Die internationale Presse arbeitet sich emsig an dem Rätsel ab, warum plötzlich Macrons grünes Mitbringsel vom Rasen vor dem Weißen Haus verschwunden ist. Angela Merkels holprigen Auftritt im Oval Office erwähnen en detail wenige. Auch wurde ihre Reise und deren hochtrabende Ziele zwar angekündigt, am “Tag danach” hüllt man sich jedoch gnädig in Schweigen.
Die I-News schreibt, dass “das Patt-Treffen der Kanzlerin und des Präsidenten darauf hindeute, dass da Ärger bevorstehe.” Die Wohlfühlmusik bei Merkels Besuch im Weißen Haus habe nur etwa 2 Stunden angedauert, und keinen der diplomatischen Durchbrüche gebracht, die sie gewollt hätte, im scharfen Kontrast zum Pomp der dreitägigen Anwesenheit von Emmanuel Macron.
Der bedeutende persönliche Faktor sei hier die Kollision des Stils und der Werte von Trump und Merkel. Die Nachrichtenseite sieht Angela Merkel vor Margaret Thatcher und kurz hinter Bismarck, (Anm: im Bezug auf die Dienstjahre) und bemerkt, dass Merkel scheinbar am Freitag angesichts des kurzen Besuchs und ihrer gestörten Beziehung zu Trump keine entscheidenden Fortschritte erreicht habe. Was die Gangart beim im Juni bevorstehenden G7 Treffen noch beschleunigen werde.
Reuters-Meldung bei der Fiji Times: Merkel und Trump hätten trotz der Spannungen zwischen den beiden Alliieten bei ihrem Treffen im Weißen Haus versucht, eine “Wärme und Freundschafts-Show” abzuziehen.
National Private Radio (NPR) sind zwar eine Reihe “seltsamer” Momente beim Treffen zwischen Merkel und Trump aufgefallen, trotzdem sei dabei nichts Greifbares herausgekommen. Und für die Deutschen habe sich das freitägliche Arbeitstreffen zwischen Beiden “unerwartet freundlich, aber auch zeitweise seltsam abgespielt. Die Kanzlerin, die üblicherweise eher reserviert sei, habe überrascht dreingeblickt, als Donald Trump sie mit Küsschen auf beide Wangen empfange hätte, einer Begrüßung, die sich der Präsident wohl bei den Franzosen abgeschaut hätte … es sei wohl aber kein deutscher Brauch, daher zogen die Küsschen eine Flut deutscher Kommentare nach sich, auch von der BILD, die ein Video der Begrüßung als “erste Überraschung“ des Besuchs bezeichnet habe.
So versuchte Trump z.B. laut NPR, die traditionelle “Raute” der Kanzlerin nachzumachen. “Merkel habe auch angesprochen, dass deutsche Automobilbauer 480.000 Fahrzeuge aus ihren Fabriken in den USA exportieren würden, was den Amerikanern Einkommen und Jobs sichere. Die deutsche Präsentation schien aber jedenfalls den amerikanischen Präsidenten nicht weiter zu bewegen, denn er habe in der gemeinsamen Pressekonferenz wiederum faire und auf Gegenseitigkeit aufbauende Handelsbeziehungen verlangt.” Sie habe während der sich hinziehenden Pressekonferenz dann “damit gekämpft, ihr übliches Pokerface zu bewahren. Manchmal habe sie, während Trump gesprochen habe, das Gesicht verzogen oder irritiert dreingeblickt. Trotzdem hätten viele deutsche Analysten das Treffen zu einem Erfolg erklärt.”
“Viele zentrale Punkte seien noch ungeklärt, aber es sei nicht die totale Katastrophe, die manche befürchtet hätten” zitiert I-News Constanze Stelzenmüller vom Brookings Institut. “Das zeige auch Merkels Fähigkeit, in einer scheinbar ausweglosen Lage cool zu bleiben und sich wieder – scheinbar – Terrain in einem Bereich einer Beziehung zurückzuerobern, von der man geglaubt habe, dass sie wirklich schlecht und unrettbar verloren gewesen sei. Sie habe gezeigt, dass sie eine gemeinsame Gesprächsbasis mit Trump finden könne: und das sei mehr, als viele von uns erwartet hätten.” so Frau Stelzenmüller weiter.
CBS Philadelphia versucht sich an einer Erklärung: “Präsident Trump habe gesagt, dass die Leute seinen Draht zur deutschen Kanzlerin Angela Merkel unterschätzen würden. Ihm zufolge habe man ein ganz tolle Beziehung, eigentlich schon von Beginn an gehabt, was aber ein paar Leute nicht verstanden hätten. Aber er und sie wüssten das, und darum gehe es.”
Bei Yahoo dominiert die Kanzlerin Trump, der ihr im Weißen Haus einen scheibar frostigen Empfang bereitet hätte, mit “einer einzigen Handbewegung:” Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel habe Trump einen dreistündigen Besuch abgestattet, den manche “seltsam und unbequem” genannt hätten. Und holt sich Susan Constantine, eine Expertin für Körpersprache, um das Treffen genau zu analysieren, derzufolge “die Öffentlichkeit genau richtig liege, wenn sie hier von einer sehr belasteten Beziehung spräche.”
“Nehmen Sie mal den Handschlag auf dem Podium: Die Handfläche des Präsidenten zeigt nach oben, eine Position der Schwäche, und er sieht so aus, als ob ihm die dominante Lage von Merkels Hand peinlich sei.”
Merkel und Trump hätten beide sehr “streitlustig ausgesehen. Sie mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht, denn sie habe in dem Moment die Oberhand gehabt, und er mit dem Versuch, Augenkontakt zu vermeiden und mit frustriert zusammengekniffenen Lippen.”
Der Guardian nennt die Besuche “Schuppen-Diplomatie” und meint zu wissen, warum Trump den französischen Präsidenten mit Samthandschuhen angefasst, Frau Merkel aber abgebürstet hätte.
Der US-Präsident könne gut mit vielen Führern der Welt, alles Männer: ein schlechtes Zeichen für Theresa May und Angela Merkel. Die Frauen führten zerbrechliche Koalitionsregierungen, was in seinen Augen wohl ein Zeichen der Schwäche sei, und sie seien bisher nicht in der Lage oder Willens gewesen, seinem Ego zu schmeicheln. Der Kontrast in der Körpersprache sei diesen Freitag brutal gewesen, als Merkel zu einem kürzeren Besuch gewesen und die beiden eine Pressekonferenz abgehalten hätten.
Vor demselben Hintergrund, vor dem Macron und er noch Männerumarmungen ausgetauscht hätten, hätten Trump and Merkel sich nur steif die Hände geschüttelt. Beim Anschied sei seine Hand in Richtung ihres Rückens gewandert, hätten diesen aber nicht berührt. Trump hätte gepoltert, dass “Washington ein sehr rauher Ort sein könne, was sie nicht wisse … und er habe Witze darüber gerissen, wie schnell man in Deutschland gefeuert werden könne.”
Merkels unterkühlte Reaktionen darauf: hochgezogene Brauen, gefurchte Stirn, verzogene Mundwinkel und gequältes Lächeln – bringen die Zeitung zu der Frage, wie sie wohl reagiert hätte, wenn sie der “Schuppenbehandlung” unterzogen worden wäre?
Vanity Fair ergreift eindeutig Partei für die Kanzlerin, in deren Mienenspiel sie ein “STFU” (also ein unhöfliches “seien Sie doch mal still”) meint lesen zu können. Ob Angela Merkel auch noch die Ausdrücke “Dummkopf und Orange Olaf” benutzt hätte, scheint eher unwahrscheinlich. Die deutsche Kanzlerin habe ihren Ekel während einer Pressekonferenz mit Donald Trump nicht verbergen können. Sie habe da weitergemacht, wo Emmanuel Macon aufgehört habe, also am Ausgangspunkt.
Ihr Besuch sei nicht als Love-Fest gedacht gewesen: also keine Umarmungen und Küsse, Händchenhalten, Bankette, 21-Kanonen-Salutschüsse, oder Paarungsrituale aus dem Reich der Tiere. Die Erwartungen seien trotzdem sehr niedrig gewesen, da man ja die Unfähigkeit des 45. Präsidenten komplexe, nuancierte Themen … zu begreifen, kenne.
Die Zeitung reiht dann mehrere Schnappschüsse von der Begegnung der beiden Regierungschefs aneinander und kommentiert sie mit Häme: “Hier habe sie gedacht: werde sie wohl drumherumkommen, ihn je wieder treffen zu müssen … Leben im Osten sei besser als dies hier…gebe es wohl ein deutsches Wort für Aus-der-Haut-fahren …”
Le Soir aus Belgien erkennt einen markanten Wechsel des Ambientes gegenüber dem Besuch Macrons, mit “viel weniger décorum, aber denselben Differenzen. So hätten die Beiden kurz im Oval Office die Hände geschüttelt, aber ihre Annäherung hätte sich, wenig überraschend, ohne Umarmungen, Schulterklopfen und demonstrative Zeichen von Komplizenschaft abgespielt.
Le Monde zitiert: “Der Präsident werde entscheiden: Mit drei Worten habe die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ihre gesamte Machtlosigkeit an der Seite Donald Trumps am 27. April zusammengefasst. Wie alle anderen Europäer vom guten Willen des Präsidenten der Vereinigten Staaten abhängig.”
Der Express aus Paris sieht ein schmuckloses Treffen zwischen Merkel und Trump, aber dieselben alten Differenzen. “Wie die FAZ geschrieben habe: Reste-Menu vom Gala-Essen zwischen Macron und Trump …”
Für La Croix aus Paris bleibt Trump auch im Angesicht von Merkel bei den “heissen Themen” vage, und habe sie ohne den leisesten Hinweis auf seine Pläne wieder abreisen lassen. “Die sich, nach dem Besuch von “Freund Emmanuel” kaum einen Tag in Washington aufgehalten, und deren Treffen mit Trump kaum 20 Minuten gedauert habe. Sie habe sich bei ihrem zweiten Treffen in der Ära Trump fürchten müssen, dass dieses genauso eisig und wenig freundlich wie ihr Erstes hätte werden können. Am 17. März 2017 sei der Affront total gewesen … dieses Mal habe Donald Trump sich dazu hinreissen lassen, Angela Merkel als eine “außergewöhnliche Frau” zu bezeichnen.
Der Corriere della Sera sieht eine “halbierte Kanzlerin” bei Trump, die bei ihm wenig Gastfreundlichkeit und nur “150” Minuten erhalte. Sie sei 2017 noch als “neue Führerin des Westens” beim neuen Präsidenten gewesen. Nun, ein Jahr, aber ein politisches Jahrzehnt später, gebe es diesen schwierigen und voller Risiken steckenden Besuch. Die, die da ins Weiße Haus zurückkehre, sei eine halbierte Kanzlerin: ein desaströses Wahlergebnis und sechs lange Monate politischen Stillstands haben sie intern entkräftet und damit auch auf dem internationalen Parkett blockiert.
Il Gironale aus Mailand sieht die USA-Mission von Merkel gescheitert, und sie selbst im Abstieg begriffen. Sei sie noch die größte europäische Führerin, oder offenbare sich da nun ein großer Bluff? Treibe die deutsche Lokomotive Europa, weil sie im Führerhaus stehe oder weil es sich um die fruchtbarste, aber auch egoistischste Volkswirtschaft des Planeten handle? Ein Zweifel, der anlässlich der doppelten Niederlage, die Angela Merkel in Washington kassiert habe, noch aktueller wird. Im Angesicht eines Präsidenten, der noch vor einem Jahr als “B-Klasse “ gehandelt worden sei, habe die Kanzlerin eine erniedrigende Niederlage einstecken müssen.
“Dieser Misserfolg sei nur der letzte in einer langen Reihe von Niederlagen, Irrtümern und Debakeln, deren schlimmste und unentschuldbarste die Öffnung der Grenzen durch Merkel für eine Invasion von Migranten aus Erdogans Türkei gewesen sei.”
El Confidencial aus Madrid beschreibt das, was Angela Merkel in Washington passiert sei, als “Antklimax” : Deren Arbeitstreffen sei so ausgegangen, wie erwartet: ohne konkrete Ankündigungen. Alle Analysten hätten das ähnlich gesehen : Wenn Emmanuel Macron schon zwischen Staatsdinees, Knuddeleien, und roten Teppichen keine Kompromisseaus Trump herausgeholt habe, werde das A. Merkel, dem genauen politischen und persönlichen Gegenentwurf des Präsidenten der Vereinigten Staaten noch viel weniger gelingen.