In den vergangenen Tagen entwickelte sich #BuyxFaselt zu einem Trend auf der Plattform X (ehemals Twitter), nachdem die Ethikratsvorsitzende Alena Buyx Anzeige gegen den Hannoveraner Wirtschaftsprofessor Stefan Homburg erstattet hatte. Sie hetzte ihm die Polizei auf den Hals, nur weil er getwittert hatte, sie würde „faseln“…
Die gute Nachricht gleich vorweg: Klaus Wowereit lebt. Der SPD-Mann – ewig nicht gesehen – der als Regierender Bürgermeister 13 Jahre lang erfolgreich mithalf, Berlin in Grund und Boden zu wirtschaften, der den Trödel-Flughafen BER zum Gespött der ganzen Welt machte – er lebt. Und er sieht wahnsinnig erholt aus. Braungebrannt. Schnieke Toga von Charme und Anmut (C&A). Die Rente tut ihm gut. Und Berlin hat ja auch etwas davon.
Kurzes Buzzword-Bingo, um das Wichtigste abzuhaken:
– „Olaf Scholz hat das Vertrauen der SPD.“
– „Wir haben große Herausforderungen.“
– „Da ist auch nicht so viel Zeit zum Nachdenken.“
– „Ich bin mit Herz und Seele im politischen Bereich engagiert.“
Hat er alles gesagt, der Wowi. Fein. Man fragt sich allerdings nach der verlorenen Viertelstunde, wo man die schöne Lebenszeit zurückbekommt. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Doch, war es. Leider. Wowi lebt. Sieht erholt aus. Redet irgendwelches Zeugs. Das ist die ganze Information.
Die restlichen Themenblöcke des wie üblich dreigeteilten Maischberger-Abends sind ähnlich unerquicklich.
Auch hier ein kurzes Buzzword-Bingo aus der Journalisten-Runde:
– „Weil er unsere Werte verteidigt“ (Julie Kurz aus dem ARD-Hauptstadtstudio über Selenskyj).
– Die Ukraine ist „eine demokratische Gesellschaft“ (Vassili Golod, ARD-Ukraine-Korrespondent) – über das Land, das sämtliche freien Medien verboten hat und in dem eine Online-Todesliste für Gegner der eigenen Politik gepflegt wird, auf der Verstorbene den Stempel „liquidiert“ erhalten.
– „Er zaudert ja schon seit zwei Jahren“ (Sportreporter Waldemar Hartmann über Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Einstellung zu Waffenlieferungen).
Das Geschwätz über die Kriegsstrategie in der Ukraine ist bisweilen unerträglich. Man kennt es ja: Völlig unwissende Besserwisser geben strategische Ratschläge an der kuscheligen TV-Theke. So sagt etwa Waldi Hartmann, und das in vollem Ernst, über den zögerlichen Olaf Scholz: „Jetzt waren wir bei Taurus, und irgendwann muss es ja mal weitergehen!“
Was meint der Sportreporter damit? Deutsche Waffen auf Ziele in Russland? Deutsche Soldaten – ganz offiziell – in der Ukraine? Inoffiziell sind sie dort ja längst, wie das abgehörte Bundeswehrgespräch vom Frühjahr gezeigt hat. Ist sich Weißbierfachmann Hartmann darüber im Klaren, dass in einem solchen Fall Russland ganz offiziell das Recht hätte, wieder in Deutschland einzumarschieren? Denn deutsche Waffen gegen Russland würden einen Bruch des Zwei-plus-Vier-Vertrags bedeuten. Russland könnte den Vertrag also einfach kündigen oder als nichtig ansehen und den Osten der Bundesrepublik wieder besetzen. Ob Hartmann sich dieser Konsequenzen bewusst ist?
Die Selenskyj-Rede habe sie im Übrigen geschwänzt, weil keine Möglichkeit für einen Austausch vorgesehen gewesen sei. „Die einzige Reaktion wären Standing Ovations gewesen“, sagt Wagenknecht, und das war ihr offenbar zu doof. Nachvollziehbar.
Als Wagenknecht daran appelliert, doch bitte die Friedensverhandlungen in Istanbul wieder aufzunehmen, die abgebrochen wurden, muss ihr sogar Weisband zustimmen. Die Autorin fordert allerdings (Buzzword-Bingo!) ganz selbstverständlich mehr Waffen. Und mehr Waffen. Und mehr Waffen. „Die Nato tut der Ukraine keinen Gefallen damit, dass sie sie an diesen dünnen Tropf hängt, wo man zu viel zum Sterben bekommt und zu wenig zum Leben.“
So oft Maischberger der neuen Parteichefin Wagenknecht ins Wort fällt, so sehr muss man diese für ihre Gelassenheit bewundern. Es ist das alte Spiel der ÖRR-Talkshows. Aber Wagenkecht hat dafür erkennbar das dickste Fell. Allein rund 15-mal fragt Maischberger sie nach irgendeinem „Plan B“, was auch immer das sein soll. Plan B, Plan B, Plan B – egal, was Wagenknecht gerade sagt. Es nervt.
Und Wagenknecht? Bleibt die ganze Zeit völlig entspannt. Respekt und Anerkennung an der Stelle. 15-mal Respekt und 15-mal Anerkennung. Völlig unabhängig von ihrer politischen Position.
Ach ja, das Buzzword-Bingo sei auch zu diesem Block noch angehängt. Alle Zitate stammen von Marina Weisband, sie war einfach unschlagbar:
– „Wir haben keine gespaltene Ukraine.“
– „Dieses Land ist ohne Krieg gar nicht mehr regierbar“ (über Russland, und warum es ganz bestimmt weitere Länder angreifen wird).
– „Wir brauchen nicht weniger Demokratie sondern mehr.“
– „Wir müssen jetzt demokratische Projekte fördern.“
An dieser Stelle kam übrigens der einzige Applaus in dieser Runde. Das Publikum ist eben korrekt genudgt und stramm erzogen. Es gehorchst aufs Stichwort: „Demokratie“? – Applaus, Applaus, Applaus!