Tichys Einblick
Der 16-Prozent-König pfeift La Paloma 

Klingbeil im Kuschel-Club: Katzen würden Miosga kaufen

Von Katzen heißt es, sie lieben feste Rituale. Alles soll bitte jeden Tag so sein wie immer. Futter am selben Platz zur selben Zeit. Nur Trockenfutter bitte immer bereitstellen. So gesehen, wäre Miosga perfekt für Katzen: immer dasselbe. Und die ganze Zeit superdröge. Von Michael Plog

Screenprint ARD / Caren Miosga

Man fragt sich, wofür genau Miosga eigentlich rund 5,8 Millionen Euro pro Jahr an Gebührengeldern verbrät. Kluge Fragen sind jedenfalls nicht dabei. So tiefenentspannt, wie sich SPD-Fraktionschef Lars Klingbeil durch den Talk kuscheln darf, kommen bisweilen sogar Habeck-Vibes auf. Wenn ein Gast die ganze Sendung über grinsend und ausschweifend herumsalbadern kann, läuft etwas gründlich schief im Staate Gähnemark. Miosga hat die Talkshow zerstört. Ihre Sendung ist derart blutleer, dass man an dieser Stelle kaum ein nennenswertes Zitat bringen kann, ohne den Leser in den Tiefschlaf zu treiben.

Duzen sich Klingbeil und Merz? Wichtige Frage …

Die drei ARD-Stuhlkreise Maischberger, Caren Miosga und Hart aber Fair kosten in zwei Jahren (2024 und 2025) 41,5 Millionen Euro. Wofür eigentlich? Für Fragen, ob sich Klingbeil mit Friedrich Merz duzt? (Ja, seit drei Tagen, toll). Ob Merz sich bei Klingbeil entschuldigt hat für seine Kolaboration mit der AfD (ja, hat er offenbar, aber nicht direkt, eher so…ach ist doch auch egal). Oder für die Frage, ob Klingbeil denn das freundliche Gesicht der SPD „ausreichend in Schutz“ nimmt, weil Saskia Esken doch „so hart mitgespielt wird“? (Ja, macht er). Doch. Darum ging es in der Sendung.

Wenn man als Berufszuschauer während der Sendung aus lauter Langeweile zweimal  zum Kühlschrank latscht, weil es partout nichts zu Notieren gibt, dann kann man schonmal sauer werden, schon aus Gründen der persönlichen Diät-Räson. Vielen Dank auch, Frau Miosga! Das Futter war feucht und kalorienreich. Und dazu noch trockene Chips.

19.000 Euro kostet uns Miosga pro Minute, und man kann es nicht oft genug bestöhnen. Dafür erfahren wir, dass es zwischen Merz und Klingbeil „auch viel Trennendes“ gibt, weil der eine für Borussia Dortmund schwärmt und der andere für den FC Bayern München. Dass die beiden „über alle Fragen geredet“ haben, denn es sei „die Basis für eine Vertrauensgrundlage“ – eine Formulierung, bei der Baerbock ganz hart grüßen lässt.

Klingbeil, der neue deutsche 16,4-Prozent-König von Deutschland, der in den Koalitionsverhandlungen die CDU wahlweise vor sich hertreibt oder am Nasenring durch die Manege führt, der sogar drei Grundgesetzänderungen bekommt, noch bevor überhaupt eine Regierung besteht, dieser Klingbeil hat auch heute Abend freie Fahrt. Immer wieder darf er betonen, dass ihm die Finanzen wichtig sind und dass ihm doch die Finanzen so wichtig sind und dass ihm aber vor allem die Finanzen so wahnsinnig wichtig sind, dass es Miosga kaum im Stuhl hält vor Freude. Sie kiekst und kichert und fühlt sich toll, wenn sie ihn fragt, ob er denn Finanzminister wird, ohne ihn direkt zu fragen, ob er Finanzminister wird. „Unser Land muss viel besser, effizienter, schneller und unbürokratischer werden“, palavert Klingbeil. „Es macht in Deutschland ja keinen Spaß mehr, ein Unternehmen zu führen, einen Verein zu führen oder ein Haus zu bauen. Wirtschaft ist das Thema Nummer eins für mich in diesem Koalitionsvertrag.“

Wenn ausgerechnet Klingbeil die CDU lobt und behauptet, sie habe Erfolge gegen die SPD heraus verhandelt, ist das schon einigermaßen skurril. Zumal er nichts, aber auch gar nichts Konkretes benennen kann, außer „mehr Grenzkontrollen“ und Zurückweisungen in – wichtig – „enger Abstimmung mit den europäischen Partnern“. Ergo: eher doch nicht. Oder, Thema Bürgergeld. Klingbeil: „Wir kommen zu Veränderungen.“ Welche? Sagt er nicht. Fragt auch keiner. Miosga schnurrt.

Einig gegen Trump geht immer

Beim Thema Trump herrscht mal wieder erschreckende Einigkeit, die man so zusammenfassen kann: Ein Frieden in der Ukraine wäre nicht so gut, denn die USA fallen als verlässlicher Partner Europas aus, und die Ukraine braucht dringend mehr Waffen. Auch wenn gerade ein Frieden ausgehandelt wird – schiet wat op, wie der Küstendeutsche sagt. Klingbeil ist hart: „Es gibt keinen Grund, auch nur einen Zentimeter auf Putin zuzugehen.“ Oder zur Ukraine: Es gehe darum, „dass wir jetzt dafür sorgen, dass sie Waffen haben, um diesen Krieg zu bestehen“.

Immer wieder formuliert Miosga besonders scharf contra USA und contra Russland. Journalistin Rieke Havertz von der darbenden Medienplattform „Zeit Online“ ist ganz auf ihrer Seite. Der geleakte Signal-Chat mit J.D. Vance und Pete Hegseth etwa zeige, wie wenig die USA von Europa halten und müsse eigentlich einen Rücktritt zur Folge haben. Seltsam, zu dem von Russland abgehörten Chat der Bundeswehr-Offiziere, die einen Angriff auf die Krim-Brücke mit deutschen Waffen durchspielten, hörte man derlei Forderungen seinerzeit nicht. 

Nur Florence Gaub fährt der Runde gelegentlich in die Parade. Die Forschungsdirektorin der NATO-Militärakademie erinnert etwa an das peinliche, abgehörte Gespräch mit der US-Diplomatin Victora Nuland („Fuck The EU“) oder erwähnt, dass Donald Trumps Wähler insgesamt eigentlich sehr optimistisch seien. Selbst einer möglichen dritten Trump-Amtszeit, die in deutschen Medien gern wie eine Machtergreifung beschrieben wird, weil dafür die Verfassung geändert werden müsste, diesem Szenario nimmt Gaub den Schrecken. Das alles habe es schon in der Vergangenheit gegeben und „wäre jetzt nicht so ein historischer Superbruch.“

Ganz klar: Die Dame wird so schnell nicht wieder eingeladen. Sie vergiftet das Futter.

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