Alle Unions-Ministerpräsidenten seien für eine Reform der Schuldenbremse, so FDP-Dürr im Bundestag, außer Markus Söder, aber es sei ja auch erst Dienstag. „Und was meint Markus Söder heute, am Mittwoch?“, beginnt Maischberger ihr Privatissimum mit dem bayerischen Ministerpräsidenten.
Nachdem es sich beim drögen Olaf Scholz ausgewummst hat und sich Wendelin Merz als hämischer Klassenstreber im Bundestag auch nicht beliebter machen konnte, tritt nun bei Maischbrger der letzte der für das dritthöchste Amt gerade in Frage kommende an, wobei das natürlich rein hypothetisch ist, denn, so Söders aktuelle Ortsbeschreibung: „Mein Platz ist in Bayern.“
Also dieser Scholz! Ruft extra zur Regierungserklärung, und dann kommt nichts. Söder hätte einen Boxer erwartet, klar, „nicht gerade Schwergewicht“, aber einen, der sich verteidigt, stattdessen hielt Scholz eine Trauerrede.
Ob es nun zur Aufhebung der Schuldenbremse – offizielle Verschwender-Sprachregelung „Reform“ derselben – komme, will Maischberger wissen, die gleich fast alle Unions-Ministerpräsidenten aufzählt, die nicht abgeneigt scheinen. „In der CDU mag es diese Diskussionen geben“, sagt Söder, ganz Herr im eigenen Haus, „in der CSU gibt es die nicht“. Aber der Aiwanger, sein Wirtschaftsminister habe … Ach, der Aiwanger.
Wenn es zu einer Einigung über die Schuldenbremse käme, so Söder nicht falsch, „könnte die Ampel ja genauso weitermachen“. Dabei gäbe es genügend Einsparpotential.
Vieles hätten Sie doch beim „Deutschland-Pakt“ erreichen können, glaubt Sandra Maischberger, aber da muss Söder korrigieren: „Zwei, drei Abendessen, passiert ist nix.“ Und dann wird Marie-Agnes Strack-Zimmermann eingeblendet, die …, egal, herrlich ist nur Söders Beschreibung der klagefreudigen FDP-Frau: Die „engagierte, kompetente, großartige Frau („Ich habe sie noch nie lächeln gesehen“) war auch nicht so nah dran am Thema“.
Aber Sie haben die Gespräche abgebrochen, wiederholt Maischberger, um ihren Scherz anbringen zu können: „Macht sonst nur die Bahn.“
Neuwahlen seien nun wohl das Beste, so Söder, und niemand müsse Angst vor der AfD haben. Wobei Maischberger sofort Söders letzte zwei Landtagswahlergebnisse hervorholte, für die CSU die schlechtesten seit mehr als vierzig Jahren, mit der Frage: „Was haben Sie falsch gemacht?“ Nix natürlich, aber „da schwebte dieses Flugblatt in den Wahlkampf, das hat den Freien Wählern genutzt, und die Migration der AfD“. Bei der Gelegenheit ein herzliches Grüß Gott zum Aiwanger Hubert, „mit dem ich sehr gut zusammenarbeite“.
Der Wolf im Schafspelz
Dann blitzt er wieder durch, der Wolf im Schafspelz. Eine große Gefahr sieht Söder im „Anti-Establishment“, diesem Internet, „außerhalb unserer geordneten demokratischen Diskussionskultur“. Alles Nazis. Dem Söder ist durchaus klar, dass ohne die alternativen Medien, ohne die Netzwerke die Menschen gar nicht wüssten, dass sie die Mehrheit sind und nicht die Krawallbrüder auf Regierungsbänken und rotgrünen Parteitagen, wie es unsere „geordnete demokratische Diskussionskultur“ vermuten lassen könnte. Da wird Söder seinen treuen Herrmann (Innenminister) wohl bald von der Leine lassen.
Mit einem Spruch von Udo Lattek leitet am Ende Christoph Daum, der zweite Gast des Abends, quasi selber von der Politik auf sein Arbeitsgebiet um: „Man kann den Gegner nicht nur aufm Platz angreifen, sondern auch außerhalb mit Sprüchen treffen.“ Der unverwüstliche Daum kämpft nun aber nicht mehr gegen Uli Hoeneß, sondern gegen Lungenkrebs, dem er zurief: „Liebe Krebszellen, Ihr habt euch den Falschen ausgesucht.“
Der tapfere Mann, der einst ganz Fußball-Deutschland in seinen Bann zog, heitert die Leute auf und eben Sandra Maischberger, die an diesem Abend fast nebenbei laut Tagesspiegel 21.600 Euro verdient hat.