Tichys Einblick
Bei Maischberger

Humor-Beamter Jürgen Becker verhöhnt RAF-Opfer

Über 30 Jahre diente Jürgen Becker dem WDR. Bei Maischberger ist der Humor-Beamte Stammgast. Nun hat er mit einem unsäglichen Vergleich die Opfer des RAF-Terrorismus verhöhnt.

Jürgen Becker in der Sendung bei Sandra Maischberger am 17. Januar 2023

Screenprint: ARD / Maischberger

Über 80 Passagiere sitzen in einem Flugzeug. In Dubai. Terroristen bedrohen sie mit Waffen. Die Klimaanlage ist ausgefallen. Es herrschen über 50 Grad Celsius im Innenraum. Die Passagiere leiden. Darunter ein Alzheimer-Patient, dem seine Begleiter nicht erklären können, warum er solche Qualen durchstehen muss. Die Terroristen drohen Passagieren: Morgen früh musst du sterben. So verbringen sie die Nacht. Den Kapitän Jürgen Schumann erschießen die Palästinenser tatsächlich.

Dieses Leid hat die RAF veranlasst. Wie so vieles andere Leid. Über 30 Ermordete gehen auf das Konto der Terroristen. Zerissene Familien. Als Waisen aufgewachsene Kinder. Oder wie der „Kabarettist“ Jürgen Becker sagen würde, ein lecker Themchen für’n kleines Scherzchen: „RWE kann man nicht mit der RAF vergleichen. RWE hat mehr Schaden angerichtet.“ Muhaha.

Absurde Vergleiche
Bei Maischberger: Pistorius, Parität, „kleine Paschas“ und Lützerath
Das Erschreckende: Für den 63-Jährigen ist das fast schon witzig. Zumindest im Vergleich zu dem, was er sonst so produziert. Von 30 Jahre arbeitete Becker für den WDR. Fürs Radio und fürs Fernsehen. Ein Humor-Beamter. Mit linker Ausrichtung. Wer auf B3-Niveau verdient, dem macht der Klassenkampf erst richtig Spaß.

Sandra Maischberger kommt auch vom WDR. Man kennt sich, man hilft sich – geht zusammen Kölsch trinken, lädt sich gegenseitig ein. In der Talkshow Maischberger taucht Becker öfter auf als eine Erkältung in einer Kindertagesstätte – und genauso lustig. In der Show rasselt Becker zum Beginn der Sendung auswendig gelernte Pointen runter. Wie ein linker Fips Asmussen. Nur dass Becker dessen Tempo nicht erreicht.

Für ARD-Zuschauer reicht das auch: nichts Neues. Nur Erwartbares. Genau richtig, um vorm Fernseher etwas Lebenszeit von der Uhr zu nehmen. Doch Maischberger muss 75 Minuten füllen. Die sind lang. Nicht nur für sie. Also befragt sie Becker auch zu aktuellen politischen Themen. Etwa Lützerath. Und da haut dann der linke Gutverdiener launig raus, dass RWE schlimmer sei als die RAF. Maischberger kichert kokett wie ein Schulmädchen und geht über die dreiste Entgleisung hinweg. Sollen sich die Opfer und die Angehörigen mal nicht so haben, wenn ihr Leid verhöhnt wird – beim gemeinsamen Kölsch da hauen sie ganz andere Witze raus. Der Jürgen und die Sandra.

Becker ist laut seines Wikipedia-Eintrags ein Spätentwickler. Demnach blieb er als Schüler zweimal sitzen, lebte später in einer Bauwagensiedlung, aber profitierte vom deutschen Wohlstand, der sich Fachhochschul-Studiengänge für Sozialarbeiter und einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk leisten kann, in dem für den Humor-Beamten Becker genug Platz ist. Witzig muss er nicht sein, das Publikum der ARD erwartet nur, dass sich Vertrautes auf der Glotze bewegt. Den Strom zur Übertragung von Beckers Altlinkenwitz liefert zuverlässig RWE – und irgendwie ist das tatsächlich ein schweres Verbrechen.

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