Tichys Einblick
Verbot von Öl- und Gasheizungen ab 2024?

Bei Illner: „Das ist Planwirtschaft – es wird nicht funktionieren!“

Michael Kretschmer: „Das ist Planwirtschaft! Und ehrlich gesagt, ich hab das erlebt - 40 Jahre lang - wie Planwirtschaft funktioniert - es wird nicht funktionieren!“

Screenprint: ZDF/maybrit illner

„Heizung, Strom, Ampel-Streit – Klima retten auf die harte Tour?“ Eine Aneinanderreihung von drei Begriffen, ein Gedankenstrich und eine nichtssagende Frage – man sieht sofort, es geht um Illner. Da es ARD-hart aber fair-Moderator Louis Klamroth wegen seiner Lebensgefährtin Luisa Neubauer mit solchen Themen zu einer Sendungen schwer hat, springt Illner ein? Nein, das ist jetzt unfair – Klamroth würde sich nicht durch sowas davon abhalten lassen, für Fridays for Future eine Dauerwerbesendung zu machen. Zurück zu Illner: Habeck macht Krawall bei der „Wärmewende”. Schon in neun Monaten will er ein Verbot von Öl- und Gasheizungen durchsetzen.

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Der Scheinwerfer dieser Sendung liegt da ganz besonders auf zwei Gästen: Ricarda Lang von den grünen Sonnenblümchen links und Michael Kretschmer von der CDU rechts von Illner. Auf Ricarda Langs Gesicht ist über die gesamte Sendung eine Mischung aus gequältem Dackelblick und Greta Thunbergs „How-dare-you“-Flappe eingemeißelt, die sie höchstens einmal ablegt, um hämisch zu lächeln, wenn ihr Gegner eins ausgewischt bekommt. Man würde meinen, dass das nicht so oft vorkommt, weil es im Plenum nur eine „kritische“ Stimme gibt – „kritisch“ deshalb in Anführungsstrichen, weil wir hier über Michael Kretschmer reden, aber der kennt Illner und ihren nicht vorhandenen Hang zu Fairness noch nicht. Direkt zu Beginn der Sendung bekommen sich Kretschmer und Lang in die Haare. „Jetzt würde ich Sie bitten, mal ein bisschen anzukommen in der Realität.“, wirft der sächsische Ministerpräsident der Grünen-Parteivorsitzenden an den Kopf.

Schon bald kommt es zur Eskalation. Ricard Lang führt gerade aus: „Zu der Frage des Ungerechten. Da müssen wir doch auch sehen: Es ist eine Frage von Bezahlbarkeit. Der Preis für fossiles Gas wird in den nächsten Jahren nicht runtergehen, der wird allein schon durch den Zertifikatehandel weiter hochgehen. Das heißt, in zehn oder zwanzig Jahren ist das unbezahlbar, wenn ich jetzt eine Gasheizung einbaue.“ Kretschmer fährt dazwischen: „Wir reden über den 1. Januar 2024?“ Illner bestätigt das – von da an wird der Neueinbau von Öl- und Gasheizungen untersagt. „Aber das geht doch nicht, da müssen wir mal realistisch sehen, was an Technik da ist, was die kostet, was die Handwerker machen, was das kostet.“, empört sich Kretschmer und er klingt ehrlich am Ende. Doch das versteht man schon gar nicht mehr, denn Maybrit Illner ist beleidigt. Sie wollte gerade zum nächsten Gast umschwenken, da ist Kretschmer ihr jetzt mit der Kritik dazwischen gegrätscht, die doch eigentlich von ihr hätte kommen müssen. Das geht natürlich nicht – deshalb übertönt Illner ihn einfach. „Neben Ihnen sitzt eine entzückende Frau, die hört auf den schönen Namen Veronika Grimm“, redet sie lautstark über Kretschmer hinweg. Ricarda Lang sitzt mit einem triumphierenden Grinsen daneben und schaut Kretschmer nickend an, als würde Opi wieder vom Krieg erzählen.

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Nun, ich bin ja nicht etwa übergenau oder gar typisch deutsch – aber ich habe mir mal den Spaß gemacht und die Redebeiträge von Ricarda Lang und Michael Kretschmer mit einer Stoppuhr gemessen – vom Anfang der Sendung bis zur Kretschmer-Grätsche von Illner. Diese Daten sind natürlich in keiner Weise wissenschaftlich. Bitte beachten Sie, dass ich zu dem Zeitpunkt diese Experiments vier Espressi intus hatte und mit etwa viereinhalb Stunden Schlaf durch den Tag gegangen bin – passen Sie also meine Reaktionsgeschwindigkeit dementsprechend an. Trotzdem waren die Ergebnisse tatsächlich interessant: Meinen Messungen zufolge hatte Ricarda Lang eine Redezeit von etwa 3:42 Minuten, Kretschmer 3:45 Minuten. Ziemlich ausgeglichen würde man doch denken – das Privileg des alten weißen Mannes bringt es nur auf einen Vorteil von etwa drei Sekunden. Besonders interessant in diesem Kontext ist auch die Art, wie Illner die beiden unterbrach (unterbrochen hat sie natürlichen jeden andauernd, wir reden hier ja über die gute Maybrit Illner). Denn während sie Kretschmer darstellte wie einen kaum zurechnungsfähigen Wahnsinnigen, der nicht verstehen kann, dass er in einer Talkshow sitzt und in keinem Einzelinterview, ließ sie Lang am Ende doch immer wieder ausreden und fasste ihre Argumente danach noch einmal sorgfältig zusammen, stimme ihr zu oder reicherte sie sogar noch mit zusätzlichen Argumenten an.

Die entzückende Wirtschaftsweise mit dem schönen Namen, die es tatsächlich überlebt hat, ein paar Sekunden länger warten zu müssen, nennt dann eine sehr interessante Einschätzung: 60.000 Euro setzt sie für den Einbau der „klimaneutralen” Wärmepumpe an. Sie glaubt nämlich, dass die Preise in der Diskussion zu niedrig angesetzt werden. 60.000 Euro sind schon mal kein Schnäppchen – wenn Ricarda Lang Öl und Gas durch Zertifikatehandel da im Vergleich unbezahlbar aussehen lassen will, hat sie aber ganz schön was vor sich. In Deutschland gehen dann wohl die Heizungen aus. Die Gas-Expertin Grimm will stattdessen auf „Klimageld” und die Abwälzung der Kosten für den „Klimaschutz” auf die Reichen setzen. Ricarda Lang verbrüdert sich bei der Forderung sofort mit ihr und der vierte Gast der Sendung, Spiegel-Journalist Gerald Traufetter, sagt eh zu allem ja und Amen, was teuer und „klimaneutral” ist. Der einzige, der hier dagegen hält, ist CDU-Mann Kretschmer.

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Ich muss zugeben (und das fällt mir ganz und gar nicht leicht), dass mich sehr viele Aussagen von Michael Kretschmer in dieser Sendung sehr angesprochen haben. Ich werde mich hüten, diese Sympathie auf irgendetwas anderes als diese Teile seines Auftrittes gestern auszudehnen, aber für diese Sendung war es gut, dass er da war. Und das will schon etwas heißen, für einen Typen, der die Verteidigung des „Klimakurses” seiner Partei mit den Worten „Angela Merkel hatte einen Plan“ einleitet. „Ich frage mich was die Menschen, die in diesem Land leben, eine Heizung haben, kleines Eigenheim oder kleine Wohnung haben, denken, wenn sie Menschen sehen, die mit einer großen Begeisterung darüber erzählen, wie das alles teurer wird und dass das so sein muss – ich finde das ist so an den Realitäten vorbei. Das ist Planwirtschaft! Und ehrlich gesagt, ich hab das erlebt – 40 Jahre lang – wie Planwirtschaft funktioniert – es wird nicht funktionieren!“ Da ist das hämische Grinsen auf Ricarda Langs Gesicht gänzlich verschwunden. Nun sieht sie aus wie ein bockiges Kleinkind, dem man den Keks wieder weggenommen hat. Als sie versucht durch Kopfschütteln ein Statement zu setzen, sieht sie aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.

Es ist ganz großes Kino. Ob Kretschmer ein guter Schauspieler ist oder tatsächlich mal echte Emotionen auf den Tisch packt – ganz egal: es wirkt. Er wird immer lauter, haut auf den Tisch, während er sagt: „Ich finde das unsäglich, wenn ich Ihnen das sagen darf. Und das Ganze zum 1. Januar des kommenden Jahres. Es ist so unmöglich. Und ich bin froh darüber, dass das in der Zeitung steht, damit die Leute jetzt auch mal sagen können: Nein, das machen wir so nicht mit!“ Als Ricarda Lang darauf antwortet, bricht ihre Stimme tatsächlich. Kretschmer hat es tatsächlich geschafft: Er hat das Kind zum Heulen gebracht. Ja gut, sie hat sich schnell wieder gefangen. Doch nur, um sich direkt das nächste Eigentor zu schießen. Den Vergleich mit Planwirtschaft hält sie nämlich für der „Historie dieses Landes respektlos gegenüber“. Nicht unbedingt etwas, was man als jemand, der jünger ist als der Mauerfall, einem ehemaligen DDR-Bürger an den Kopf werfen sollte.
Kretschmer ist für den Rest der Sendung jedenfalls nicht mehr von seiner Palme runtergekommen – währenddessen ist Ricarda Lang ihr hämisches Grinsen eindeutig mal vergangen.

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