Tichys Einblick
Was Scholz von Rudi Völler lernen kann

20 Jahre Maischberger: Deutschland als „kranker Mann Europas“

Bei Maischberger fordert Julia Klöckner (CDU), Olaf Scholz solle einen Krisengipfel einberufen. Denn mittlerweile gilt Deutschland als „kranker Mann Europas“. Scholz könnte sich aber auch am neuen Trainer der Nationalmannschaft ein Beispiel nehmen.

IMAGO / Panama Pictures

Julia Klöckner (CDU) hat bei Maischberger genug vom Schöngerede ihrer Diskussionspartnerin Katrin Göring-Eckardt. Es geht um die Fragen: Wie viel Verantwortung trägt die Ampel für die Wirtschaftskrise? Welche Maßnahmen können die Konjunktur ankurbeln? Die grüne Bundestagsvizepräsidentin widerspricht nämlich der internationalen Wochenzeitung „The Economist“, die titelt, Deutschland sei der „kranke Mann Europas“. Sie meint: „So ist es nicht“, Deutschland befinde sich nur „in einer wirklich großen Veränderung“.

Klöckner hingegen ist besorgt: So wie die Wirtschaft schrumpft, Industrien abwandern, die Arbeitslosenzahlen steigen und Deutschland im Wettbewerb abgehängt werde, müsse der Bundeskanzler zum Krisengipfel einberufen, findet sie. Der Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer hat eine andere Idee: Olaf Scholz (SPD) könne beim Regieren einiges vom neuen Interimstrainer der Nationalmannschaft, Rudi Völler, lernen. Trainerwechsel und Gewinnen zum Beispiel.

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Es bleibt allerdings bei den üblichen Themen rund ums Scheitern der Ampelregierung: Heizgesetz, Atomkraft, Abwanderung der Industrie und schrumpfende Wirtschaft. Über Nancy Faesers (SPD) Tricksereien oder die Fragen rund um die Kindergrundsicherung verliert in der Sendung wiederum keiner ein Wort.

Stattdessen findet der Fall Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einen weiteren Platz in der Sendung. Diesen vergleichen die Journalisten Amelie Fried und Markus Feldenkirchen mit Donald Trump, wie schon die Gäste bei Anne Will am vergangenen Sonntag. Die Gemeinsamkeit zwischen Trump und Aiwanger: Beide würden sich selbst in der Opferrolle darstellen und Anschuldigungen gegen sie für ihre jeweiligen Wahlkampagnen nutzen. Mit Erfolg, denn in Umfragen steigen die Stimmen für die Freien Wähler. Fried nennt dies „Trump-Effekt“.

Ukraine und Russland im Paartanz

Auch nach der Sommerpause und zu ihrem 20-jährigen Jubiläum kann es Maischberger nicht lassen, über den Krieg in der Ukraine sprechen. Diesmal mit der Militärexpertin Florence Gaub, die am NATO Defence College in Rom als Forschungsdirektorin arbeitet. Diese vergleicht den Krieg in der Ukraine mit einem Paartanz. Während der letzten Monate habe Russland den Tanz geführt, nun bestimme vermehrt die Ukraine das Tempo. Kriegsende in Sicht? Gaub: „Man hört nicht auf zu tanzen, wenn man das Tempo vorgibt.“ Daher werde es voraussichtlich erst im Dezember, wenn es zu schlammig und zu kalt wird, eine kurze Tanzpause geben. Bis dahin bleibe es „spannend“, meint Gaub, obgleich sie keine schnellen Durchbrüche erwarte.

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Dass die Ukraine die Führung im Krieg – oder „Tanz“ – übernimmt, das liegt laut Gaub daran, dass Russland innenpolitisch zu kämpfen hat. Der Putschversuch der Wagner-Gruppe sei „nur die Spitze des Eisbergs“ gewesen, das Netzwerk darunter sei „wesentlich größer“, und das wisse Putin. Diese Schwäche habe sich gezeigt, als Jewgeni Prigoschin, der Führer der Wagner-Gruppe, mit einem Militärflugzeug abgestürzt und gestorben sei. Gaub meint, Putin müsse bereits innenpolitische Feinde abschießen, um seine Macht zu erhalten.

Um Russland zu schwächen, würde sich Gaub wünschen, dass sich die Entwicklungsländer auf die Seite der Nato stellen. Beim G20-Gipfel in Indien habe sich jedoch gezeigt: Die Entwicklungsländer wollen keine Seiten bekennen, denn sie haben genug von den Ost-West-Konflikten.

Kein Kriegsende in Sicht, die Wirtschaft schrumpft, die Preise steigen immer mehr: Viele Deutsche leben in einer Angst vor der Zukunft. Laut Gaub ist dies eine Angst, die viele Menschen lähmt, sodass sie von außen leichter zu beeinflussen sind. Gaub meint daher: Die Menschen müssen wieder realisieren, dass sie ihre Zukunft selbst beeinflussen können, indem sie bewusst und verantwortungsvoll handeln und wählen.

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