landen.“
Klingt ein bisschen nach subtiler Drohkulisse, und soll dem Bürger Angst machen. Allerdings scheint die Drohung nicht richtig verfangen zu haben. „So viele Ölheizungen sind noch nie verkauft worden“, weiß Aiwanger aus persönlichen Gesprächen mit Installateuren. Statt Endzeitstimmung zu verbreiten, solle man erstmal in Ruhe dämmen, gibt Aiwanger zu bedenken. Weil die von den Grünen betriebene Hektik zu volkswirtschaftlichen Kosten führe, müsse man Tempo rausnehmen, meint Aiwanger weiter.
Die böse fossile Lobby
Die Grünenpolitikerin ist ob der vielen Entgegnungen in die Ecke getrieben. „Ich würde lieber über gute Lösungen debattieren als über die fossile Lobby“, giftet sie in Richtung Aiwanger. Die Grünen greifen in letzter Zeit häufiger auf das Schreckgespenst der fossilen Lobby zurück, wenn ihnen die Argumente ausgehen. Sie widerspricht Aiwangers Argumentation, dass erst saniert werden müsse, bevor die Wärmepumpe komme. „Wir müssen die Dinge parallel machen“, sagt Schulze. Für Schulze ist die Wärmepumpe das Nonplusultra. Mit „Erneuerbaren“ betrieben, versteht sich.
Der Zauber der Ampel ist verflogen
Die Chefredakteurin der Welt am Sonntag Rosenfeld sieht die Sache entspannter. Habeck könne bleiben, meint sie bezogen auf Rücktrittsforderungen. Aus ihrer Sicht trage die Ampel eine Gesamtschuld. Der andere Journalist, Stern-Chefredakteur Schmitz, nimmt den Minister noch mehr in Schutz. „Es geht schlicht um den Klimaschutz“, sagt Schmitz. Aus seiner Sicht werde Habeck im Stich gelassen. Dem geneigten Zuseher kommen die Tränen, bei so viel grünem Opfermythos.
Auch Patrick Graichen und dessen Familienangehörige zu beschäftigen, sei alternativlos gewesen, findet Schmitz. Graichen sei schließlich in Sachen „Klimaschutz“ der „Oberexperte“. Experte in Sachen Begünstigung seiner Lieben ist Graichen nebenbei halt auch noch. Man sollte stets das Nützliche mit dem Nützlichen verbinden. Wieder einmal viel grüner Haltungsjournalismus und nur zarte Ansätze von Kritik. Mal schauen, ob weitere Enthüllungen aus Habecks Haus den Minister doch noch aus dem Amt kegeln.
Fabian Kramer wird in einem Hotel im Schwarzwald zum Koch ausgeblidet. Füt Tichys Einblick rezensiert er die Dienstagsausgabe von Sandra Maischbergers Talkshow und betätigt sich als freier Autor.