Auch wenn Sie durch Dauerberieselung der Öffentlich Rechtlichen das Gefühl haben, alle Briten bedauerten zerknirscht ihre Entscheidung, Europa zu verlassen, und wollen nun doch um jeden Preis brave Brüsseler Untergebene bleiben – lassen Sie sich keinen Exit vom Brexit aufbinden. Der Brexit bleibt, trotz Demonstrationen und den sie unterstützenden Millionen von Soros und anderen, alleine schon weil, so der höfliche englische Botschafter Sir Sebastian Wood sinngemäß: Das Volk hat abgestimmt, da muss die Regierung liefern. Für deutsche Leser vielleicht überraschend, aber das unterscheidet die englische Demokratie von EU-Demokraten, bei letzteren wird so oft abgestimmt, bis es endlich passt (und wenn dazwischen Jahre vergehen).
Sollte da auf zweithöchsten Befehl ein Combexit eingeleitet werden? Sinn machte das durchaus, denn, so tragisch das auch ist, neben dem Ex-Volkshochschullehrer und Ex-Außenminister Gabriel hat die SPD nur ausgewiesene Ladenhüter fürs TV Programm, dem Wähler schwer vermittelbare Personen. Neben dem verschlagenen Maas, der überforderten Barley, der krakeelenden Nahles oder dem falsches Pathos heuchelnden Schulz kann unser Siggi mühelos mit jedem sympathischen Loseverkäufer („Greifen Sie zu! Garantiert keine Nieten!“) mithalten. Wie sagte Merkel so schön vor ein paar Tagen: Mit Griesgram gewinnt man keine Menschen. Und ein Griesgram war der Siggi nicht, sondern eine begnadete Plaudertasche, die mit demselben Gesichtsausdruck selbst sich widersprechende Argumente glaubhaft vermitteln kann.
Ansonsten weiß Siggi, „das es uns was kostet“, schließlich sind wir Exportweltmeister, da verteilen wir quasi nur um (Dass wir via Target-Salden unsere Exporte selbst bezahlen, ist ihm wohl genau so unbekannt, wie die Tatsache, dass wir schon länger Exportweltmeister sind).
Selbst dass die EU nur überlebt, wenn sie Wohlstand schafft, „schockartige Zuwanderung“ in die Sozialsysteme verhindert und „fair und gerecht“ ist, hören wir aus Siggis Munde. Und wie weit die EU davon entfernt ist. „Deshalb sind gerade die Arbeiter immer dagegen“, wegen Niedriglöhnen und Steuerflucht der Reichen. Was soll nun sein „anderes Europa“ sein?
„Das muss man für deutsche Zuschauer erklären“, doziert der neue Universitätsdozent s.c. (socialdemocratis causa) Siggi Gabriel (er hat einen Nebenjob an der Uni Bonn). „Die Engländer wollen den Binnenmarkt behalten“ – „obwohl wir einen Außenhandelsdefizit haben“, wirft Sir Sebastian ein – „als Güterfreiheit ja, Personenfreiheit nein.“ Das ist ja das, was Salvini und die anderen auch wollen. Dann wäre die EU im Eimer! Vielleicht sollte man etwas vereinbaren, wonach die Engländer sich „im Prinzip“ einverstanden erklären, und dann im Kleingedruckten …?
Jedenfalls sind nur noch vier EU-Staaten für eine Vertiefung der Gemeinschaft. Deutschland (klar, verrückt), Frankreich (solange Deutschland zahlt), die Steueroase Luxemburg (auch klar, lohnt sich) und Belgien (die haben sonst nix). Vier gegen 24! Was ist jetzt mit #wirsindmehr, und wer sind da die Geisterfahrer?
Im Grunde ging es um Merkels Migrationschaos, aber darüber zu sprechen wurde vermieden. Siggi glaubte noch anmerken zu müssen, dass es sich bei der Personenfreizügigkeit um Polen und Rumänen handele, was wir mit Hinweis auf Calais an dieser Stelle übergehen. Amüsant war noch, wie der weltläufige Gabriel über Boris Johnson, so eine Art britisches Spiegelbild seiner selbst, schimpfte. Der spiele „ein übles Spiel“, habe keinerlei Überzeugungen, sondern „wolle nur Theresa May absägen“. Tja, von dem hättest Du noch einiges lernen können …