„Heizung, Strom, Ampel-Streit – Klima retten auf die harte Tour?“ Eine Aneinanderreihung von drei Begriffen, ein Gedankenstrich und eine nichtssagende Frage – man sieht sofort, es geht um Illner. Da es ARD-hart aber fair-Moderator Louis Klamroth wegen seiner Lebensgefährtin Luisa Neubauer mit solchen Themen zu einer Sendungen schwer hat, springt Illner ein? Nein, das ist jetzt unfair – Klamroth würde sich nicht durch sowas davon abhalten lassen, für Fridays for Future eine Dauerwerbesendung zu machen. Zurück zu Illner: Habeck macht Krawall bei der „Wärmewende”. Schon in neun Monaten will er ein Verbot von Öl- und Gasheizungen durchsetzen.
Schon bald kommt es zur Eskalation. Ricard Lang führt gerade aus: „Zu der Frage des Ungerechten. Da müssen wir doch auch sehen: Es ist eine Frage von Bezahlbarkeit. Der Preis für fossiles Gas wird in den nächsten Jahren nicht runtergehen, der wird allein schon durch den Zertifikatehandel weiter hochgehen. Das heißt, in zehn oder zwanzig Jahren ist das unbezahlbar, wenn ich jetzt eine Gasheizung einbaue.“ Kretschmer fährt dazwischen: „Wir reden über den 1. Januar 2024?“ Illner bestätigt das – von da an wird der Neueinbau von Öl- und Gasheizungen untersagt. „Aber das geht doch nicht, da müssen wir mal realistisch sehen, was an Technik da ist, was die kostet, was die Handwerker machen, was das kostet.“, empört sich Kretschmer und er klingt ehrlich am Ende. Doch das versteht man schon gar nicht mehr, denn Maybrit Illner ist beleidigt. Sie wollte gerade zum nächsten Gast umschwenken, da ist Kretschmer ihr jetzt mit der Kritik dazwischen gegrätscht, die doch eigentlich von ihr hätte kommen müssen. Das geht natürlich nicht – deshalb übertönt Illner ihn einfach. „Neben Ihnen sitzt eine entzückende Frau, die hört auf den schönen Namen Veronika Grimm“, redet sie lautstark über Kretschmer hinweg. Ricarda Lang sitzt mit einem triumphierenden Grinsen daneben und schaut Kretschmer nickend an, als würde Opi wieder vom Krieg erzählen.
Die entzückende Wirtschaftsweise mit dem schönen Namen, die es tatsächlich überlebt hat, ein paar Sekunden länger warten zu müssen, nennt dann eine sehr interessante Einschätzung: 60.000 Euro setzt sie für den Einbau der „klimaneutralen” Wärmepumpe an. Sie glaubt nämlich, dass die Preise in der Diskussion zu niedrig angesetzt werden. 60.000 Euro sind schon mal kein Schnäppchen – wenn Ricarda Lang Öl und Gas durch Zertifikatehandel da im Vergleich unbezahlbar aussehen lassen will, hat sie aber ganz schön was vor sich. In Deutschland gehen dann wohl die Heizungen aus. Die Gas-Expertin Grimm will stattdessen auf „Klimageld” und die Abwälzung der Kosten für den „Klimaschutz” auf die Reichen setzen. Ricarda Lang verbrüdert sich bei der Forderung sofort mit ihr und der vierte Gast der Sendung, Spiegel-Journalist Gerald Traufetter, sagt eh zu allem ja und Amen, was teuer und „klimaneutral” ist. Der einzige, der hier dagegen hält, ist CDU-Mann Kretschmer.
Es ist ganz großes Kino. Ob Kretschmer ein guter Schauspieler ist oder tatsächlich mal echte Emotionen auf den Tisch packt – ganz egal: es wirkt. Er wird immer lauter, haut auf den Tisch, während er sagt: „Ich finde das unsäglich, wenn ich Ihnen das sagen darf. Und das Ganze zum 1. Januar des kommenden Jahres. Es ist so unmöglich. Und ich bin froh darüber, dass das in der Zeitung steht, damit die Leute jetzt auch mal sagen können: Nein, das machen wir so nicht mit!“ Als Ricarda Lang darauf antwortet, bricht ihre Stimme tatsächlich. Kretschmer hat es tatsächlich geschafft: Er hat das Kind zum Heulen gebracht. Ja gut, sie hat sich schnell wieder gefangen. Doch nur, um sich direkt das nächste Eigentor zu schießen. Den Vergleich mit Planwirtschaft hält sie nämlich für der „Historie dieses Landes respektlos gegenüber“. Nicht unbedingt etwas, was man als jemand, der jünger ist als der Mauerfall, einem ehemaligen DDR-Bürger an den Kopf werfen sollte.
Kretschmer ist für den Rest der Sendung jedenfalls nicht mehr von seiner Palme runtergekommen – währenddessen ist Ricarda Lang ihr hämisches Grinsen eindeutig mal vergangen.