Bei Sandra Maischberger wird am Mittwochabend das Thema Vergewaltigung zusammen mit Trump und Klimawandel in einen Topf geworfen und Putin als „Hitler dieses Jahrhunderts“ gekürt. Genauso wild geht es in der Runde von Markus Lanz zu. Dort sitzt Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD. Sehnsüchtig sucht man den Speed-up-Knopf. Leider ist diese Funktion im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht zu finden. Also Augen zu und durch. Ein harter Einstieg in die Sendung beginnt schon mit der Frage, ob Olaf Scholz der Kanzlerkandidat der SPD wird.
In Slow Motion stottert Lauterbach, dass er den aktuellen Stand nicht wisse und wie hervorragend jener aber doch seine Arbeit als Kanzler geleistet habe. Verwirrung stellt sich in der Runde ein und Lauterbach wird mit ungläubigen Blicken betrachtet. Lanz holt ihn in die Realität: „Die Umfragen sind miserabel!“ Doch Lauterbach ist fest überzeugt: Die SPD wird geschlossen hinter Olaf Scholz als Kanzlerkandidat stehen – auch wenn das noch nicht offiziell ist und ein gewisser Verteidigungsminister Pistorius noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Äußern möchte sich Lauterbach dazu nicht, könnte er auch gar nicht, da er ja gar keine Ahnung hat, wie er immer wieder wiederholt.
Markus Lanz versucht einen weiteren Anlauf. Ein Wahlplakat aus dem letzten Bundestagswahlkampf zeigt Scholz als „Kanzler für bezahlbares Wohnen“. Lauterbach räumt ein, dass er das „noch nicht“ sei und drückt auf Wiederholungsschleife. Schuld daran ist abermals erstens die FDP, welche „die Reform blockiert hat, mit der die Mieten hätten gedeckelt werden können“, und zweitens die wirtschaftlichen „Herausforderungen der Inflation und des [Ukraine] Krieges“. Nachdem Lauterbach damit fertig ist, seine Worte durch Honig zu ziehen, schaltet sich der Chefredakteur von Table.Media, Michael Bröcker, ein. Endlich bekommt die Sendung Speed und jemand spricht aus, was sich alle denken. „Er ist der Kanzler der Widersprüche und der nicht erfüllten Versprechen. Die Menschen sind enttäuscht von Olaf Scholz!“
Eines dieser Projekte ist zum Beispiel das Bürgergeld. Ein großer Teil ging davon auch an ukrainische Flüchtlinge. Aber Moment, da gibt es ein Problem. Das gesteht sogar Lauterbach ein. Ukrainische Flüchtlinge beteiligen sich nicht wie in anderen Ländern am Arbeitsmarkt, dafür ist das Bürgergeld zu hoch. Aber das konnte man ja nicht ahnen, so Lauterbach. Er sieht auch ein, dass das korrigiert werden muss, und Lanz unterstreicht beipflichtend: „Die Politik sollte das sehr klarmachen. Für die Tatsache, dass er [der ukrainische Flüchtling] auf dem Sofa sitzen bleibt, müssen ganz viele andere vom Sofa jeden Morgen aufstehen.“
Die SPD versucht also wieder zurück zu ihrem Ursprung zu gelangen: eine Arbeiterpartei zu sein. Viele Wähler sind aber schon lange zur AfD gewechselt. Olaf Scholz soll diese wieder zurückholen, denn Lauterbach ist überzeugt: „Bisher ist und war Olaf Scholz ein erfolgreicher Kanzler. Das ist meine Sicht. Viele Bürger sehen es auch so.“ Auf Bröckers Gesichtsausdruck zeichnet sich Spott ab. Verübeln kann man es ihm nicht. Lebt Lauterbach doch offensichtlich in einer völlig verdrehten Welt.
Lauterbach kann dazu nur sagen, dass das „Rußleserei“ ist. Lanz fragt spöttisch nach: „Die These haben Sie noch nie gehört?“ Lauterbach lacht in sich hinein: „Die These höre ich jetzt zum ersten Mal.“ Lanz lacht auf und Bröcker seufzt „Herr Lauterbach!“ Lauterbach grinst selbstgefällig: „Ein Scherz ist mir ja auch erlaubt.“
Bröcker kommt aber wieder seriös zurück zum eigentlichen Thema: „[Klingbeil und Mützenich] gehen lieber mit Scholz in den Untergang als ihn auf offener Bühne wegzuputschen.“ Zum Abschluss sprudelt es aus Lauterbach heraus: „Den Untergang werden wir hier nicht sehen.“
Die Neuwahlen werden für Gesundheitsminister Lauterbach ein unverhofftes Erwachen geben.