Robert Habeck bei Markus Lanz. Es ist perfekt inszeniert. Lanz tut das, was er am besten kann: schmeicheln, loben, flirten. Robert Habeck habe als Landwirtschaftsminister „solide Politik“ gemacht, lang und breit erzählt er einen angeblichen Erfolg nach dem anderen, Plagiatsjäger Weber habe gesagt, dass die 20 Bücher (diese Zahl betont er immer wieder), die Robert Habeck geschrieben hat, absolut plagiatsfrei gewesen wären. Das mündet schließlich in der Schlüsselszene des Abends: Lanz spielt die mittlerweile legendäre „Hühner, Schweine, Kühe Melken“-Szene vor. Was habe sich Robert Habeck in diesem Moment gedacht, fragt der Moderator.
Habeck erzählt mit einem Lächeln auf den Lippen, dass er das als Kompliment begriffen hätte, schließlich sei Landwirtschaft ein harter Beruf – das nimmt er zum Anlass zu erzählen, wie er Landwirte besucht hat und schildert, wie hart sie arbeiten würden. Niemand glaubt, dass er in dem Moment so empfunden hat, aber Habecks merkwürdiger Charme wirkt irgendwie. Sogleich springt ihm die (tatsächlich) promovierte Völkerrechtlerin Helene Bubrowski zur Seite, die entscheidende Sätze zu Baerbock sagt. Nämlich, dass man es gerade ihr so übel nimmt, weil sie sich selbst als „Sauberfrau, akribisch, gut vorbereitet“ dargestellt habe. Habeck würde man etwaige Fehler nicht so übel nehmen, da er nicht dieses „Streberimage“ habe. Und dann stelle sich die Frage: „Was bleibt eigentlich?“ und: „Wer ist eigentlich diese Frau“? Eine entscheidende Frage.
Markus Lanz scheint das auch genau wissen zu wollen: immer wieder fragt er Robert Habeck, was er zu Baerbocks Skandalen denkt, zu Oliver Krischer peinlichen Rechtfertigungsversuchen, zur Kommunikationsstrategie, und ob die Glaubwürdigkeit der Grünen beschädigt sei. Habeck zeigt gespielte Reue, Vertrauen sei „angeknackst“, aber „nicht irreparabel“, das ganze sei ein „Kladderadatsch“, die Verteidigungslinie, alle Kritiker zu diffamieren, hätte gar nicht halten können. „Das ist nach hinten los gegangen“. Aber so richtig nimmt er Annelena Baerbock nicht in Schutz und seine Partei schon gar nicht – nur soweit wie es nötig ist, damit ihn seine Partei nicht als Verräter betrachtet, aber keinen Millimeter mehr.
Zeitweise scheint er es richtig zu genießen. Der Habeck, der so gedemütigt wurde, der die Grünen erst mit seinem Schnullerbacken-Stil in die Herzen des neubürgerlichen Milieus katapultiert hatte und die Früchte der Arbeit nun einer anderen überlassen muss – dieser Habeck zeigt der Partei an diesem Abend, wie es gegangen wäre. In der Woche, als der Skandal hoch kam, sei er Wildzelten gewesen und daher nicht erreichbar. Die Botschaft dieses Abends ist klar: Mit ihm wäre so etwas jedenfalls nicht passiert. Vielleicht hat er damit sogar recht.